Grace - Die Biographie
Philadelphias, in der ihre Darstellung hervorgehoben und ihr als einer jungen unerfahrenen Laiendarstellerin in Anspielung auf den Titel des Stücks bescheinigt wird, dass sie einmal auf der Theaterbühne als Fackelträgerin aus der Kelly-Familie hervorgehen werde. Grace nimmt bereits in diesen jungen Jahren jede ihrer Rollen sehr ernst.
Seit Herbst 1935, Grace ist in ihrem sechsten Lebensjahr, besucht sie das katholische Convent of the Assumption in der School House Lane, gemeinhin als Klosterschule Ravenhill geläufig. Sie ging auf »hervorragende Schulen, sie war sehr gebildet«. 54 Zu dieser Zeit ist es dort alljährliche Tradition, das Krippenspiel darzubieten, und Grace spielt – und dies mag wie eine Antizipation ihres später etablierten Typus der jungfräulich Unnahbaren wirken – die Jungfrau Maria. In späteren Jahren, es ist bereits nach der Eheschließung mit Fürst Rainier III., wird ihr die Rolle der Jungfrau Maria erneut angeboten, in zwei Kinoprojekten gleich.
»Sie hatte eine große Hingabe an das Gebet und die Gemeinschaft der Heiligen. Deshalb haben wir auch immer füreinander gebetet«, erinnert sich die auf Ravenhill lehrende Klosterschwester und Äbtissin Francis an ihre Schülerin Grace. Und weiter: »Sie hatte schon als Kind etwas Spirituelles. Ich erinnere mich noch genau an eine Theateraufführung zu Weihnachten. Sie spielte die heilige Maria und sie tat das sehr andächtig.« 55
Hier, auf Ravenhill, ist es auf Anweisung der Nonnen auch Brauch, dass die Mädchen auf dem Weg zur Klosterschule sowie auf dem Nachhauseweg weiße Handschuhe tragen. Grace, die diese Regel unter dem strengen Regiment von Ma Margaret bereits kennt, die zudem bei ihren drei Töchtern manchmal auch auf das Tragen von Hüten insistiert, wird diesen Brauch übernehmen, und es wird später eines ihrer unverkennbaren stilistischen Markenzeichen werden, in der Öffentlichkeit mit weißen Handschuhen aufzutreten.
Als Grace ab September 1943 auf die High School geht, die Stevens School, lernt sie Harper Davis kennen, der gemeinsammit ihrem Bruder Kell die William Penn Charter School besucht. Beide Schulen liegen in Germantown nicht weit voneinander entfernt. Zu jener Zeit ihres Schulwechsels hat sich aus dem dünnen, schmalen, zerbrechlich anmutenden Mädchen, das oft kränklich ist, ein bildhübscher Teenager entwickelt, groß gewachsen, mit feinem blondem Haar, strahlend blauen Augen und langen Beinen. Schlank und adrett, wird sie gerne als gazellenartig bezeichnet. Die junge Grace ist dabei, sich zu einer natürlichen Schönheit zu entfalten. Ihre einzige Problemzone ist ihr Hinterteil, wo sie zu Rundungen neigt. Später, bei Dreharbeiten, ist ihr dies stets unangenehm, und sie achtet tunlichst darauf, diese Schwachstelle zu kaschieren.
Grace beginnt aufzufallen und mit ihrer Erscheinung Menschen anzuziehen. Diese Ausstrahlung und Anziehungskraft wird sie ihr Leben lang begleiten.
Grace ist gerade vierzehn, Harper ist sechzehn. Als Begleitung zu einem Schulball darf Grace mit dem – beinahe überraschenden – Einverständnis von Ma Kelly mit Harper mitgehen, nachdem dieser im Hause Kelly vorstellig wird und die Tochter abholt, nicht ohne ihr dabei an der Haustür in der Henry Avenue eine Orchidee zu überreichen, und ihre Mutter kann so lange nicht schlafen, bis ihre Tochter von diesem durchaus aufregenden Ereignis wieder wohlbehalten zu Hause ist. Es sind allererste zarte Liebesbande – Grace und Harper, sie sind so etwas wie ein junges Schulpärchen. Gemeinsam gehen sie tanzen, ins Kino, zu Veranstaltungen. 1945 meldet sich Harper mit seinen nun achtzehn Jahren zur Marine. Sie schreiben sich Briefe. Ist er in Philadelphia zu Besuch und hat Urlaub, sehen sie sich und gehen miteinander aus.
In ihrem Scrap Book , das heute wie alles von Grace Gesammelte in den Archiven des Fürstenpalastes aufbewahrt wird, hat Grace verschiedenste Memorabilien wie etwa Eintrittskarten, Postkarten, Theaterprogramme, Weihnachtskarten aus den Jahren 1943, 1944 und 1945, getrocknete Blumenblüten (eine Beschäftigung, der sie sich drei Jahrzehnte später, in den siebziger Jahren, als Fürstin in Monaco ausgiebig widmen wird), bedruckte Servietten und sogar grünes Wrigley’s Kaugummipapier eingeklebt.
Überhaupt hortet und sammelt sie alles, hebt alles auf, wirft nichts weg. Grace ist eine Sammlerin, eine Archivarin. Alles ist wiederverwendbar, das Wegschmeißen ist ihr schwer bis unmöglich. Kleidung, die sie als Kind trägt,
Weitere Kostenlose Bücher