Grace - Die Biographie
Grace in dem Schrank und spielt mit ihren Puppen, mit denen sie sich sehr oft beschäftigt und denen sie verschiedene Namen und Stimmen verleiht. Es ist ihre ureigene Traumwelt. Als Ma Kelly sie irgendwann darin entdeckt, findet sie Gracie ganz ins Puppenspiel vertieft. Das Kind scheint es längst gewöhnt zu sein, dass sie nicht fehlt, nicht vermisst wird.
Mit Graces physischer Anfälligkeit, die durchaus einer der Gründe ihres oftmals unsicheren, ängstlichen Verhaltens ist, geht einher, dass sie von allen Kellys die mit Abstand unsportlichste ist, sich weder besonders für Sport und schon gar nicht für etwaige Wettkämpfe interessiert noch irgendeine Sportart gern ausübt. In der Schule spielt sie zwar Hockey und Basketball, in den Sommerferien – die die Kelly-Familie wie stets an New Jerseys Küste, unweit von Atlantic City, in Ocean City verbringt, im weiß getünchten Holzhaus in der 2539 Wesley Avenue – geht Grace schwimmen und spielt Tennis. Doch im Gegensatz zu ihrer sportlichen und ehrgeizigen Familie wird das lediglich eine Freizeitbeschäftigung sein, eine Vergnügung vielleicht, die sie nicht sonderlich ernst nimmt.
Für Vater Jack Kelly ist dieses, sein drittes Kind irgendwie anders, er kommt mit Gracie nicht zurecht, kommt nicht an sie ran, es mag sich seinerseits keine wirkliche emotionale Bindung zu ihr herstellen. John B. Kelly kann für seine ätherische Tochter, die sich, wie sonst nur noch ihr Onkel George, früh schon dem Künstlerischen, dem Musischen zugehörig fühlt, keine Zugewandtheit entwickeln. Zwischen ihnen wird immer etwas Unüberbrückbares stehen. Ein Zustand, der sich bis zu Jack Kellys Tod im Jahre 1960 nicht ändern wird. Grace Kelly wird genau hierunter ein Leben lang leiden und es immerfort zu kompensieren versuchen. Zugleich ist ihr ausgeprägter Wunsch nach väterlicher Anerkennung Antriebsfeder für so manches, was sie in denkommenden Jahren ihres Lebens angehen wird. Jack Kelly ist das dauernde Kränkeln seiner Tochter und ihr Desinteresse an allem Sportiven ein doppelter Dorn im Auge, er kann keinerlei Verständnis für Graces Veranlagung aufbringen, und sein Interesse gilt ohnehin vor allem Kell, den er, angefangen mit der vollkommen identischen Namensgebung, zu seinem jüngeren Ebenbild heranzuziehen versucht.
»Die ganze Familie, wir hatten alle ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken. Ich glaube, nein, ich weiß, dass wir das von unserer Mutter und unserem Vater mitbekamen. Sie erzogen uns zur Liebe zum Sport, zum Wettstreit – wir wollten gewinnen« 50 , so Graces jüngere Schwester Lizanne Kelly LeVine.
Einmal, es ist im Sommer 1937, die kleine Gracie ist sieben Jahre jung, geschieht etwas, wonach sie sich in den Jahren zuvor und in den Jahren hernach zumeist vergeblich sehnt: Als es am Strand von Ocean City bei einer Gelegenheit darum geht, aus Publicity-Gründen wieder für Fotografen zu posieren, das Familienleben der Kellys zu veranschaulichen, da nimmt Vater Jack seine Tochter Grace plötzlich und wirbelt sie – sie an den Füßen haltend und sich dabei um sich selbst drehend – durch die Luft. Die kleine Gracie streckt dabei die Arme weit weit aus, streckt sie in die Luft, durch die sie der starke Vater im gestreiften Dreißiger-Jahre-Badeshirt sicher wirbelt. Es gibt eine einzige sepiafarbene Fotografie hiervon, im Archiv des Fürstenpalastes von Monaco, von diesem Moment zwischen Vater und Tochter. Grace ist darauf mit wuschelig fliegendem Haar zu sehen, und in ihrem Mädchengesicht ist ein freudiges Lächeln auszumachen. Kurz nur ist da eine Nähe. Wenn auch nur für die Kamera des Fotografen. Es muss für sie ein unendlich kostbarer Moment sein. Ein ganz seltener zumal.
Im Alter von zwölf Jahren steht die junge Grace erstmals überhaupt auf einer Bühne. Es ist die Bühne der in East Falls in der Indian Queen Lane ansässigen Laiengruppe Old Academy Players . Das unter der Leitung von Ruth Emmert von der Theatergruppe aufgeführte Stück, in dem Grace mitspielt, heißt Don’t Feed The Animals . Eine andere, ungleich bedeutendere Aufführung ist jene von The Torch Bearers ( Die Fackelträger , 1922), eines von GracesLieblingsonkel George verfassten, auch am Broadway aufgeführten Theaterstücks über Philadelphia.
Grace, das fällt ihrer ersten Schauspiellehrerin sofort auf, kommt nie zu spät zu den Proben, ist zu allen stets höflich und freundlich, und sie kann immer ihren Text. Genau diesen Eindruck, den Ruth Emmert 1941 von Grace gewinnt,
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