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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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seinen Namen?
    „Verzeihen Sie, wenn ich Sie einfach anspreche. Richard Esterhuysen. Aus Argentinien. Ich würde Ihnen gern ein Angebot unterbreiten. Ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können ...“ Er grinste. „Haben Sie zufällig gerade Zeit für mich?“
    Alfie zögerte. Sein Blick wanderte zu der Bäckerei mit Café gleich links.
    „Ich würde Sie auch auf einen Kaffee einladen“, bot Esterhuysen an. „Oder auf was immer ...“ Esterhuysen musterte Alfie. „Buttermilch? Mir wäre wirklich sehr an einem Gespräch gelegen. Es würde sich auch für Sie auszahlen, das kann ich Ihnen versichern.“
    Alfies Blick fiel auf die Kreidetafel an der Wand des Cafés, an der frischer Obstsalat angepriesen wurde. Das gab den Ausschlag.
    Gleich darauf saßen sie an einem der Tische in der hinteren Ecke bei Obstsalat und Bier.
    „Woher kennen Sie mich denn?“, wollte Alfie wissen und sezierte seinen Obstsalat, wobei vor lauter Konzentration die Zungenspitze zwischen seinen Lippen herauslugte. Bei aller Skorbut-Angst gab es Früchte, auf die er allergisch reagierte. Ananas zum Beispiel.
    Esterhuysen musste angesichts Alfies penibler Obsttrennung lächeln. „Seefeld ist ... sagen wir mal ‚überschaubar‘. Ich habe Erkundigungen eingezogen.“
    Alarmglocken schrillten in Alfie los. „Erkundigungen?“
    „Ich bin Investor und suche eine passende Immobilie hier im Ort. Man sagte mir, dass das Waldschlössl den Besitzer gewechselt hat. Und hier bin ich, mein lieber Gänswein. Ich möchte Ihnen das Waldschlössl abkaufen. Für eine erkleckliche, eine sehr erkleckliche Summe. Was sagen Sie dazu?“
    Alfie sagte gar nichts, weil seine Großmutter ihm beigebracht hatte, nicht mit vollem Mund zu sprechen. Er kaute seinen Bissen aus Kiwi, Erdbeere und Mango.
    „Wie ich hörte, haben Sie keine Ausbildung zum Hotelier. Für Quereinsteiger ist diese Urlaubshochburg nicht das richtige Terrain, hier hat man im Hotelgewerbe harte Konkurrenz von Profis, die das Geschäft besser als sonst wer verstehen. Zudem habe ich schon einen Blick auf das Waldschlössl geworfen – da ist doch einiges an Renovierungsarbeiten vonnöten. Wenn nicht sogar eine Kernsanierung. Und, bitte, verstehen Sie das nicht falsch, aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen die Banken das dafür nötige Geld, sicher eine sechsstellige Summe, vorstrecken werden.“
    Esterhuysen Blick glitt kritisch über Alfie, der leicht gebeugt über der Obstsalatschale kauerte. Die blonden Locken, das kindliche Gesicht, der Flaum am Kinn, die zerknitterte Windjacke – er wirkte wie ein Primaner, nicht wie ein Geschäftsmann. Und das wusste Alfie auch.
    Er dachte an seine vier Greise. Wenn die im Waldschlössl wohnten, das zugegebenermaßen sehr heruntergekommen war, dann hatten sie doch bestimmt keine andere Wahl, oder? Wo sollten die vier ihren Lebensabend verbringen, wenn er sein Schloss verscherbelte? Andererseits ...
    „Von welcher erklecklichen Summe sprechen wir denn hier?“, fragte er, ohne Esterhuysen anzusehen. Klang er gierig?
    Wenn er sich in der Welt auch nur ein bisschen ausgekannt hätte, hätte er gewusst, wie sehr Geschäftsleute gierig mögen – gierig lässt sich kaufen, man muss sich nur über den Preis einig werden.
    Esterhuysen zog einen Notizblock aus seiner Kaschmirmanteljacke, riss ein Blatt ab, kritzelte etwas darauf und schob den Zettel über den Tisch zu Alfie.
    Alfie verschluckte sich.
    Heftig.
    Wieder ein Fall für den Schröpp’schen Heimlich-Griff, dachte er anfangs noch schmunzelnd, weil er die Lage eklatant verkannte.
    Ein Stück Kiwi hatte sich der Speiseröhre verweigert und verschanzte sich nun hartnäckig in der Luftröhre. Langsam bekam es Alfie mit der Angst zu tun. Er wedelte mit den Armen. Nach wie vielen Minuten setzte der unumkehrbare Hirnschaden ein? Er wedelte heftiger.
    Esterhuysen nahm einen Schluck Bier und lächelte entschuldigend, wie man ein Kleinkind anlächelt, das in einem Restaurant ein allzu lautes Bäuerchen gemacht hat. Milde, nachsichtig, aber auch reglos.
    Alfie erhoffte sich da deutlich mehr Hilfestellung. Weil auch die Cafégäste an den anderen Tischen nicht zu bemerken schienen, dass er hier den Zweikampf gegen eine Kiwi zu verlieren drohte, donnerte er mit den Fäusten auf den kleinen Tisch. Die Obstschale flog daraufhin in hohem Bogen durch die Luft, verharrte kurz im Zenit und knallte dann auf ihrem Sturzflug nach unten gegen Alfies Schläfe. Genau auf die Beistelltischbeule von gestern, woraufhin die Haut

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