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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenn einer
der beiden auch nur in seine Richtung blickte.
Das taten sie nicht, doch sie bewegten sich nebeneinander auf den Wagen zu. Dulac konnte zwar nur Schuhe und
Hosen erkennen, war aber trotzdem sicher, dass einer der
beiden Tanders Sohn war. Nur einen Moment später wurde sein Verdacht bestätigt, denn er hörte Wanders Stimme:
»Das muss bis morgen Abend verschwunden sein.«
Jemand ächzte und Dulac runzelte überrascht die Stirn,
als er Evans Stimme antworten hörte: »Der ganze Kram?
Vollkommen unmöglich!«
Die Plane wurde zurückgeschlagen. Metall schepperte.
»Wir brauchen eine Woche, um das alles aus der Stadt
zu schaffen, ohne dass es jemand merkt.«
»So viel Zeit habt ihr aber nicht«, antwortete Wander
gereizt. »Das Zeug muss bis morgen weg sein. Ich kann es
auch selbst tun, aber dann sehe ich schwarz für euren »Anteil.«
»Moment mal!«, protestierte Evan. »Wir haben die ganze Arbeit gemacht und jetzt –«
»– kneift ihr im entscheidenden Moment«, fiel ihm
Wander ins Wort. Das Licht flackerte und die Schatten
begannen erneut hin und her zu huschen, als bewege
Wander unwillig die Fackel, die er in der Hand hielt. »Ich
sage ja nicht, dass es wirklich so ist. Aber du kennst meinen Vater. Er wird es ganz bestimmt so sehen.«
Evan schnaubte. »Dein Vater ist –«
»– mein Vater«, unterbrach ihn Wander. »Also überleg
dir lieber genau, was du jetzt sagst.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, während
Evan unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. »Ich
verstehe nicht, was die plötzliche Eile soll«, sagte er
schließlich, jetzt aber in eher quengeligem als zornigem
Ton. »Das Zeug liegt seit Wochen hier herum. Wieso ist
es plötzlich so eilig?«
»Weil Dulac wieder da ist.«
»Dulac?«, keuchte Evan.
»Dulac«, bestätigte Wander, »ja. Stell dir vor, mein heiß
geliebter Stiefbruder ist wieder da. Und natürlich hat er
sich sofort wieder bei Artus lieb Kind gemacht. Kannst du
dir vorstellen, was passiert, wenn er dem König erzählt,
dass er das eine oder andere aus der Burg vermisst und
Artus möglicherweise hierher kommt und das hier sieht?«
»Er würde euch alle aufhängen lassen«, sagte Evan.
»Falsch«, verbesserte ihn Wander. »Nicht nur uns, sondern dich und deine Freunde auch. Du siehst, es ist wirklich besser, wenn ihr euch etwas einfallen lasst.«
Abermals schepperte Metall und Dulac registrierte eine
Bewegung aus den Augenwinkeln. Sein Herz machte einen erschrockenen Sprung, als er Wolf erkannte. Der kleine Hund hatte sich mit aufgestellten Ohren neben ihm
postiert und die Lefzen zurückgezogen, sodass man seine
spitzen Zähne sehen konnte. Er knurrte so leise, dass
selbst Dulac es kaum hörte, aber es konnte nur noch Augenblicke dauern, bis er in ein wildes Gekläff ausbrach.
»Still«, flüsterte Dulac. »Wolf, sei um Gottes willen
still!«
Normalerweise war dies die sicherste Methode, um Wolf
erst recht ein wüstes Gebell anstimmen zu lassen, aber das
Wunder geschah: Statt laut loszubellen beließ es Wolf bei
einem zornigen Knurren, das allerdings so leise war, dass
Wander und Evan es nicht hören konnten.
Jedenfalls hoffte es Dulac …
Eine ganze Weile herrschte Schweigen, nur unterbrochen von einem gelegentlichen Scheppern und Klirren,
wenn einer der beiden in der Ladung des Wagens herumkramte.
Dann fragte Evan: »Wo ist er überhaupt die ganze Zeit
gewesen?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Wander in verstimmtem Ton. »Und wenn es nach mir ginge, dann wäre er
auch gar nicht erst zurückgekommen.«
»Dann jag ihn doch einfach weg!«
»Wenn das so einfach wäre!« Wander schnaubte zornig.
Etwas klapperte und Dulacs Herz machte einen erschrockenen Sprung, als derselbe Becher, mit dem er Wolf
gerade Wasser geschöpft hatte, vom Wagen fiel und direkt
auf sie zurollte. Wander fluchte ungehemmt, ließ sich in
die Hocke sinken und tastete mit der Hand nach dem Becher, während er fortfuhr: »Er steht immer noch unter Artus’ Schutz. Niemand versteht, warum, aber es ist so.«
Dulac hielt die Luft an, als Wanders tastende Hand den
Becher zwar verfehlte, sich dafür aber Wolf näherte. Der
Terrier fletschte die Zähne und sein Knurren wurde eine
Spur lauter.
»Vielleicht haben wir ja Glück und er verschwindet irgendwann wieder«, sagte Wander. »Wo ist dieser verdammte … ah, da haben wir ihn ja!«
Seine Hand schloss sich um den Rand des Bechers und
Dulac konnte gerade noch ein erleichtertes Aufatmen unterdrücken, als er

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