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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vielleicht mit Recht.
Es war Dulac bisher noch gar nicht wirklich klar gewesen, aber was er und die beiden anderen getan hatten,
konnte man gut und gerne als Hochverrat auslegen. Ein
Verbrechen, auf das die Todesstrafe stand.
»Nein«, sagte er noch einmal. »Ich werde dich nicht verraten. Aber du wirst dich in Zukunft von Mike und Stan
fern halten, ist das klar?«
»Sicher«, sagte Evan hastig. »Ganz bestimmt. Und was
die Belohnung angeht … ich will sie gar nicht mehr. Vielleicht … vielleicht sollte ich jetzt besser gehen.«
»Artus will dich sehen«, antwortete Dulac. »Soll ich ihm
sagen, du hättest keine Zeit für ihn?«
Darauf reagierte Evan nur mit einem erschrockenen
Blick.
Sie gingen weiter.
    Camelot lag in völliger Dunkelheit und Stille da, als sie
die Burg erreichten, aber anders als gestern, als er mit
Gwinneth hier gewesen war, vertrat ihnen ein Wächter den
Weg. Er sah müde aus und hatte dunkle Ringe unter den
Augen, war aber trotzdem sehr aufmerksam und herrschte
Dulac in rüdem Ton an, was er hier zu suchen hätte.
    »Der König wollte Evan sprechen«, antwortete Dulac
mit einer Geste auf den Jungen neben sich. Er war ein wenig erschrocken über das jähe Auftauchen des Soldaten,
zugleich aber auch erleichtert. Ganz so sorglos, wie viele
glaubten, war Artus wohl doch nicht.
»Zu dieser Zeit?« Der Posten machte ein misstrauisches
    Gesicht. »Es ist noch eine Stunde bis Sonnenaufgang.«
»Ich weiß«, antwortete Dulac. »Wir wollten vorher noch
mit Dagda reden. Evan soll mir helfen. Es werden sicher
viele Gäste auf der Burg erwartet. Die Arbeit ist zu viel für
mich allein.«
Der Wächter überlegte einen Moment, dann nickte er
widerwillig. »Meinetwegen«, brummelte er. »Aber macht
keinen Lärm. Die ganze Burg schläft noch.«
»Bestimmt nicht«, versicherte Dulac. Er winkte Evan zu.
»Komm.«
Sie eilten durch das Torgewölbe, über den Hof und die
Treppe hinunter. »Arbeit?«, fragte Evan. »Was sollte der
Unsinn, dass ich dir helfen soll? Ich bin doch kein Kü
chenjunge!«
»Ich will, dass du mit Dagda redest«, antwortete Dulac.
»Du musst ihm von dem Silbernen Ritter erzählen. Es ist
sehr wichtig.«
»Warum sollte es wichtig sein, dass ich einem Koch etwas erzähle?«, wunderte sich Evan.
»Tu es einfach«, antwortete Dulac. »Und jetzt sei still!«
Sie durchquerten die Küche und wandten sich nach
rechts, um Dagdas Schlafgemach zu erreichen. Dulac bewegte sich schnell und so gut wie lautlos, aber Evan, der
sich hier unten nicht so gut auskannte wie er, stieß ununterbrochen irgendwo an und gab manchmal ein schmerzhaftes Keuchen von sich. Dulac grinste schadenfroh in
sich hinein.
»Was ist das hier unten?«, maulte Evan. »Eine Gerümpelkammer? Und was ist das überhaupt für ein schrecklicher Gestank? Da wird einem ja übel!«
»Dagdas Kessel«, antwortete Dulac. »Du kannst ihn ja
schrubben. Das wird deine erste Aufgabe. Und jetzt sei
still.«
Evan gehorchte, wenn auch nicht ohne noch ein missmutiges Grunzen von sich zu geben, und Dulac hatte im
Dunkeln die Tür erreicht und drückte sie vorsichtig auf.
Der Raum dahinter war vollkommen dunkel, aber ihm
fiel der schlechte, saure Geruch auf und im nächsten Moment hörte er rasselnde Atemzüge und ein gedämpftes
Stöhnen.
»Dagda?«, rief er in die Dunkelheit hinein.
Er bekam keine Antwort, aber das Stöhnen wiederholte
sich.
»Was ist los?«, fragte Evan.
»Nichts«, antwortete Dulac. »Bleib stehen. Rühr dich
nicht.«
Er selbst drehte sich herum, tastete in der Dunkelheit einen kurzen Moment umher und fand, wonach er gesucht
hatte: zwei Feuersteine und einen trockenen Span, von
denen Dagda eine ganze Anzahl hier unten verteilt hatte,
sodass man praktisch überall binnen weniger Augenblicke
Licht machen konnte. Er schlug die Feuersteine ein paar
Mal aneinander, bis der Funke den Span in Brand setzte,
blies in die Glut um sie anzufachen und nahm schließlich
eine Kerze aus dem Regal. Als der Docht brannte, gab er
den Span an Evan weiter und sagte: »Mach noch mehr
Kerzen an. Und entzünde ein Feuer im Kamin. Es ist
kalt.«
Evan wirkte ziemlich verwirrt, tat aber, was Dulac gesagt hatte, und Dulac hob die Kerze hoch und trat durch
die Tür. Die flackernde gelbe Flamme weckte deutlich
mehr Schatten, als sie Licht brachte, und im ersten Moment kam es Dulac so vor, als wäre da etwas Großes,
Körperlos-Rauchiges, das sich von der schmalen Gestalt
auf dem Bett löste und hastig in das düstere Zwischenreich
floh,

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