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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte Mike. »Artus hält
seine Hand über dich, aber vielleicht ändern sich die Zeiten ja einmal.«
»Vielleicht«, sagte Dulac. Für dich ganz bestimmt, fügte
er in Gedanken hinzu. Sobald Artus die Wahrheit wusste,
würden Mike und seine beiden Freunde im tiefsten Verlies
des Schlosses schmoren. Er ging weiter.
»Du solltest ihn nicht unnötig reizen«, sagte Evan, nachdem sie eine Weile gegangen und außer Mikes Hörweite
waren. »Mike ist ziemlich rachsüchtig. Er hat dir den gestrigen Morgen noch nicht verziehen.«
»Ich ihm auch nicht«, antwortete Dulac.
»Das ist etwas anderes«, behauptete Evan und schüttelte
zur Bekräftigung den Kopf. »Mike ist gefährlich. Er erträgt es nicht, zu verlieren.«
»Warum bist du dann bei ihm?«, fragte Dulac fast widerwillig. Er wollte nicht mit Evan reden, schon aus
Angst, dass ihm etwas herausrutschen könnte, was er besser nicht sagte.
Evan zögerte eine ganze Weile, eher er antwortete: »Genau weiß ich das selbst nicht«, sagte er. »Irgendwie war es
schon immer so.«
»Was?«, fragte Dulac. »Dass du tust, was Mike dir sagt,
ohne darüber nachzudenken?«
»Du tust doch auch, was der König sagt, ohne seine Befehle in Frage zu stellen, oder?«, gab Evan zurück.
»Das ist ja wohl ein Unterschied!«
»Wieso?«, fragte Evan. »Mein Vater sagt, dass die Menschen immer jemanden brauchen, der ihnen sagt, was sie
tun sollen. Deshalb haben wir Könige.«
»Dein Vater ist ein kluger Mann«, erwiderte Dulac spöttisch. »Aber er scheint keinen sehr klugen Sohn zu haben.
Mike ist kein König, weißt du?«
»Und?« Evan war nicht beleidigt. »Er hat mir gesagt,
dass auch Artus nicht von Geburt an König war, sondern
aus einfachen Verhältnissen stammt.«
»Davon weiß ich nichts«, antwortete Dulac. »Warum
fragst du Artus nicht selbst danach?«
Evan blinzelte und schien ein bisschen an Farbe zu verlieren, aber er sagte nichts mehr und auch Dulac schwieg
eine ganze Weile. Erst als sie sich Camelot schon fast bis
auf Sichtweite genähert hatten, brach er das unangenehme
Schweigen wieder.
»Kann ich dir eine Frage stellen?«
»Nur zu«, sagte Evan.
»Der Silberne Ritter«, sagte Dulac. »Als du ihn am See
getroffen hast, was genau ist da geschehen?«
Evan blieb stehen und sah ihn mit schräg gehaltenem
Kopf an. »Woher weißt du, dass ich ihn am See getroffen
habe?«, fragte er.
Dulac hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, aber es
war zu spät, um die Worte zurückzunehmen. »Das hast du
selbst erzählt, als du mit Artus gesprochen hast«, behauptete er.
»Nein, habe ich nicht«, antwortete Evan. »Niemand
weiß davon. Nur …« Seine Augen weiteten sich und
diesmal wurde er wirklich blass. »Du warst dort«, murmelte er. »Du … du hast …«
»Mordred und dich belauscht, ja«, unterbrach ihn Dulac.
Es hatte keinen Sinn mehr, zu leugnen.
»Dann … dann wirst du mich verraten?«, stammelte
Evan.
»Verdient hättest du es«, erwiderte Dulac. »Aber ich
glaube, ich werde es nicht tun. Immerhin solltest selbst du
mittlerweile begriffen haben, dass man mit den Pikten
kein Geschäft machen kann. Nachdem du fort warst, hat
Mordred einem seiner Krieger den Befehl gegeben, dir
nachzugehen und dich zu töten. Danach bin ich weggelaufen. Ich hätte nicht geglaubt, dich noch einmal lebend
wieder zu sehen.«
»So wenig wie ich«, sagte Evan betrübt. »Der Pikte hat
mich niedergeschlagen, aber das ist alles, was ich dir erzählen kann.«
»Und der Silberne Ritter?«
Evan hob die Schultern. »Als ich aufgewacht bin, lag
der Pikte in seinem Blut und der fremde Ritter kniete über
mir und schlug mir ins Gesicht um mich aufzuwecken«,
sagte Evan. »Mir tun noch alle Zähne weh.«
»Konntest du sein Gesicht erkennen?«, fragte Dulac.
Evan schüttelte den Kopf. »Er trug einen Helm«, sagte
er.
»Was hat er gesagt?«
»Nicht viel. Nur dass ich nach Camelot reiten und Artus
alarmieren sollte. Das habe ich getan.« Er fuhr sich nervös
mit der Zungenspitze über die Lippen. »Wirst du … wirst
du mich verraten?«
»Nein«, antwortete Dulac nach kurzem Überlegen.
»Nicht, wenn du nichts davon sagst, dass ich am See war.«
»Bestimmt nicht«, sagte Evan erleichtert. »Ich weiß
überhaupt nicht, von welchem See du redest.«
Dulac lächelte flüchtig. Evans übermäßige Erleichterung
erschien ihm im ersten Moment fast lächerlich – aber dann
wurde ihm klar, dass der Junge in den letzten Minuten
buchstäblich Todesangst ausgestanden hatte.
Und

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