Gracie in Love
angeblich so ein Treffen mit Riley. Und ich werde da sein.“
„Das ist keine besonders gute Idee“, gab Gracie zu bedenken und griff nach ihrer Kaffeetasse. „Glaub mir. Ich weiß, wovon ich rede. Meine persönliche Riley-Erfahrung.“
„Nichts wird mich davon abhalten“, sagte Alexis trotzig, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Und du musst mir helfen.“
Gracie stellte ihre Tasse ab. „Auf keinen Fall, Alexis. Das geht nicht. Das kannst du vergessen. Das ist doch Irrsinn!“
Wieder flössen Tränen über die Wange ihrer Schwester. Alexis sah auf einmal aus wie der personifizierte Schmerz, was Gracies Ratlosigkeit noch verstärkte. Dennoch versuchte sie, Alexis von ihrer Idee abzubringen.
„Das wird in einer Katastrophe enden“, bekräftigte sie ihre Worte mit überzeugender Stimme. „Und ich mache dabei nicht mit.“
„Ich verstehe“, erwiderte Alexis, während ein Zittern ihre Mundwinkel vibrieren ließ.
„Gut. Denn das musst du alleine durchziehen.“
Ein paar Stunden später schlich Gracie mit ihrer Schwester an einer akkurat geschnittenen Hecke entlang, die zur Villa der Familie Whitefield gehörte, dem Zuhause unzähliger Generationen wohlhabender Whitefields. Inzwischen war Riley hier eingezogen.
„Das ist doch Wahnsinn“, flüsterte Gracie ihrer Schwester zu, als diese nur ein paar Meter von einem der Hinterfenster entfernt in die Hocke ging. „Ich habe damit aufgehört, Riley zu verfolgen, als ich vierzehn war. Und jetzt fange ich wieder damit an!“
„Du verfolgst nicht Riley, sondern Zeke. Das ist ein Unterschied.“
„Aber wenn Riley uns erwischt, wird er das anders sehen.“
„Wir lassen uns nicht erwischen. Hast du deine Kamera dabei?“
Gracie hielt ihre alte, zuverlässige Polaroidkamera hoch.
In der kleinen Linse spiegelte sich das Licht der Straßenlaterne.
„Bist du bereit?“, fragte Alexis. „Das Fenster der Bibliothek ist um die Ecke. Von da solltest du sie gut vor die Linse bekommen.“
„Warum machst du das Bild nicht selbst?“, wollte Gracie wissen, deren Beine plötzlich schwer wie Blei waren.
„Weil ich hier stehen bleibe, um zu sehen, ob irgendein Flittchen über den Hintereingang das Haus verlässt.“
„Warum sollte Zeke sich mit seiner Affäre ausgerechnet hier treffen und nicht in einem Motel?“
„Das wäre dumm, denn ich kümmere mich um die Rechnungen. Außerdem hat Zeke auch schon mal einem Kumpel seine Studentenbude für ein Têteà-Tête zur Verfügung gestellt, und dasselbe tut eben Riley jetzt für Zeke. Oder glaubst du im Ernst, dass so ein Treffen wegen einer Wahlkampagne bis zwei Uhr morgens dauert?“
Auf eine sehr verquaste neurotische Art war an dieser Argumentation sogar etwas dran. Gracie kroch näher ans Haus heran. Trotzdem war es Irrsinn, sich auf ein Privatgrundstück zu schleichen und durch ein Fenster Beweisfotos machen zu wollen.
„Wir wissen doch nicht mal, ob sie überhaupt in der Bibliothek sind“, flüsterte sie ihrer Schwester zu.
„Zeke hat mir aber gesagt, dass sie sich immer da treffen. Wenn es also wirklich ein Treffen gibt, dann muss er dort sein.“
„Kann ich nicht einfach durch das Fenster gucken und dir berichten, was ich sehe?“
„Ich will einen Beweis.“
Was Gracie wollte, stand offensichtlich nicht zur Debatte. Gegen ihre eigensinnige Schwester war sie einfach machtlos. Sie musste ihr helfen, ob sie wollte oder nicht. Sie würde jetzt die Bilder machen, und dann könnten sie verschwinden. Es brachte nichts, herumzuhocken und zu streiten.
„Es geht los“, sagte Gracie also und kroch noch näher auf das Haus zu.
Das Gebüsch unter dem Fenster war dichter, als es zunächst erschien. Sie zerkratzten sich die nackten Arme und blieben mit ihren Klamotten hängen. Außerdem stellte sich heraus, dass das Fenster der Bibliothek ziemlich hoch oben war. Gracie musste also die Kamera über den Kopf halten und blind den Auslöser drücken – ohne zu wissen, was oder wer in dem Zimmer war. Nur mit überaus viel Glück wäre überhaupt jemand auf dem Bild zu sehen.
Aber genau in diesem Moment sah tatsächlich eine Gestalt aus dem Fenster.
„Dann wollen wir mal“, murmelte Gracie, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte auf den Auslöser.
Ein greller Blitz durchzuckte den dunklen Garten. Im selben Moment ließ sich Gracie fluchend auf die Knie fallen. Verdammt! Wieso hatte sie nicht daran gedacht, den Blitz auszuschalten?
„Vermutlich weil ich mit der Kamera normalerweise
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