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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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waren Zwillingsbrüder.
»Nur zu«, sagte Artus auffordernd. »Es beißt nicht. Jedenfalls nicht, solange du nicht sein Feind bist.«
Dulac streckte zögernd die Hand aus, wagte es aber
nicht, die Bewegung zu Ende zu führen. Nach dem, was
ihm widerfahren war, als er das Schwert aus dem See berührt hatte, was würde da erst passieren, wenn er Excalibur anfasste?
»Nun gut.« Artus steckte das Schwert mit einem enttäuschten Schulterzucken wieder ein. »Ich sollte vielleicht
nicht zu viel auf einmal erwarten. Steig in den Sattel. Wir
reiten los.«
    Ganz wie Sir Lioness gesagt hatte, erwartete sie das piktische Heer auf der anderen Seite des Hügels, genauer gesagt vor dem dichten Wald, der sich vielleicht eine halbe
Meile entfernt erhob. Und selbst Dulac, der nicht das Geringste von Kriegsführung oder Taktik verstand, erkannte
sofort, dass es eine Falle war. Die Pikten hatten in einer
langen, mehrfach gestaffelten Reihe dicht am Waldrand
Aufstellung genommen, und wenn dieser Wald auch nur
annähernd so dicht war wie der, hinter dem sie gerade gerastet hatten, dann mussten Artus’ Ritter auf ihren schwer
gepanzerten Pferden schon nach wenigen Schritten hoffnungslos darin stecken bleiben.
    Er erschrak, als er sah, wie viele es waren. Das piktische
Heer bestand nur aus sehr wenigen Reitern, aber gut und
gerne zweihundert Männern zu Fuß. Sie waren in Kleidung aus grobem Stoff gehüllt und trugen weder so etwas
wie eine wirkliche Rüstung und auch ihre Bewaffnung
hielt keinem Vergleich mit der der Tafelritter stand. Aber
es waren entsetzlich viele.
    »Da ist er.« Artus deutete auf einen einzelnen, in
Schwarz gehüllten Reiter, der langsam in ihre Richtung
kam. »Der Unterhändler.«
    »Das ist nicht Mordred«, sagte Galahad, der rechts neben Artus ritt. Dulac hatte sein Pferd auf die andere Seite
gelenkt, war aber ganz bewusst ein kleines Stück zurückgefallen.
    »Ich sehe es«, sagte Artus düster. »Das gefällt mir
nicht.«
»Wir sollten sofort angreifen«, schlug Galahad vor.
»Das ist mit Sicherheit eine Hinterlist.«
»Vermutlich«, bestätigte Artus. »Ich werde ihn fragen.
Haltet Euch bereit.«
Galahad sog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen
ein. »Ihr wollt doch wohl nicht wirklich allein dorthin reiten?«
»Ich werde nicht allein gehen, keine Angst.« Artus drehte den Kopf. »Dulac.«
Gehorsam lenkte Dulac sein Pferd neben das des Königs. Galahad widersprach noch einmal und erhielt diesmal eine scharfe Abfuhr, aber Dulac hörte gar nicht mehr
hin. Die Situation kam ihm mit jedem Moment unwirklicher vor, als erlebe er in Wirklichkeit einen Traum, der
bizarr und erschreckend war, in dem er aber nicht wirklich
Angst haben musste. Artus lenkte sein Pferd mit sanftem
Schenkeldruck den Hügel hinunter und auf den Unterhändler zu und Dulac schloss nach wenigen Schritten auf.
»Angst?«, fragte Artus leise und ohne ihn dabei anzusehen.
»Ich weiß nicht«, antwortete Dulac. Dann verbesserte er
sich: »Ja. Ein wenig.«
»Wenn das hier vorbei ist, wirst du viel Angst haben«,
sagte Artus. Und es war Dulac, als ob er lautlos, aber auch
unüberhörbar hinzufügte: dafür werde ich sorgen.
»Warum tut Ihr das, Herr?«, fragte Dulac.
»Warum ich will, dass du mich begleitest?« Artus lachte
auf eine Weise, die Dulac einen kalten Schauer über den
Rücken laufen ließ. »Nenn es einen Test.«
»Einen Test ?«
»Ich muss wissen, woran ich mit dir bin«, antwortete
Artus. »Und du selbst solltest es auch wissen. Frauen bewundern Ritter, keine Knaben.«
Ein plötzlicher Schlag ins Gesicht hätte Dulac kaum härter treffen können. Er glaubte zu spüren, wie sein Herzschlag stockte. Doch er kam nicht dazu, eine weitere Frage
zu stellen, denn sie hatten sich dem Pikten mittlerweile
fast bis auf Hörweite genähert und er wusste, dass Artus
jetzt nicht mehr antworten würde. Und einen Augenblick
später sah er zudem etwas, das ihn kaum weniger erschreckte als Artus’ Worte von vorhin.
Der Pikte war ein sehr großer, dunkelhaariger Mann, der
einen schwarzen Mantel über einer gleichfarbigen Hose
und einem rotbraunen Lederharnisch trug. Aus seinem
Gürtel ragte der Griff eines gewaltigen Schwertes, das die
meisten anderen Männer als Beidhänder benutzt hätten,
und an seinem Sattel war eine riesige zweischneidige Axt
befestigt. Zweifellos führte er diese Waffen nur mit sich,
um sein barbarisches Äußeres zu unterstreichen und seine
Feinde damit einzuschüchtern, denn so

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