Grace - Die Biographie
zunächst ausweicht und lieber über den Klavierunterricht für die Kinder reden will. Doch sie fragt hartnäckig nach. Nancy war sich bisher des Ausmaßes der Risiken und Gefahren, denen ihr Mann ausgesetzt ist, nicht bewusst. In diesem Gespräch begreift sie erstmals die Konsequenzen. In der fünfzigsten Minute bereits ist Grace zum letzten Mal zu sehen, wieder unten am Hafen, am Kai stehend, wie sie dem auslaufenden Schiff hinterherwinkt.
Wie schon zuvor in Das Fenster zum Hof wird Grace Kelly hier erneut von Kostümdesignerin Edith Head eingekleidet: In den Szenen am Hafen trägt sie einen schweren hellbraunen Mantel, mit hellem Hut und braunem Hutband sowie helle, nicht ganz weiße Handschuhe. Darunter trägt sie ein Kleid, das in seinem Braunton noch etwas heller ist als der Mantel. Erstmals überhaupt auf der Leinwand wird sie im Bett liegend gezeigt (einmal abgesehen von der sehr kurzen Sequenz in Bei Anruf Mord , in der sie verschlafen im Bett zu sehen ist, bevor das Telefon klingelt und sie aufsteht) – als Harry später ins Hotel zurückkehrt, da er sich um seinen in eine Schlägerei verwickelten Kompagnon Mike (Mickey Rooney) kümmern musste –, in einem leichten, weißlich-hellblau schimmernden Nachtkleid, welches etwas »züchtiger« wirkt als jenes noch aus Bei Anruf Mord. In mehreren halbnahen Einstellungen zeigt die Kamera sie, wie sie William Holden zuhört, der ihr von der bevorstehenden Mission erzählt. Sie sieht, bei aller Ernsthaftigkeit des Gesprächsthemas, wunderschön aus. Es mag dabei nicht ganz ohne Bedeutung sein,dass der Partner, der hier vor der Kamera mit ihr zusammenspielt, jenseits der Kamera ihr Liebhaber ist. Manches Mal sind die Übergänge zwischen Fiktion und Realität fließend. Ein inneres Strahlen geht von Graces Gesicht aus. Ihre Augen sind tiefblau, ihre Lippen tiefrot. Ihr Gesicht wie stets von vornehmer feiner Blässe.
Im japanischen »Natural Hot Springs«-Hotel-Bade-Pool ist sie – erneut zum ersten Mal auf der Leinwand – im Wasser zu sehen. Dieser Auftritt ist es denn auch, der bei Kritik und Publikum für die größte Resonanz sorgt. Ihr Hals, ihre Arme, ihre Schultern, ihr teils sichtbares, teils im Wasser erahnbares Dekolleté sind nackt. Als der Film am 20. Januar 1955 in der New Yorker »Radio City Music Hall« seine Premiere hat und im Anschluss in die Kinos gelangt, ist nicht zuletzt diese Szene Bestandteil so mancher Rezension und so manchen Kommentars. In den in der Hotelbar spielenden Szenen ist Grace in ein dunkelblaues, fast samten leuchtendes, dekolletiertes Abendkleid mit einer eng um den Hals liegenden, strahlend weißen Perlenkette gekleidet – hier kommt sie denn auch jenem Bild am nächsten, das sie nicht zuletzt von sich selbst etabliert hat. So ist in diesem sonst so wenig für sie geeigneten Kriegsfilm für einige wenige kurze Momente am ehesten etwas von dem spürbar, was gemeinhin der Kelly-Touch genannt wird.
— »The award for Best actress:
Grace Kelly for The Country Girl «
Am 12. Februar 1955 erhält Grace Kelly die freudige Nachricht, dass sie zu den fünf Auserwählten zählt, die von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences für das Filmjahr 1954 als beste Schauspielerin nominiert sind. Ein Traum muss damit für sie in Erfüllung gehen, nachdem sie zuvor bereits für ihre Rolle der Linda Nordley in John Fords Mogambo als beste Nebendarstellerin nominiert war, jedoch leer ausging.
Zuvor hält sich Grace gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Peggy auf Jamaica auf, um auszuspannen, um von den Strapazen des allzu arbeitsreichen Jahres 1954 Abstand zu gewinnen und neue Kraft zu tanken. Dort sucht sie der Fotograf Howell Conant auf, der für die Zeitschrift Collier’s ein Foto-Shooting für die Titelseite mit Grace machen soll. Es ist die zweite Begegnung zwischen ihnen – Conant hatte bereits für das Magazin Photoplay Aufnahmen mit Grace gemacht –, Grace entwickelt zu Conant ein Vertrauen, das seinen Arbeiten anzusehen ist.
Howell Conant (1917–1999) wird Grace bis an ihr Lebensende als Fotograf begleiten, sowohl bei den Produktionen zu Der Schwan und Die oberen Zehntausend als auch bei der Atlantiküberfahrt auf der Constitution von New York nach Monaco sowie ihrer Hochzeit im April 1956 im Fürstenpalast von Monaco. Howell Conants Fotografien von Grace Kelly erscheinen in Life und Look , in Paris Match und Collier’s sowie in anderen Zeitschriften.
Jenes Cover-Foto, das in der Ausgabe von Collier’s vom
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