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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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aufplatzte und Blut floss. Esterhuysen schnappte reaktionsschnell mit der behandschuhten Rechten sein Bierglas, bevor es umfallen und seinen Kaschmirmantel beflecken konnte. Offenbar dämmerte ihm langsam der Ernst der Situation. Er winkte der Bäckereifachverkäuferin hinter dem Tresen. „Fräulein!“
    Die weibliche Fachkraft – kein Fräulein, sondern eine Frau, eher schon eine Walküre – kam sofort angerannt, riss den panischen Alfie vom Stuhl, stellte sich hinter ihn, schlang die Arme um ihn und drückte zu.
    Geschossartig verließ die Kiwi Alfies Schlund. Und erneut bewies Esterhuysen Reaktionsschnelligkeit. Er duckte sich seitwärts weg, und die Kiwi traf die Stirn eines sichtlich bayrischen Touristen, wo sie – eine Schleimspur wie eine Schnecke hinterlassend – nach unten rutschte, auf dem Nasenrücken an Tempo gewann und gleich einem Schanzenspringer abhob, um unmittelbar darauf punktgenau im Schritt des Mannes zu landen. Danach verlor sich ihre Spur.
    Esterhuysen hob den Zettel, den er Alfie zugeschoben hatte und der zu Boden gesegelt war, auf und steckte ihn in seine Manteltasche. Dann lächelte er die Bäckereiverkäuferin an. „Wirklich großartige Leistung, dankeschön!“, sülzte er, im übertragenen Sinne eine ähnlich klebrige Schleimspur hinterlassend wie die Kiwi.
    „Ich mach hier nur meinen Job“, erklärte sie ungerührt, wischte sich die mehligen Hände an der Schürze ab und marschierte wieder hinter ihre Theke.
    „Hm, glauben Sie, ich könnte mein Glück bei ihr versuchen, und sie fragen, wann sie Feierabend hat?“, erkundigte sich Esterhuysen bei Alfie.
    Alfie stützte sich im Stehen mit beiden Händen auf dem Tisch ab und atmete schwer. Dem Tod erneut knapp von der Schippe gesprungen, dachte er. Bananen- und Orangenstückchen hingen ihm im Haar.
    Esterhuysen sah zur Theke, dann wieder Alfie an.
    „Ich mag Frauen der Arbeiterklasse, grobschlächtig und mit Pranken, die zupacken können. Mit denen fühle ich mich so herrlich schmutzig. Meinen Sie, der Funke ist übergesprungen? Ich spüre oft ... wie soll ich es ausdrücken ... eine Chemie zwischen einer Frau und mir ... häufig leider mit unguten Folgen.“ Esterhuysen seufzte. „Nebenbei bemerkt: Pfefferspray schmeckt überhaupt nicht nach Pfeffer.“
    Alfies Erfahrungen mit Frauen beschränkten sich – mal abgesehen von Frau Schröpp – auf ein bisschen Knutschen früher in der Schule, mit Mädchen, die sonst keiner wollte, und auf zwei kurzlebige Begegnungen mit unscheinbaren Frauen, eine davon Buchhändlerin und viel älter als er, die andere käuflich. Das war ihm erst hinterher klar geworden, als sie ihn, weil er so viel Bargeld nie mit sich führte, unter Androhung von Gewalt zum Geldautomaten begleitete. Seither bewahrte er seine Ersparnisse im Ukulele-Kasten auf. Aber selbst er spürte, dass die stämmige Bäckereifachverkäuferin, sollte Esterhuysen sie noch einmal ansülzen, ihn zu Schmalzkeksen verarbeiten würde. Ohne Narkose und im eigenen Fett gebraten.
    „He!“, rief es von der Theke.
    Alfie sah auf.
    Die Frau der Arbeiterklasse winkte mit einem Wischtuch und einer Kehrrichtschaufel. „Ich bin gerade allein im Cafe, könnten Sie wohl Ihre Sauerei selbst beseitigen? Sehr freundlich, danke!“
    Esterhuysen hob eine Augenbraue und schnurrte.

    „Denken Sie darüber nach“, sagte Esterhuysen, bevor sich ihre Wege trennten, „aber denken Sie schnell, mein Angebot hat ein Verfallsdatum.“
    Sie standen auf dem Seefelder Dorfplatz. Es nieselte, darum waren die Bänke leer. Die Blumen in den Beeten schauten geknickt aus. Wer draußen unterwegs sein musste, ging schnell und mit gesenktem Kopf.
    Alfie kratzte sich an der Stirn und merkte zu spät, dass er sich an der vorhin aufgeplatzten Beule kratzte, die daraufhin wieder zu bluten begann.
    Esterhuysen lächelte ihn an. Wieso nur kam ihm dieses Lächeln pythonartig vor, so, als ob er gleich am Stück verschlungen werden sollte?
    „Bis wann brauchen Sie meine Antwort?“
    Esterhuysen lachte auf. Seiner eleganten Erscheinung konnte der Nieselregen nichts anhaben, es war, als machten die Tropfen bewusst einen Bogen um die schulterlangen Haare und den teuren Kaschmirmantel.
    Alfie war dagegen bereits gründlich durchnässt. Ein Look, der ihn noch jünger und noch inkompetenter erscheinen ließ.
    „Sie haben doch wohl die Summe nicht schon vergessen mein Junge, oder? Eine solche Summe zeugt natürlich von einer gewissen Dringlichkeit.“
    Wirklich merkwürdig, das

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