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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich wieder aufrichtete, ohne auch nur
einen Blick unter den Wagen geworfen zu haben.
»Was auf jeden Fall verschwinden muss, ist dieser Kram
hier«, fuhr Wander fort. »Ich habe ihn für heute Nacht in
einem der Gästezimmer untergebracht, aber der Bursche
ist neugierig wie eine Katze. Du sprichst also mit deinen
Freunden.«
»Das muss ich ja wohl«, maulte Evan.
»Und noch etwas«, fügte Wander hinzu. »Mein Vater
weiß genau, was auf dem Wagen liegt.«
»Darauf wette ich«, antwortete Evan. Dulac konnte hören, wie die Plane wieder an ihren Platz geschoben wurde,
dann drehten sich die beiden herum und gingen. Nachdem
sie die Tür zugeschoben und das Schloss vorgelegt hatten,
konnte Dulac ihre Stimmen draußen leiser werden hören.
Er verstand nicht, was sie sagten, aber es klang nicht gerade nach einer freundschaftlichen Unterhaltung.
Dulac atmete erleichtert auf, aber es verging noch eine
Minute, ehe er es wagte, unter dem Wagen herauszukriechen und sich langsam aufzurichten. Das war knapp gewesen! Was die beiden mit ihm gemacht hätten, wäre er entdeckt worden, das wollte er sich gar nicht erst vorstellen.
Er wartete noch eine Weile, bevor er es wagte, die
Scheune zu verlassen und in das Zimmer zurückzuschleichen, das Wander ihm zugewiesen hatte.
    Er fand in dieser Nacht nicht besonders viel Schlaf. Das
Bett war zwar weich und bequem, aber ihm ging zu viel
durch den Kopf. Erst lange nach Mitternacht fiel er in einen unruhigen Schlummer, aus dem er mehrmals hochschrak, und ungefähr eine Stunde vor Sonnenaufgang erwachte er endgültig und setzte sich auf.
    Das Haus war noch vollkommen still. Das Fenster stand
offen und die Nachtkälte war hereingekrochen und ließ ihn
selbst unter der Decke zittern. Er war noch immer todmüde. Seine Augen brannten und seine Glieder fühlten sich
an, als wären sie mit Blei gefüllt. Trotzdem ließ er sich
nicht wieder zurücksinken, sondern schlug die Decke zur
Seite und stand auf. Es war eigentlich noch viel zu früh
um zur Burg zu gehen. Wenn sich das Leben dort nicht
radikal geändert hatte, dann waren Artus und seine Ritter
wahrscheinlich erst vor wenigen Stunden zu Bett gegangen. Artus würde nicht begeistert sein, wenn er ihn jetzt
weckte.
    Aber er hatte nicht viel Zeit. In zwei oder drei Stunden
spätestens trat Tander seinen Dienst auf Camelot an und er
würde ihn wahrscheinlich den ganzen Tag über scharf im
Auge behalten. Und Artus würde seinen Ärger, zu so früher Stunde aus dem Schlaf gerissen worden zu sein, rasch
vergessen, wenn Dulac ihn in die Scheune führte.
    Schließlich hatte er Dulac ja selbst den Auftrag gegeben,
Tander im Auge zu behalten.
Er schlüpfte in Hemd und Hose, nahm aber die Stiefel in
die Hand und schlich auf nackten Füßen die Treppe hinunter. Erst als er das Gasthaus verlassen und die Tür lautlos
hinter sich zugezogen hatte, setzte er sich auf die unterste
Stufe und zog auch die Stiefel an.
Ein kleiner, struppiger Schatten trat aus der Dunkelheit
heraus und sah schwanzwedelnd und aus leuchtenden Augen zu ihm hoch. Dulac lächelte Wolf zu und kraulte ihn
mit der linken Hand zwischen den Ohren, während er mit
der anderen den viel zu engen Stiefel hochzog. Wolf war
verschwunden, nachdem er die Scheune verlassen hatte,
aber das hatte ihn nicht erstaunt. Wolf kam nie ins Haus,
was zum einen daran lag, dass Tander ihn dort nicht duldete und mit Füßen nach ihm trat, wenn er ihn erblickte,
zum viel größeren Teil aber wohl daran, dass Wolf sich im
Haus ebenso unwohl fühlte wie Dulac selbst. Obwohl er
selten in einem so weichen Bett geschlafen hatte wie heute, war er doch beinahe froh, wieder im Freien zu sein. Er
gehörte hierhin, nicht in dieses Zimmer mit seinem bequemen Bett, und er wusste, dass es Wolf nicht besser
erging. Der kleine Hund hatte wahrscheinlich gar nicht
verstanden, dass er die Nacht im Haus verbracht hatte, und
hier draußen auf ihn gewartet.
Zu seinem Erstaunen blieb Wolf jedoch nicht stehen und
bettelte darum, gekrault zu werden, bis Dulac die Hand
lahm wurde. Stattdessen wich er nach einem Augenblick
ein kleines Stück zurück und gab ein Geräusch von sich,
wie Dulac es noch nie zuvor von ihm gehört hatte; eine
sonderbare Mischung aus Knurren, Winseln und einem
gedämpften Bellen, das Dulac verwirrt den Kopf drehen
und in seine Richtung blicken ließ.
Wolf hatte aufgehört mit dem Schwanz zu wedeln. Er
sah auch nicht mehr in seine Richtung, sondern starrte mit

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