Gracie in Love
machte sich an ihrem Rockbund zu schaffen.
„Für einen Mann wie Sie würde eine Frau auch fast alles tun.
Ihr Rock glitt zu Boden. Franklin konnte den Blick nicht von ihr abwenden und dankte stumm dem Himmel.
Holly trug kein Höschen.
Gracie stellte den Kuchen aufs Abkühlgitter und löste den Boden aus der Form. Ihn perfekt hinzukriegen war bei dem launischen Ofen, mit dem sie es hier zu tun hatte, eine echte Herausforderung. Es war eben nicht ihr eigener Ofen. Sie zählte bis fünf, dann hob sie den Kuchenboden, der sich noch auf dem Blech befand, in einer souveränen Bewegung an. Jetzt durfte nichts schiefgehen.
Problemlos rutschte der goldbraune Kuchen auf das bereitgestellte Gitter.
„Ich liebe es, wenn alles glattgeht“, sagte Gracie grinsend zu sich selbst, während sie die verschiedenen Kuchenschichten betrachtete, die das Grundgerüst für eine recht einfache, aber doch elegante Torte für die Hochzeitsfeier bilden würden.
Der Artikel in People und mehrere lobende Kritiken im Hochzeitsspecial der Zeitschrift In Style hatten dafür gesorgt, dass ihre kleine Firma sehr gut zu tun hatte. Aus ihr unerklärlichen Gründen galten ihre Hochzeitstorten bei Promis inzwischen als absolutes Muss. Fast schon wie ein Hochzeitskleid von Vera Wang.
„Ich will mich gar nicht beschweren“, stellte sie fest, während sie hinüber zum Kühlschrank ging, in dem sie die kleinen Zuckergusslilien für die Dekoration der Torte aufbewahrte. Insgesamt dreihundertfünfzig Stück. Wirklich brauchen würde sie etwa dreihundertdreißig, der Rest war Ersatz für den Fall, dass ihr ein paar Stücke zerbrachen.
Das Design – ein Kunstwerk in Weiß und Gold – war einer Torte, die sie auf einem Renaissancegemälde entdeckt hatte, nachempfunden. Die zukünftige Braut, eine bekannte Filmschauspielerin, liebte altmodische Dinge. Und Gracie war froh, dass die Dekoration einmal nicht aus den üblichen Blümchen, Täubchen und Herzchen bestand.
Sie ging hinüber zur Anrichte, auf der weitere bereits vorbereitete Dekorationselemente lagen, als ihr Mobiltelefon klingelte. Einen Moment lang hatte sie Herzklopfen, als würde jemand ganz Besonderes anrufen. Aber diesen Jemand gab es nicht.
Außer vielleicht ... Riley.
Ein kurzer Blick aufs Display verriet ihr jedoch, dass es ihre Mutter war – oder zumindest jemand aus dem Laden.
Ihr Herzschlag normalisierte sich, und sie nahm das Gespräch an.
„Gracie am Apparat“.
„Hallo, ich bin’s, deine Mutter. Ich wollte dich nur an unser Treffen heute Abend erinnern. Du kommst doch, oder? Es ist noch so viel zu tun für Vivians großen Tag! Ich hoffe, du bringst ein paar tolle Ideen mit, bei der ganzen Erfahrung, die du mit Hochzeiten hast!“
Gracie erinnerte sich wieder an den Vorabend und wie Alexis sie gemaßregelt hatte. Einmal mehr kam sie sich wie ein unerwünschter Eindringling vor.
„Findet die Hochzeit nun also doch statt?“, fragte sie. „Gestern war Vivian doch so sauer.“
Ihre Mutter seufzte. „Ach, das passiert im Moment ständig. Einmal pro Woche mindestens. Sie ist so flatterhaft und impulsiv, keine gute Mischung. Aber wenn sie erst mal verheiratet ist, legt sich auch das.“
Gracie war zwar der Auffassung, dass sich das besser schon vorher legen sollte, aber sie sagte nichts.
„Na klar, ich bin da. Soll ich was mitbringen?“
„Nur Geduld. Die wirst du brauchen.“ Ihre Mutter nannte Zeit und Ort, an dem sie sich trafen, und entschuldigte sich dann. Sie hatte Kundschaft zu bedienen.
Nach dem Gespräch legte Gracie das Handy auf die Anrichte. Sie hatte bei dem Gedanken hierherzukommen ein gewisses Unbehagen gefühlt, das sie aber nicht genau hätte beschreiben können. Jetzt, wo sie hier war, konnte sie ganz leicht all die Punkte nennen, die ihr Missbehagen bereiteten – in verschiedene Kategorien unterteilt.
Zum einen war da Riley. Nicht nur, dass die ganze Stadt sich lebhaft an alles zu erinnern schien, was damals vorgefallen war. Nein, es ging auch um ihre eigene Reaktion auf ihn. So lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen, dass seine Anziehungskraft eigentlich erloschen sein musste. Aber das stimmte nicht. Dann war da ihre Familie. Sie erinnerte sich gut daran, wie oft sie sich mit ihren Schwestern gestritten hatte, aber auch, wie schön es mit ihnen gewesen war. Jetzt waren ihr Alexis und Vivian fremd. Untereinander waren die beiden aber sehr vertraut. Sie fühlte sich außen vor, und das gefiel ihr nicht. Und schließlich war da noch ihre
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