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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fortwarfen und in Panik davonstürmten,
und er spürte das berauschende Gefühl von Macht, das
von der Klinge in seiner Hand ausging, und
Dulac rammte das Schwert mit einem erschrockenen
Keuchen in die Scheide zurück und die Visionen erloschen
so abrupt, wie sie gekommen waren. Hastig ließ er den
Waffengurt fallen und wich zwei, drei Schritte zurück.
Sein Herz jagte und er zitterte am ganzen Leib, Was war
das gewesen?
Nur eine Illusion, zweifellos, aber die unheimlichste und
realistischste Illusion, von der er jemals gehört hatte. Es
war mehr als ein böser Streich gewesen, den ihm seine
Nerven gespielt hatten, weit mehr.
Was er gesehen hatte, war …
Der Kampf vor dem Schwarzen Eber .
Es gab gar keinen Zweifel. Hinter den angstverzerrten
Gesichtern der Krieger hatte er ganz eindeutig den schäbigen Gasthof erkannt und einige der Barbarenkrieger, die er
in seiner Vision gesehen hatte, hatte er erkannt: Er hatte
ihre Leichen heute Mittag vor dem Schwarzen Eber gesehen.
Dulac blickte die silberne Rüstung voll neu erwachter
Angst an. Es gab nur eine einzige Erklärung für diesen
ebenso unheimlichen wie erschreckenden Zwischenfall,
aber diese erschien ihm so absurd, dass er sich einfach
weigerte, den Gedanken auch nur zu Ende zu denken.
Dagda.
Er musste mit Dagda sprechen. Gleich morgen früh als
Allererstes würde er Dagda alles erzählen.
Dulac verbarg die silberne Rüstung sorgfältig wieder im
Stroh, wobei er streng darauf achtete, ja nicht das Schwert
zu berühren, dann stieg er auf den Heuboden und rollte
sich im Stroh zum Schlaf zusammen.
    Er erwachte vor Sonnenaufgang; noch bevor die Dämmerung anbrach oder Tander ihn wecken konnte, um ihm
vielleicht noch eine kleine Sonderaufgabe zuzuteilen, die
er erledigen konnte, bevor er nach Camelot ging. Er stieg
die Leiter hinab, schlug einen großen Bogen um den
Strohhaufen, unter dem er die Rüstung versteckt hatte, und
trat auf die Straße hinaus. Wolf folgte ihm, lief ein paar
Schritte voraus und blieb dann mit einem leisen Knurren
stehen. Als Dulac in seine Richtung sah, erblickte er drei
schlanke Schatten, die aus der Dunkelheit heraustraten.
    »Nicht schon wieder«, seufzte er, als er Mike, Evan und
Stan erkannte. Die drei Dummköpfe mussten tatsächlich
die ganze Nacht hier auf ihn gewartet haben. »Habt ihr
eigentlich gar nichts anderes zu tun als euch mit mir zu
prügeln?«
    Zweifellos waren sie aus keinem anderen Grund hier als
zu Ende zu bringen, was sie am vergangenen Abend begonnen hatten. Aber es war seltsam: Dulac hatte überhaupt
keine Angst. Es war, als … wisse er einfach, dass er die
drei Raufbolde nicht zu fürchten hatte.
    »Mit dir zu prügeln?« Mike kam näher und schüttelte
den Kopf. »Aber wie kommst du nur auf die Idee, dass wir
die Hand gegen dich erheben würden? Wo du doch unter
dem Schutz des Königs stehst. Niemals würden wir so
etwas tun.«
    »Was wollt ihr?«, fragte Dulac herausfordernd.
»Wir wollten dir nur ein wenig Mühe abnehmen«, grinste Mike und machte eine Kopfbewegung auf Evan. »Der
König hat dir doch befohlen, nach Evan zu suchen und ihn
zu ihm zu bringen, nicht wahr? Immerhin hat er ihm eine
Belohnung versprochen.«
»Und für eine Belohnung tut ihr ja alles«, sagte Dulac.
Mikes Augen wurden schmal. »Was meinst du damit?«
Dulac hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen,
aber es war zu spät. »Woher wisst ihr das überhaupt?«,
fragte er statt Mikes Frage zu beantworten.
»Man hat so seine Quellen«, grinste Mike. »Du bist
doch Artus’ Laufbursche, oder?«
»Wenn du es so nennen willst.«
»Will ich«, erwiderte Mike. »Was ist jetzt? Bringst du
Evan zum König oder nicht?«
»Ihn schon«, antwortete Dulac. »Aber euch nicht!« Und
Evan würde die vermutlich böseste Überraschung seines
Lebens erleben, wenn Artus erfuhr, warum er wirklich
dort draußen am See gewesen war. Dulac wusste noch
nicht genau, wie er es bewerkstelligen sollte, ohne seine
eigene Rolle dabei zu verraten, aber er war ziemlich sicher, dass ihm schon etwas einfallen würde.
»Ganz wie du meinst, Küchenjunge«, grinste Mike. Er
machte eine einladende Geste zu Evan. »Nun geht schon.«
Dulac zögerte nur noch einen Moment, dann trat er an
Mike vorbei und tauschte einen bezeichnenden Blick mit
Evan.
»Ach, Küchenjunge«, sagte Mike, als sie ein paar Schritte gegangen waren.
Dulac blieb noch einmal stehen und drehte sich zu ihm
herum. »Ja?«
»Fühl dich bloß nicht zu sicher«,

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