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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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machte er und verdrehte die Augen. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so schwer arbeiten musst.«
»Ich auch nicht«, antwortete Dulac.
Evan sah ihn irritiert an, verkniff sich aber eine Antwort
und ergriff stattdessen den Bierkrug, als einer der Tafelritter in seine Richtung sah und die Hand hob. Dulac und er
hatten sich in einen Winkel des weitläufigen Saales zurückgezogen, damit es nicht so aussah, als ob sie die Ritter
bei ihrem Gespräch belauschten. Natürlich verstanden sie
trotzdem jedes Wort, denn Artus und seine Ritter sprachen
nicht nur laut genug, der Thronsaal hatte auch eine ausgezeichnete Akustik. Aber so waren eben die komplizierten
Regeln der Etikette.
Dulac hatte jedoch noch einen anderen Grund, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Dieser Grund hieß Gwinneth, saß auf dem Stuhl direkt neben Uther und Artus und
trug ein schlichtes Kleid in königlichem Blau, und obwohl
ihr Gesicht verschleiert war, glaubte Dulac ihre Blicke
manchmal wie die Berührung einer unsichtbaren Hand zu
spüren. Sein Herz klopfte, wenn er nur in ihre Richtung
sah, und als er ihr vorhin eingeschenkt hatte, hatten seine
Hände so sehr gezittert, dass er den Wein um ein Haar
verschüttet hätte. Er scheute davor zurück, auch nur in ihre
Nähe zu kommen. Artus musste schon blind sein um nicht
zu bemerken, dass Gwinneth für ihn mehr war als nur ein
weiterer adeliger Gast auf Camelot.
Nachdem Evan eingeschenkt hatte, musste er – zum ungefähr fünfundzwanzigsten Mal – die Geschichte erzählen,
wie er auf den Silbernen Ritter gestoßen war. Aller Aufmerksamkeit hing auch diesmal an seinen Lippen, nur
Gwinneth nutzte die Gelegenheit, in Dulacs Richtung zu
sehen.
Dulac hätte sich gewünscht, dass sie es nicht getan hätte.
Warum quälte sie ihn so? Seit er sie das erste Mal gesehen
hatte, war sie beinahe alles, woran er noch denken konnte,
aber ihm war auch klar, dass sie auf ewig unerreichbar für
ihn bleiben musste. Beinahe wünschte er sich, sie niemals
getroffen zu haben.
Dagda zog die Hand unter der Decke hervor und winkte
in seine Richtung und Dulac schulterte rasch seinen Krug
und eilte zu ihm – wobei er einen vollkommen übertriebenen Bogen um die Tafel schlug.
»Gib mir einen Schluck Wasser«, bat Dagda.
»Dann muss ich –«, begann Dulac, doch Dagda unterbrach ihn sofort mit einer müden, aber dennoch befehlenden Geste.
»Wein wird es auch tun«, sagte er.
Dulac schenkte ihm ein, aber Dagda trank nur einen
winzigen Schluck, gerade genug, um seine Lippen zu befeuchten. Als Dulac sich umwenden wollte, deutete er mit
den Augen ein Kopfschütteln an. »Bleib.«
Dulac setzte den Krug wieder ab und wich auf die andere Seite des Stuhles zurück. Die Hitze, die das Kaminfeuer
ausstrahlte, war nahezu unerträglich. Dennoch konnte er
hören, wie Dagda mit den Zähnen klapperte.
»Ich muss mit dir reden«, sagte Dagda leise. »Aber nicht
hier. Ich werde nachher in mein Gemach zurückkehren.
Warte ein paar Minuten und komm dann nach. Es ist
wichtig.«
Bevor Dulac antworten konnte, sah er aus den Augenwinkeln, wie Gwinneth sich von ihrem Platz erhob und
mit schnellen Schritten näher kam. Während sie es tat,
schlug sie den Schleier zurück und Dulacs Herz begann
noch heftiger zu pochen. Gwinneths Gesicht war blass und
sehr ernst, aber sie war so schön, wie er sie in Erinnerung
hatte; wenn nicht noch schöner. Als sich ihre Blicke
kreuzten, leuchtete es in ihren Augen erfreut auf und Dulac musste sich mit aller Gewalt beherrschen, um nicht mit
einem strahlenden Lächeln zu antworten – oder besser
noch ihr entgegenzueilen und sie in die Arme zu schließen.
»Dagda«, begann Gwinneth. »Ihr könnt Euch gar nicht
vorstellen, wie sehr es mich schmerzt, Euch so wieder zu
sehen.« Sie kam näher, beugte sich über Dagda und
hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Ganz leise und an
Dulac gewandt fügte sie hinzu: »Ich habe Artus nicht gesagt, dass wir uns kennen. Bitte lass es dabei.«
Ihre Worte versetzten Dulac einen tiefen Stich, obwohl
sie durch und durch vernünftig waren. Trotzdem fühlte er
sich von ihr beinahe verraten.
Und vielleicht war es sogar schon zu spät für diese Warnung. Artus hatte den Kopf gedreht und sah stirnrunzelnd
in ihre Richtung. Dann stand er mit einem Ruck auf und
kam zu ihnen. Er maß Dulac mit einem kurzen, aber alles
andere als freundlichen Blick und wandte sich dann zu
Dagda um.
»Wie fühlt Ihr Euch?«
»Besser«, antwortete Dagda. Er

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