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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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der Kreisverwaltung, elf aus den Volkskommunen, 66 aus den Produktionsteams und 485 Kader von den Arbeitsgruppen abwärts). [136]   Das ist eine statistische Zahl des Organisationsbüros des Gebietskomitees von Dingxi, in Wirklichkeit lag die Zahl viel höher. Manche Volkskommunen gaben die Losung »Herunter mit den weißen Bannern« aus; um dieser Losung nachzukommen, haben die Produktionsteams jeden, der zu spät zu einer Versammlung kam, zu den »weißen Bannern« gerechnet. Gleichzeitig wurde von den aktiven Mitläufern dieser Kampagne das »Rote Banner aufgepflanzt«, wofür man Auszeichnungen bekam, was dazu führte, dass einige junge Leute immer fanatischer wurden. In einem Bericht des Kreiskomitees von Tongwei vom 5. Juli 1965 heißt es, zwischen 1957 und 1959 seien über 10360 Bauern fälschlich als »weiße Banner« und reiche und obere Mittelbauern kritisiert und bekämpft worden. [137]  
    Um den Kommunismus willkommen zu heißen, kam es zu großen Verschiebungen und Transfers innerhalb des Kreises, was den Bauern große Verluste einbrachte. Der Gesamtwert dieser »Transfers« von Ackerboden, Arbeitskräften von Mensch und Tier, Ackergerät, Holz, Häusern, häuslichem Geflügel und Vieh bis hin zu Töpfen, Tiegeln und Pfannen belief sich auf über 9,9 Millionen Yuan.
    Die Produktion wurde jetzt von einem Punkt aus geregelt. Was angepflanzt werden sollte und was nicht, richtete sich nicht nach dem Willen der Bauern. Mit Maßnahmen wie »Vier nicht pflanzen« und »Fünf ausmerzen« wurde die Anbaustruktur willkürlich geändert. Gleichzeitig wurde eine große Anzahl von Arbeitskräften von der landwirtschaftlichen Produktionsfront abgezogen. Im Frühjahr 1958 wurden über 179000 Arbeitskräfte in die Industrie abgezogen (das waren 19,7 Prozent aller Arbeitskräfte). Im Mai wurden erneut 18000 Arbeitskräfte zu den Wasserbauarbeiten zur Umleitung des Tao abgezogen, im August, mitten in der Reifezeit der Felder, wurden ohne Rücksicht auf die Ernte über 50000 Arbeitskräfte zusammengezogen (das waren 51,4 Prozent aller Arbeitskräfte des Kreises), um die Untersuchung der Untersuchungsgruppe zur Bodenerhaltung des Zentralkomitees zu begrüßen; es wurde eine 60 Kilometer lange Schlachtlinie aufgebaut, die Türen wurden mit Girlanden geschmückt, rote Fahnen flatterten, Wandzeitungen waren überall in den Bergen, Trommeln und Gongs wurden geschlagen und es gab einen Ansturm auf die Projekte zur Bodenerhaltung. Im Oktober wurden erneut über 250000 Arbeitskräfte abgezogen für die großen Schlachten von Huajialing und Shijiashan.
    1959 wurden abermals über 50000 Arbeitskräfte zu Großprojekten im Wasserbau abgezogen. Das führte dazu, dass die Felder verödeten und die Getreideproduktion dramatisch sank: 1957 lag die Gesamtproduktion bei 164,23, 1958 bei 115,76, 1959 bei 83,86 und 1960 bei 36,342 Millionen Pfund. [138]  
    Auf der einen Seite brach die Getreideproduktion gewaltig ein, auf der anderen Seite wurden immer höhere Erträge nach oben gemeldet.
    Die geplante Gesamtproduktion für 1958 lag bei 380 Millionen Pfund, nach dem Herbst wurden über 260 Millionen Pfund nach oben gemeldet (das 2,25fache der wirklichen Menge), die Ankaufquoten wurden auf 43,60 Millionen Pfund festgelegt (wirklich in die Speicher kamen 41,54 Millionen Pfund, das waren 36 Prozent der Gesamtproduktion).
    Die geplante Gesamtproduktion für 1959 lag bei 240 Millionen Pfund, nach dem Herbst wurden über 180 Millionen Pfund nach oben gemeldet (das war das 2,15fache der wirklichen Menge), die Ankaufquoten wurden auf 54 Millionen Pfund festgelegt (wirklich in die Speicher kamen 39,58 Millionen Pfund, das waren 47,2 Prozent der Gesamtproduktion). Natürlich gehen diese nicht erfüllten Planziffern und übertriebenen Produktionsmeldungen auf den Druck von oben zurück. [139]  
    Die in den »Kreisannalen von Tongwei« aufgezeichneten Getreideankaufquoten für die entsprechenden Jahre liegen etwas niedriger, aber auch sie zeigen noch, welche Lasten den Menschen von Tongwei zwischen 1953 und 1958 aufgebürdet wurden. 1960 dann erlebte die Produktion durch das Massensterben einen ernsten Schaden, die Ankaufquoten mussten nolens volens herabgesetzt werden und haben bis in die 90er Jahre hinein nicht mehr die Höhe von 1959 erreicht.
    Schon früh, im Jahre 1957, ist es aufgrund der Getreideaufkäufe für die Speicher in einigen Gebieten zu Getreideengpässen gekommen, die Regierungen mobilisierten die Massen, altes

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