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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sprang auf und rannte aus dem
Raum.
Artus sah ihr traurig nach, bis sie die Tür hinter sich zugeworfen hatte, und ließ sich anschließend neben Dulac
auf die Bettkante sinken; genau dort, wo Gwinneth bis
jetzt gesessen hatte.
»Sie meint es nicht so«, sagte er. »Manchmal hilft es einem, eigenen Schmerz leichter zu ertragen, wenn man
einem anderen wehtut.«
»Sie ist –«
»Wie wir«, unterbrach ihn Artus. Er strich mit beiden
Händen das Haar zurück und Dulac sah ohne besondere
Überraschung, dass seine Ohren vernarbt waren; deutlich
feiner als die Dulacs, aber auf dieselbe, charakteristische
Weise. So als wären sie früher viel länger und vielleicht
spitz gewesen und man hätte sie abgeschnitten.
»Wie ich«, fuhr er fort. »Und du.«
»Dann sind wir –«
Wieder unterbrach ihn Artus. »Wir wurden nicht auf
dieser Welt geboren, Dulac, weder du noch ich oder
Gwinneth, und auch so manch anderer nicht. Wir stammen
von der Tir Nan Og, der Insel der Unsterblichen.«
»Avalon?«, fragte Dulac. Warum sagte er es ihm nicht
einfach? Es spielte keine Rolle mehr.
»Die Menschen haben viele Namen dafür gefunden«,
antwortete Artus. »Sie alle bedeuten dasselbe – den Ort,
den keiner von ihnen je gesehen hat und von dem sie doch
tief in sich spüren, dass es ihn gibt. Sie sehnen sich dorthin, denn er ist alles, was sie niemals haben können.«
»Ist Merlin auch von dort gekommen?«, fragte Dulac.
»Er war einer der mächtigsten Magier der Anderswelt«,
bestätigte Artus.
»Dann … dann seid Ihr auch ein Magier?«
Artus schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf.
»Ich? O nein. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre es,
aber ich bin nur ein Krieger. Da, wo wir herkommen, bin
ich nicht einmal ein König. Ich wurde hierher geschickt,
um über die Menschen zu wachen. Sie sind ein starkes
Volk und sehr stolz, aber sie sind jung und sie müssen
noch viel lernen. Merlin und einige wenige Getreue haben
, mich begleitet, aber das ist lange her. Am Schluss gab es
nur noch Merlin und mich. Und jetzt nur noch mich.«
»Und … und ich?«, fragte Dulac.
Artus schüttelte traurig den Kopf. »Eine Zeit lang hatte
ich gehofft, du wärst derjenige, dessen Kommen mir Merlin prophezeit hat, aber du bist es nicht. Manchmal …« Er
suchte nach Worten. »Manchmal verirrt sich ein Kind aus
der Anderswelt in diese, weißt du? Die meisten sterben
oder werden getötet, weil sie anders sind und weil die
Menschen alles fürchten, was sie nicht verstehen. Es gibt
eine alte Prophezeiung, nach der eines dieser Kinder zum
Mann heranwachsen und Camelot in der Stunde der höchsten Not beistehen wird. Eine Zeit lang dachten Merlin
und ich, du könntest dieser Junge sein. Aber ich fürchte,
du bist es nicht.«
»Weil ich sterbe?«
»Weil ich ihn getroffen habe«, antwortete Artus traurig.
»Er ist gekommen, als die Not am größten war, hat Camelot gerettet und ist wieder verschwunden, so wie Merlin es
vorausgesagt hat.«
»Der Silberne Ritter«, vermutete Dulac. »Lancelot.«
»Er hätte dir gefallen«, sagte Artus lächelnd. »Er war
nicht viel älter als du, aber er war ein Ritter, der selbst
mich das Fürchten hätte lehren können.«
»Warum ist er gegangen?«, fragte Dulac.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Artus leise. »Vielleicht
ist es, wie ich es gerade gesagt habe. Die Menschen fürchten, was sie nicht verstehen, und was sie fürchten, das hassen sie.«
»Aber Euch lieben sie doch!«
»Ich habe ihnen auch niemals meine wahre Stärke gezeigt«, antwortete Artus. »Und sie brauchen mich. Meinen
Schutz und vor allem mein Schwert. Camelot muss weiterleben, Dulac. Deshalb muss ich Gwinneth heiraten. Nur
einer von uns kann Camelots Thron besteigen. Und das
muss geschehen. Wenn Camelot fällt, wird dieses ganze
Land zurück in die Barbarei fallen, aus der wir es herausgefühlt haben.«
Dulac spürte, wie der Strom in ihm weiter versickerte.
Es war jetzt nur noch ein kaum hörbares Plätschern, nicht
mehr der gewaltige Strom von Lebenskraft, dazu gedacht,
ein Leben lang zu reichen. Aber diesmal stemmte er sich
mit aller Verzweiflung gegen die Schwäche. Da war noch
etwas, was er wissen musste.
»Warum … erzählt Ihr mir das alles, Herr?«, fragte er.
»Weil ich möchte, dass du mir verzeihst«, antwortete
Artus.
»Verzeihen? Aber was hätte ich –«
Artus hob die Hand um ihn zu unterbrechen. »Hast du
wirklich geglaubt, dass ich nicht merke, wie du Gwinneth
ansiehst und sie dich? Dass

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