Gracie in Love
hatte sie ja ihre Tabletten dabei.
„Und ich auch“, sagte Jill zu der Bedienung. „Danke.“ Dann wandte sie sich wieder ihrer Freundin zu. „Ich dachte, du kamst gut mit David aus. Was ist denn passiert?“
„Keine Ahnung. Nichts. Alles. Er war toll, aber ...“ Gracie seufzte. „Es prickelte nicht mehr. Aber das hätte ich gern. Ist das denn zu viel verlangt? Es muss ja kein loderndes Feuer sein, aber so ein bisschen Glut wäre schon schön. Weißt du, ich will Herzklopfen haben, wenn ich weiß, dass ich meinen Partner gleich sehe. Die Zeit mit ihm will ich wunderbar oder atemberaubend finden, nicht einfach nur nett oder sehr angenehm. David war sehr angenehm. Wir haben uns gut verstanden. Wir haben uns nie gestritten. Es passierte einfach nichts. Wie soll ich es mit einem Mann ernst meinen, wenn ich nicht mal merke, ob er da ist oder nicht?“
„Trotz deiner früheren Leidenschaft für einen Mann, dessen Namen wir nicht nennen, liegen dramatische Szenen dir eigentlich fern“, pflichtete Jill ihr bei.
„Vielleicht ist ja gerade das mein Problem. Vielleicht habe ich solche Angst, wieder zur Stalkerin zu mutieren, dass ich mich nicht mehr richtig auf einen Partner einlassen kann.“
Gracie nahm ihr Glas. „Aber dramatische Szenen sind schon mein Ding, ich muss nur wollen.“
Jill lächelte. „Das weiß ich.“
Gar keine schlechte Idee! Doch eigentlich war Gracie klar, dass sie in ihrem Leben Routine bevorzugte. Überraschungen liebte sie, wenn es um Geschenke ging, aber alles andere sollte doch möglichst überschaubar sein. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass alle ihre letzten Beziehungen ziemlich langweilig gewesen waren.
Außerdem ... „Ich glaube, die Hysteriegene hat in unserer Familie alle Vivian abgekriegt. Gestern hat sie sich mit Tom wegen seines Junggesellenabschieds total in die Haare gekriegt und wollte sogar schon die Hochzeit abblasen!“
Jill riss die Augen auf. „Würde sie das durchziehen?“
„Ich habe keine Ahnung. Aber wenn ja, werde ich echt sauer. Schließlich bin ich extra wegen ihrer Hochzeit hergekommen und habe für sechs Wochen ein Haus gemietet. Und das, obwohl ich bis über beide Ohren voll mit Aufträgen bin.“
„Ich dachte, du wohnst bei deiner Mutter“, sagte Jill. „Oder taugt ihr Backofen nichts?“
„Ich brauche nicht nur einen Backofen, sondern auch einen Kühlschrank und einen Gefrierschrank. Und Platz, um die Torten zu dekorieren und meine ganze Ausstattung unterzubringen. Außerdem arbeite ich oft bis in die Nacht hinein. Die eigentliche Torte ist ja nicht das Problem. Was so lange dauert, sind die verschiedenen Dekorationen.“
Gracie ließ unerwähnt, dass sie sich im Haus ihrer Mutter nicht wohlfühlte. Sie war so lange nicht dort gewesen, es war einfach nicht mehr ihr Zuhause. Sie hatte sich zwar bemüht, sich, so gut es ging, anzupassen, aber es war ihr bisher nicht wirklich gelungen.
„Ist es nicht seltsam für dich, wieder hier zu sein?“, wollte Jill wissen.
„Ja und nein. Ich bin eine andere als damals, aber das scheint keiner zu bemerken. Für die Leute hier bin ich immer noch die alte Gracie Landon – und verliebt in Riley Whitefield.“
Jill nahm ihr Glas. „Du weißt ja sicher, dass er auch wieder hier ist.“
Gracie sah sie genervt an. „Jetzt fang du nicht auch noch an. Die Nachbarin meiner Mutter, mein Vermieter, der Mann im Lebensmittelladen und irgendeine mir unbekannte Frau auf der Straße haben mich schon mit dieser Neuigkeit versorgt. Es ist irgendwie gruselig – beinahe wie in Twilight Zone.“
„Das liegt sicher an den Zeitungsartikeln von damals“, vermutete Jill. „Sogar Menschen, die dich gar nicht kannten, litten bei deiner Liebesgeschichte mit.“
„Wem sagst du das.“
„Bist du ihm schon begegnet?“
Gracie zögerte. Sie wusste nicht, wie sie Jill von der Begebenheit erzählen sollte, ohne Alexis’ Eheprobleme zu erwähnen.
„Also ja!“ Jill beugte sich näher zu ihr. „Ich will alles wissen! Fang vorne an, und sprich schön langsam.“
Gracie seufzte und nahm sich ein paar Chips. „Du darfst aber niemandem etwas davon sagen“, schwor sie ihre Freundin ein und nahm einen Bissen. „Ich habe etwas für Alexis überprüft. Aber ich kann dir nicht sagen, worum es geht.“
„Also bist du ihm zufällig im Laden begegnet, oder was?“
„Nein, so kann man das nicht sagen. Ich lungerte vor seinem Haus herum.“
Ungläubig sah Jill sah sie an. „Du machst Witze! Du hast ihn
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