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Graf Petöfy

Graf Petöfy

Titel: Graf Petöfy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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dreifach auftreten, auch das Maß der Unfreiheit verdoppeln und verdreifachen, jener Unfreiheit, in die man sich ohnehin in jeder Ehe begibt. Und
da
liegt es. Nur da. Früher, als ich noch in meines Vaters Hause war, hab ich viele Traureden mit angehört, und immer war es dasselbe Thema: ›Begrabt euer eigen Ich.‹ Immer Unterordnung, immer Opfer um des andern willen. Davor, meine liebe Hannah, erschreck ich. Zu dem Grafen konnt ich in diesem Sinn nicht sprechen und sprach ihm deshalb von Kränkungen und Nadelstichen, die meiner vielleicht harren würden und gewiß auch harren werden, aber der eigentliche Grund ist doch der, den ich dir eben genannt habe, die Freiheitsfrage. Jetzt beherrsch ich ihn. Ob ich ihn als Gräfin auch noch beherrschen werde, dünkt mir zweifelhaft, ohne daß ich deshalb an einen Oger oder Blaubart denke. Durchaus nicht. Er ist innerlich viel zu fein und vornehm und nebenher auch viel zu sehr von mir eingenommen, um jemals den launenhaften Tyrannen zu spielen; er wird mir immer zuliebe leben und meine Wünsche belauschen und erfüllen. Aber je mehr er das tut, je weniger frei werd ich sein und mich auch meinerseits schicken müssen. Ich weiß wohl, daß man das soll. Aber ob ich's auch immer können werde? Nimm eine Kleinigkeit. Du weißt, ich liebe Nelken, und hätt ich mir nicht eben erst all und jede Passion abgesprochen, so hätt ich nicht übel Lust, mir eine regelrechte Nelkenpassion zuzuschreiben. Und nun stelle dir vor, daß er vielleicht Nelken nicht leiden oder wenigstens den Geruch davon nicht ertragen kann. Was würde geschehen? Ich würde natürlich sofort auf meine Lieblingsblume verzichten, aber doch zugleich den Wunsch und das Verlangen darnach nie mehr loswerden. Und so könnt es sich ereignen, daß ich aus Sehnsucht nach einer Blume krank und unglücklich würde. Lache nicht, solche Torheiten kommen vor. Alles in allem, ich bin zu lange meinen eigenen Weg gegangen; Unterordnung und Ehe sind immer schwer, aber sie werden schwerer, wenn zu der eheherrlichen Autorität auch noch die der Jahre kommt.«
    »Und warum willst du's, wenn du so denkst? Warum tust du's?«
    »Weil unser Herz ein kompliziertes Ding ist, ein Ding mit vielen und oft widerstreitenden Wünschen, und weil die Freiheit, so hoch ich sie stelle, doch schließlich nicht alles in der Welt bedeutet. Es gibt eben auch anderes noch, Dinge, die gelegentlich noch mehr bedeuten oder wenigstens bedeuten können.«
    »Ja, bei gewöhnlichen Leuten.«
    »Auch bei sehr nicht-gewöhnlichen. Umgekehrt; je höher hinauf, je mehr hab ich recht. Oder glaubst du beispielsweise, daß es leicht sei, der Freund eines Prinzen oder Erzherzogs zu sein? Du schüttelst den Kopf. Nun gut, also nicht leicht. Und nun sieh dir den Grafen Pejevics an, den du ja kennst und gern hast und der mir ganz wundervoll hieher paßt, wie gerufen. Wie steht es nun mit dem Grafen? Er ist ein großer Magnatensohn, einer der Allerreichsten und Vornehmsten, also natürlich auch der Freiesten, und wenn er auf seine Güter geht, so küßt ihm alles den Rockschoß und, wenn er will, auch die Steigbügel. Und doch ist er hier und spielt den Erzherzogsadjutanten und Galopin. Und warum das alles? Einfach, weil die Abhängigkeit von einem Erzherzog ihm schließlich doch noch mehr bedeutet als seine ganze Magnatenfreiheit, Rockschoß- und Steigbügelkuß mit eingeschlossen. Und ähnlich ergeht es mir. Offen gestanden, ich hätt es vor kurzem noch nicht gedacht und mich anders taxiert. Aber tritt erst mal die Versuchung an uns heran, so merken wir bald, daß wir nicht anders sind als andere; die Weltlust reißt uns hin und nicht zum wenigsten der Ehrgeiz. Ja, der Ehrgeiz ist ein großer Versucher.«
    »Aber nicht der größte.«
    »Welcher andere?«
    »Sag es dir selbst.«
    In diesem Augenblick hörten beide, daß draußen die Glocke gezogen wurde, zweimal, aber nicht stark, und Hannah ging, um nachzusehen. Ein Diener gab ohne weitere Bemerkung ein Bouquet ab, in das eine Karte gesteckt war. Auf der Karte selbst aber stand: »Egon Graf Asperg.«
    Franziska wurde rot. Wußte der junge Graf schon von dem Geschehenen? Oder war es ein Spiel des Zufalls?
     
Dreizehntes Kapitel
     
    Die Nachricht von einer stattgehabten Verlobung zwischen dem Grafen und Franziska machte viel von sich reden; als aber einen Monat später erst in der Augustiner- und dann in der protestantischen Kirche der Gumpendorferstraße die Doppeltrauung stattgefunden hatte, beruhigte man sich um so

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