Gracie in Love
war der Ansicht, die Entscheidung über Geldausgaben lägen allein in ihrem Aufgabenbereich.
Doch nach inzwischen achtundzwanzig Jahren Ehe hatte sich Frank daran gewöhnt, dass sie ihn kurzhielt. Er wusste, wie er ihre strenge Buchhaltung umgehen konnte.
Oft machte sie Bemerkungen über die schönen Dinge, die er sich gönnte, doch er lieferte ihr nie eine Erklärung über deren Herkunft. Nicht einmal wenn sie ihm ins Gesicht sagte, sie würde ihm nicht trauen. In Wirklichkeit interessierte es ihn ohnehin nicht, was seine Frau dachte – sie würde ihn niemals verlassen, und auf Partys konnte man sich gut mit ihr schmücken. Das reichte ihm.
Franklin ließ den Uhrenkatalog in seine Tumi-Lederak-tentasche gleiten und schloss dann die unterste Schreibtisch-Schublade auf. Unter dem Siegel der Stadt und anderen wichtigen Dokumenten lag ein Scheckbuch. Es gehörte zu dem heimlichen Konto, das er sich eingerichtet hatte. Ihm kam dieses Geld immer wie sein privates Spielgeld vor. Jetzt steckte er das Scheckbuch zu dem Katalog in die Tasche und drückte dann einen Knopf, um seine Assistentin zu rufen.
Kurz darauf öffnete sich die Tür zu seinem Büro, und Holly kam herein. Sie stammte aus San Diego, war groß, blond und süße vierundzwanzig – und entsprach dem klassischen Surfer-Schönheitsideal. Doch Holly punktete nicht nur mit ihren blauen Augen und den hohen Wangenknochen, sondern auch mit ihrer außergewöhnlichen Intelligenz.
„Hier sind die Zahlen, um die Sie mich gebeten hatten“, sagte sie und legte einen Ordner auf den Schreibtisch.
In Wirklichkeit galt sein Interesse ihr. Er war gespannt, wie sie auf die Uhr reagieren würde, die er ihr noch diese Woche zu überreichen gedachte.
„Es sieht nicht gut aus“, fügte sie hinzu. „Riley Whitefield legt in den Umfragen zu. Die Menschen fangen an, ihm zuzuhören.“ Sie legte die Stirn in Falten. „Man rät uns, die Probleme deutlicher anzusprechen. Sie sollten ein paar Reden mehr halten.“
Frank vergötterte Holly. Die Art, wie sie sprach, wie sie sich Gedanken machte, sich einbrachte, „wir“ sagte – als wären sie ein Team.
„Und welches Problem ist das dringendste?“, fragte er.
Erfreut sah sie ihn an. „Sind Sie ernsthaft an meiner Meinung interessiert?“
„Selbstverständlich. Sie sind meine Verbindung zu den Menschen von Los Lobos. Ihnen erzählt man Dinge, die ich nie zu Ohren bekäme.“
„So habe ich das noch gar nicht gesehen. Als Bürgermeister ist man wohl doch immer ein bisschen außen vor.“
„Schließen Sie doch die Tür, und wir machen ein kleines Brainstorming bezüglich der relevanten Themen“, schlug Franklin vor.
Holly tat wie ihr geheißen und nahm dann ihm gegenüber Platz. „Steuern sind immer ein gutes Thema“, legte sie los. „Aber mit öffentlichen Anleihen werden wir keine Stimmen gewinnen.“
„Was sind Whitefiels Themen?“
„Der Bebauungsplan. Mehr Geld für Schulen. Und die Frage: Wie locken wir auch im Winter Touristen an?“
„Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich noch mehr Touristen hier haben will“, sagte Franklin.
Da musste Holly ihm recht geben. „Ja, sie nerven. Aber sie spülen eine Menge Geld in unsere Kassen.“
„Scheint, als hätten wir also unser Thema gefunden.“ Franklin hielt inne, als ob er sich einen Moment besinnen müsste, dabei hatte er schon längst eine Entscheidung gefällt. „Ich gehe nicht davon aus ...“, begann er.
Holly beugte sich mit eifrigem Gesichtsausdruck nach vorn. Ihre prallen, jungen Brüste wogten ihm unter ihrer Bluse sacht entgegen.
„Ich frage mich, ob Sie mir ein paar Entwürfe für Reden ausarbeiten könnten.“
Enthusiastisch sprang die junge Frau auf und sah ihren Chef an. „Im Ernst? Das würden Sie mir zutrauen?“
„Ich glaube, Sie machen das hervorragend. Sie sind intelligent und ehrgeizig, und Sie haben Talent. Also, wie sieht’s aus: Wären Sie interessiert?“
„Auf jeden Fall. Ich kann Ihnen bis Ende der Woche zwei Entwürfe vorlegen. Reicht das?“
„Natürlich.“ Irgendwie hatte Franklin Yardley das Gefühl, dass er an ihren „Entwürfen“ nichts mehr würde ändern müssen. Er erhob sich. „Vielen Dank, Holly Das bedeutet mir sehr viel.“
„Und ich freue mich sehr, dass Sie mir diese Gelegenheit eröffnen.“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Für eine Frau wie Sie würde ein Mann vieles tun.“
Mit einem verführerischen Lächeln ging sie auf ihn zu. Wenige Zentimeter vor ihm blieb sie stehen und
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