Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Es herrschte immer
noch tiefste Nacht und der Himmel war bewölkt, sodass
auch Mond und Sterne kaum Licht spendeten. Er konnte
weder Tander noch die Hunde sehen, aber dafür hörte er
sie umso deutlicher: Aus dem wütenden Gekläff der Hunde war längst ein schrilles Jaulen und Wimmern geworden
und Tander keifte wie ein Marktweib, dem jemand seinen
besten Kohlkopf unter den Fingern weggestohlen hatte.
Aber nicht lange, dann wurde aus seinem wütenden
Schreien ein schrilles Schmerzensgeheul. Ganz offensichtlich war er den kämpfenden Hunden zu nahe gekommen.
Dulac grinste schadenfroh, drehte sich herum und setzte
seinen Weg fort.
Er kam allerdings auch diesmal nur wenige Schritte
weit, denn vor ihm wurden Hufschläge laut. Ein Reiter
näherte sich.
Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass es besser war, dem frühen Reiter nicht zu begegnen. Er machte
noch zwei Schritte, bis er eine schmale Toreinfahrt erreichte, und trat dann hastig in den schwarzen Schlagschatten des niedrigen Gewölbes. Eng gegen die Wand
gepresst und mit nahezu angehaltenem Atem spähte er auf
die Straße hinaus.
Die Hufschläge waren näher gekommen und hallten fast
unheimlich von den Wänden der dunkel daliegenden Straßenschlucht wider, aber von dem Reiter selbst war im ersten Moment noch nichts zu sehen. Er gab sich zwar keine
besondere Mühe, leise zu sein, schien es aber auch nicht
besonders eilig zu haben. Es verging noch mindestens eine
Minute, bis Dulac ihn sah.
Er runzelte überrascht die Stirn, als er den Reiter erkannte.
Artus trug weder seine Rüstung noch eines der prachtvollen Gewänder, in denen man ihn normalerweise sah,
sondern einen einfachen schwarzen Mantel, dessen Kapuze er hochgeschlagen und weit in die Stirn gezogen hatte.
Trotzdem erkannte er ihn jenseits allen Zweifels. Es war
Artus.
Aber was tat er hier, zu einer Zeit, zu der er normalerweise erst zu Bett zu gehen pflegte, und noch dazu verkleidet?
Dulac wartete bewegungslos, bis Artus an seinem Versteck vorübergeritten war, dann trat er lautlos aus dem
Durchgang heraus und folgte ihm. Es fiel ihm nicht besonders schwer. Artus ritt nicht sehr schnell und Dulac
musste eher darauf achten, nicht zu sehr aufzuholen, damit
Artus ihn nicht sofort sah, sollte er sich unversehens im
Sattel herumdrehen.
Sie durchquerten Camelot zur Gänze und näherten sich
dem östlichen Tor. Auf dem letzten Stück musste Dulac
nun doch rennen, weil Artus plötzlich in einen gemäßigten
Galopp verfiel. Es ging ihn nichts an, wohin Artus ritt, und
erst recht nicht, warum, aber es war mittlerweile eindeutig,
dass Artus die Stadt verlassen wollte. Eigentlich konnte er
es sich sparen, ihm noch weiter zu folgen. Wenn er erst
einmal draußen war, würde sein Pferd rasch an Tempo
zulegen und Dulac musste den Anschluss verlieren.
Artus war vom Pferd gestiegen und machte sich umständlich an dem schweren Riegel zu schaffen. Er stellte
sich nicht besonders geschickt dabei an. Ganz offensichtlich hatte er wenig Übung in solcherlei Dingen. Und es
war weit und breit niemand zu sehen, der ihm helfen
konnte – dabei sollten hier mindestens zwei Wachen stehen. Dulac vermutete, dass Artus sie weggeschickt hatte,
um ungesehen aus der Stadt zu kommen.
Während Dulac Artus dabei zusah, wie er sich mit den
schweren Riegeln abmühte, wurde ihm klar, dass er zwar
Lancelots Rüstung abgestreift hatte, Lancelot selbst aber
wohl niemals ganz loswerden würde. Für eine Weile hatte
er sich selbst eingeredet, von Lancelot wieder zu Dulac
geworden zu sein, aber das stimmte nicht. Dulac existierte
nicht mehr. Die Berührung des Silbernen Ritters hatte ihn
ein für alle Mal ausgelöscht und nun, da es auch Lancelot
nicht mehr gab, war er zu einem vollkommen anderen
geworden. Er wusste selbst nicht genau, zu wem.
Dulac verscheuchte den Gedanken und sah zu, wie Artus
wieder aufsaß und gebückt durch das Tor ritt. Wie Dulac
gehofft hatte, machte sich Artus nicht die Mühe, das Tor
hinter sich wieder zu schließen, aber er gab seinem Pferd
die Sporen, kaum dass er außerhalb der Stadtmauer war.
Noch bevor er selbst das Tor erreichte, war Artus schon
gute fünfzig Schritte entfernt und sprengte auf ein nahe
gelegenes Waldstück zu.
Erst nach einem Augenblick wurde Dulac klar, dass es
nicht irgendein Waldstück war. Es war der kleine Hain, in
dem er zum ersten Mal auf das Einhorn gestoßen war. Das
konnte unmöglich ein Zufall sein. Dulac trat durch das Tor
und lief

Weitere Kostenlose Bücher