Gracie in Love
von Los Lobos richtig einschätzte, würde Pam in dieser Stadt ab jetzt einen sehr schweren Stand haben.
Er würde die Stadt vermissen, denn mittlerweile fühlte er sich hier zu Hause. Doch ohne die Bank gab es nichts, was ihn hier halten konnte. Er konnte ja schlecht auf dem Marktplatz eine Olplattform errichten.
Auf einem Foto, das Riley sich jetzt anschaute, wurde der Bürgermeister gerade in das Büro des Sheriffs geführt. Eine Heirat mit Gracie würde ihm sicher den Bürgermeisterposten verschaffen. Aber das könnte er niemals tun. Siebenundneunzig Millionen Dollar waren zwar unvorstellbar viel Geld, aber Gracie war ihm trotzdem wichtiger. Noch nie hatte er jemanden so geliebt, und deshalb sollte alles perfekt sein.
Dann blätterte Riley die Seite um – und spuckte beinahe vor Schreck den Kaffee aus. Statt des Lokalteils prangte dort eine zweiseitige Anzeige mit Gracies Bild in der Mitte. Die Überschrift in Großbuchstaben lautete: „Helfen Sie mir, meinen Mann zu bekommen!“
Riley fluchte. Was hatte sie jetzt schon wieder angestellt? Er überflog den Text. Es war ein Brief an die Bewohner von Los Lobos.
Liebe Bürgerinnen und Bürger von Los Lobos, ich bin’s – Gracie. Die meisten von Ihnen kennen mich von den Artikeln, die vor vierzehn Jahren und vor Kurzem noch einmal in dieser Zeitung veröffentlicht wurden, in denen es um meine Verliebtheit in Riley Whitefield ging. Sie alle haben die tragische Geschichte meiner unerwiderten Liebe mitverfolgt. Sie alle wussten, wie sehr ich litt, als Riley damals eine andere Frau heiratete.
Und jetzt kommt’s: Ich liebe Riley Whitefield noch immer und möchte ihn heiraten. Und wissen Sie, was das Beste ist? Er liebt mich auch! Aber er hat die verrückte Vorstellung, dass er mir vor der Wahl keinen Heiratsantrag machen kann.
Riley ist ein toller Mann. Er wäre ein Gewinn für diese Stadt. Und ich fände es schön, mit ihm hierzubleiben – in Los Lobos. Aber damit das passiert, brauche ich Ihre Hilfe! Bitte stimmen Sie daher am Dienstag für Riley.
Sie alle fanden es immer so bewundernswert, dass ich Riley aus vollstem Herzen liebe. Das tue ich immer noch. Doch diesmal soll es kein Geheimnis mehr sein. Für die wahnsinnigste Aktion meines Lebens brauche ich Sie! Wenn Sie also damals auf meiner Seite standen und mir Riley gegönnt haben, dann stimmen Sie bitte am Dienstag für ihn.
Vielen Dank – Ihre Gracie Landon
Zweimal musste er den Brief lesen, dann stellte er seine Tasse auf den Tisch und rief Gracie an. Natürlich nahm sie nicht ab.
Fünf Minuten später war er angezogen und verließ das Haus. Auf dem Weg zu ihr kam er an Hunderten von Plakaten vorbei, auf denen stand: „Gracie sagt: Wählt Riley!“
In Rekordzeit legte er den Weg zu ihrem Haus zurück, doch sie war nicht da. Er versuchte es bei ihrer Mutter, dann fuhr er zur Bank. Vielleicht hatte sie nach dieser Aktion ja die Stadt verlassen?
Doch als er bei der Bank ankam, wartete die nächste Überraschung auf ihn. Ein riesiges Banner flatterte im Morgenwind an der seitlichen Fassade des alten Gebäudes. „Gracie sagt: Wählt Riley!“ Vor dem Eingang hatten sich seine Angestellten, Zeke, Gracies Mutter und Schwestern sowie Gracie selbst versammelt.
Sie lief zu seinem Wagen und wartete, bis er den Motor ausgemacht hatte und ausgestiegen war.
„Und? Wie findest du das?“, fragte sie ihn sichtlich nervös.
Sie sah fantastisch aus. „Du bist verrückt.“
„Gut verrückt oder schlecht verrückt?“
„Gibt es da einen Unterschied?“
„Natürlich! Als ich noch als Stalkerin unterwegs war, war ich schlecht verrückt. Aber ich finde, ich habe mich verändert.“
Er nahm ihre Hände. „Aber bitte nicht meinetwegen! Ich liebe dich so, wie du bist.“ Mit dem Kopf deutete er auf das Banner. „Warum hast du das getan?“
„Weil du Bürgermeister werden willst. Es geht dir nicht um das Geld. Ich bin überzeugt davon, dass du in dem Amt etwas auf die Beine stellen kannst. Wir können hier glücklich werden. Und ich glaube dir auch so, dass du mich liebst. Du musst mir nichts beweisen. Du warst immer ein besserer Mensch, als du von dir selbst dachtest!“
Riley nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Ein nie gekanntes Gefühl erfüllte ihn. „Ich liebe dich. Das sollst du wissen.“
„Ich weiß.“
„Und ich habe dir einen Ring gekauft.“
Als er sie küsste, erklangen Jubelrufe. „Ich glaube, ich habe gerade meine Autorität vor dem Personal eingebüßt“, stellte er
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