Gracie in Love
Fotos von Hochzeitstorten mache und nicht von Leuten, denen ich hinterherspioniere“, murmelte sie, sprang dann auf und rannte zum Wagen.
Keine Spur von Alexis. Jetzt nur noch so schnell wie möglich weg von hier, bevor ...
„Stehen bleiben!“
Der harsche Befehl wurde begleitet von einem unangenehmen Gefühl zwischen ihren Schulterblättern, gegen die etwas Hartes, Pistolenartiges gedrückt wurde. Gracie erstarrte.
„Was machen Sie hier? Falls Sie etwas stehlen wollten, sind Sie ziemlich unprofessionell. Oder schießen Sie immer zuerst Leuchtraketen ab?“
„Normalerweise nicht“, gab Gracie stockend zu. „Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe. Aber ich kann das alles erklären. Wirklich.“
Noch während sie sprach, drehte Gracie sich um. Dann erkannte sie den Mann, der die Waffe auf sie gerichtet hatte – und er erkannte sie.
Beide erschraken. Gracie wünschte nur noch, die Erde würde sich vor ihr auftun und sie verschlingen. Wäre ihm gerade ein Gespenst begegnet, sein Blick hätte nicht erstaunter sein können.
„Herr im Himmel“, entfuhr es Riley Whitefield. „Gracie Landon, das bist doch bitte nicht du?“
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" für Margot Bucher mit der ID 1688969 generiert. ©2012
2. KAPITEL
D a sich die Erde offensichtlich nicht auftun wollte, beschwor Gracie einen großen fleischfressenden Dinosaurier auf die Bildfläche, der sie mit Haut und Haaren verschlingen würde. Ein paar Außerirdische, die sie in ihr Raumschiff zerren würden, waren ebenfalls denkbar, damit sie nicht hier stehen und Riley anstarren müsste, der wirklich unglaublich gut aussah. Selbst medizinische Experimente der Außerirdischen würde sie klaglos über sich ergehen lassen.
Gracie hatte Riley seit dem Sommer, in dem sie vierzehn Jahre alt geworden war, nicht mehr gesehen. Er war damals achtzehn, in der eigenartigen, aber spannenden Phase zwischen Schuljungem und erwachsenem Mann. Inzwischen war er ein stattlicher Kerl und immer noch gefährlich sexy. Doch sein Blick erweckte in ihr lediglich den Wunsch, auf der Stelle sterben zu wollen.
„Ich kann alles erklären“, presste Gracie hervor und fragte sich gleichzeitig, ob das wirklich stimmte. Wie sollte sie ihn davon überzeugen, dass sie nicht mehr die verrückte Stalkerin von früher war, die man erst vor Kurzem aus einer medizinischen Einrichtung entlassen hatte?
„Gracie Landon?“, wiederholte er.
Seine Waffe war jetzt nicht mehr direkt auf sie gerichtet. Immerhin etwas.
„Es ist wirklich nicht so, wie du denkst“, begann sie eine Erklärung und wich zurück. Es wäre vielleicht besser für beide, wenn sie einfach im Dunkel der Nacht verschwände. Und wo war überhaupt ihre Schwester? Typisch, dass Alexis sich aus dem Staub machte, kaum dass es brenzlig wurde. Sie hatte es schon immer Gracie überlassen, die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
„Du bist also nicht um mein Haus geschlichen und hast Fotos gemacht?“, fragte Riley.
„Na ja. Schon. Aber dabei ging es nicht um dich. Also, theoretisch.“
Die Farbe seiner Augen erinnerte sie an einen mitternächtlichen Sturm – so hatte sie es jedenfalls als Teenager beschrieben. Sie hatte seinen Augen und seinem Mund ein wirklich schlechtes Haiku gewidmet. Sie hatte sich vorgestellt, wie er sie küssen würde, wenn er endlich begriff, dass sie beide zusammengehörten. Sogar seine diversen Freundinnen – wenn er mit ihnen Schluss gemacht hatte – bekamen ihre selbst geschriebenen Gedichte zugeschickt, um ihr Mitleid zum Ausdruck zu bringen.
Ja, liebe Jenny, nur ich kann verstehen,
Wie magisch es ist, ihm gegenüberzustehen.
Gracie legte eine Hand auf ihren Magen, der zu rebellieren begann. Wieso fielen ihr plötzlich diese Zeilen ein, die vor Ewigkeiten entstanden waren, wo sie sich morgens meistens nicht einmal daran erinnern konnte, wo sie am Vorabend den Autoschlüssel hingelegt hatte?
„Mit mir stimmt wirklich etwas nicht“, murmelte sie.
„Das glaube ich auch“, stimmte Riley ihr zu.
Sie sah ihn an. „Danke. Das macht die Situation auch nicht gerade besser. Wenn ich kurz etwas zu den Umständen sagen darf: Ich bin nicht deinetwegen hier. Es geht um meinen Schwager Zeke. Angeblich wollte er sich heute Abend mit dir treffen, wegen deines Bürgermeisterwahlkampfs. Jetzt weißt du Bescheid.“ Sie schwenkte die Kamera vor Rileys Gesicht.
Er runzelte die Stirn. „Du stellst deinem Schwager nach?“
„Wie bitte?“, rief Gracie empört.
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