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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiß nicht, ob du es verstehst.«
»Versucht es!«, verlangte Dulac. Sein Herz klopfte. Er
hatte das Gefühl, dass Dagda ihm gleich etwas sehr Wichtiges mitteilen würde.
»Du warst immer etwas Besonderes für mich, Dulac«,
antwortete Dagda leise. »Ich weiß, dass ich es dir manchmal wohl schwer mache, das zu glauben, aber es ist die
Wahrheit. Ich wollte nie, dass du so wirst wie die anderen.«
»Welche anderen?«
»Alle«, antwortete Dagda. »Diese Jungen, die es gestern
auf dich abgesehen hatten. Artus und seine Ritter. Mordred. Die Pikten.« Er schüttelte den Kopf. »Selbst Uther.
Sie alle kennen nur Kampf, Töten, Waffen …« Er seufzte
tief. »Ich will nicht, dass du so aufwächst, Dulac. Nicht
mit dem Schwert in der Hand und Hass im Herzen.«
Dulac war verwirrt. Dagdas Worte – so seltsam sie ihm
erschienen – klangen sogar einleuchtend, zumindest wenn
man Dagda und seine manchmal etwas weltfremden Ansichten kannte. Und trotzdem hatte er das Gefühl, dass es
sich nur um eine Ausrede handelte; noch dazu um eine,
die ihm in genau dem Moment erst eingefallen war, in
dem er sie aussprach.
»Und wie soll ich mich meiner Haut wehren, wenn ich
auf jemanden treffe, der nicht so denkt?«, fragte Dulac.
»So wie gestern Abend zum Beispiel?«
»Was, wenn du gestern eine Waffe gehabt hättest?«, gab
Dagda zurück. »Dann wäre jetzt vielleicht einer der drei
Jungen tot. Vielleicht alle. Vielleicht auch du.«
Dulac antwortete nicht. Er wusste nur zu gut, wie wenig
Sinn es gehabt hätte. Dagda war ein wahrer Meister darin,
ein Gespräch in die Richtung zu lenken, die er wollte. Er
wechselte bewusst das Thema und auch die Tonlage.
»Wenn Artus ein großes Festmahl wünscht, dann sollten
wir allmählich beginnen.«
Dagda hustete unterdrückt. »Ich fühle mich einer solchen Aufgabe heute nicht gewachsen«, sagte er. »Geh zu
deinem Herrn und bestelle ein Festmahl für heute Abend.
Er wird sich über diesen unerwarteten Auftrag freuen.«
»Er wird Euch das Fell über die Ohren ziehen«, sagte
Dulac. »Tander ist ein Halsabschneider, wie er im Buche
steht.«
Dagda lächelte dünn. »Das weiß ich«, sagte er. »Was die
Bezahlung angeht, so verweise ihn an mich.«
Dulac spürte, dass das Gespräch damit beendet war, und
wandte sich um, ging aber nur ein paar Schritte und blieb
dann noch einmal stehen. Was er sah, erschreckte ihn.
Dagda stand noch immer unverändert an der gleichen
Stelle und schien in seine Richtung zu sehen, aber seine
Augen waren trüb und sein Blick schien geradewegs durch
ihn hindurch zu gehen. Seine Lippen waren blutleer, und
wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass seine
Hände ganz leicht zitterten. Er sah unglaublich alt aus.
»Dagda?«, fragte Dulac.
Dagda fuhr zusammen, blinzelte und zwang dann ein
Lächeln auf sein Gesicht, das allerdings vielmehr zur
Grimasse geriet. »Was?«
»Ist … alles in Ordnung mit Euch?«, fragte Dulac zögernd. »Ihr seht ein wenig krank aus.«
»Ich bin nicht krank«, erwiderte Dagda ärgerlich. »Ich
bin alt, falls es dir entgangen sein sollte. Aber ich bin bei
bester Gesundheit.« Er hustete, um seine Worte auf der
Stelle Lügen zu strafen. »Aber du scheinst etwas auf den
Ohren zu haben. Hatte ich dir nicht einen Auftrag gegeben?«
    Tander zeigte sich von der unerwarteten Bestellung aus
Camelot nicht annähernd so erbaut, wie Dagda erwartet
hatte. Er reagierte ganz im Gegenteil ziemlich missmutig
und begann sofort zu lamentieren, dass er bei Bestellungen
von Hofe niemals auf seine Kosten käme und am Ende
nicht nur draufzahlen, sondern in den Ruin getrieben würde, wenn Artus ihn öfter mit solchen Aufträgen bedachte.
    Dulac hörte auch kaum hin. Natürlich verlangte Tander
von ihm, dass er den Großteil der Arbeit übernahm, und
obwohl er sich so gut es ging herausredete, legte er den
Weg vom Gasthaus zur Burg an diesem Abend mindestens
ein Dutzend Mal zurück. Es war lange nach Mitternacht,
als er endlich torkelnd vor Müdigkeit in die Scheune zurückkehrte, um sich für die wenigen verbliebenen Stunden
bis zum Sonnenaufgang schlafen zu legen. Das Festmahl
hatte bis weit in die Nacht gedauert und war gegen Ende
eher in ein Trinkgelage ausgeartet und weder Uther noch
Gwinneth hatten daran teilgenommen. Dulac tröstete sich
mit dem Gedanken, dass er sie am nächsten Tag sehen
würde. Und im Moment war ihm nichts wichtiger als sich
ins Stroh zu legen und zu schlafen.
    Er sollte jedoch nicht so schnell

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