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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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endlich«, sagte er. »Gleich wird es hier ziemlich
übel. Warte oben am Waldrand auf uns.« Er lachte. »So
viel zu ihrer Reiterei. Aber es war fast zu leicht.«
Allmählich glaubte Dulac zu verstehen. Artus’ sonderbares Verhalten war nicht sinnlos gewesen und schon gar
nicht leichtsinnig. Er war mittlerweile sogar fast sicher,
dass er den heimtückischen Angriff der Pikten bewusst
herausgefordert hatte, um einen überhasteten Angriff des
gesamten piktischen Heeres zu provozieren und ihre Kräfte auf diese Weise zu spalten.
Schaudernd sah Dulac sich um. Ein halbes Dutzend toter
Pferde und annähernd dreißig erschlagene Pikten bedeckten den Boden, ein Anblick, der ihn an den vor dem
Schwarzen Eber erinnerte, nur dass es ungleich schlimmer
war. Und dabei hatte die wirkliche Schlacht noch nicht
einmal begonnen.
Artus hob die Stimme. »Formiert euch!«, rief er.
Die Tafelritter begannen sich rings um ihren König zu
einem lockeren Kreis aufzustellen und Dulac begriff, dass
es nun wirklich an der Zeit war, sich zu sputen. Die Pikten
waren allerhöchstens noch dreißig Schritte entfernt, aber
ihr Tempo hatte sich geändert. Während die Mitte der lang
gezogenen Kette allmählich zurückfiel, wurden ihre Flanken schneller und schwenkten gleichzeitig herum. Die
Pikten hatten wohl vor, Artus’ Ritter zu umzingeln und sie
dann von allen Seiten her anzugreifen. Irgendwie hatte
Dulac das sichere Gefühl, dass Artus auch genau das von
ihnen erwartete …
Bevor auch er in den Umzingelungsring geriet, knallte er
mit den Zügeln und sprengte den Hügel hinauf. Erst auf
halber Strecke ließ er das Tier wieder langsamer laufen
und drehte den Kopf um nach hinten zu sehen.
Die Pikten hatten ihr Manöver fast beendet. Den Ring
aus Rittern umgab jetzt ein zweiter, größerer Kreis, der
sich in diesem Augenblick schloss und sich gleichzeitig
zusammenzuziehen begann. Doch auch in die Tafelritter
kam Bewegung. Statt den Ansturm der Pikten in einer
dichten Front zu erwarten, womit diese wohl gerechnet
haben mussten, formierten sie sich blitzschnell zu zwei
gleich großen Gruppen, die den Pikten entgegensprengten
und ihren Ring beinahe mühelos durchbrachen. Fast im
gleichen Atemzug löste sich ihre Formation vollends auf.
Dulac wandte seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne
und ritt den Hügel hinauf, so schnell er konnte. Als er den
Waldrand erreichte, sprang er aus dem Sattel und wich ein
paar Schritte in den Schutz des dichten Unterholzes zurück, ehe er sich wieder herumdrehte.
Die wenigen Augenblicke hatten gereicht, um den Anblick unter ihm vollkommen zu verändern. Statt einer geordneten Aufstellung, in der zwei Heere aufeinander prallten, sah er auf den ersten Blick nichts als ein einziges,
scheinbar chaotisches Durcheinander. Artus’ Ritter hatten
sich zu Gruppen von jeweils drei zusammengetan, die sich
gegenseitig Deckung gaben, zugleich und viel schlimmer
aber auch gnadenlos unter den Barbarenkriegern wüteten.
Selbst auf die große Entfernung konnte Dulac erkennen,
dass die Lage für die Pikten hoffnungslos war. Sie waren
annähernd zehnmal so viele, aber schlecht bewaffnet, zu
Fuß und beinahe ohne Rüstung. So hatten sie keine Chance gegen die Ritter, die auf ihren gewaltigen gepanzerten
Schlachtrössern wie Dämonen aus einer längst vergangenen Zeit über sie emporragten. Soweit Dulac erkennen
konnte, war bisher nicht einer der Tafelritter gefallen oder
auch nur ernsthaft verletzt, während sie selbst aber fürchterlich unter den Pikten wüteten. Binnen weniger Minuten
würden sie das piktische Heer einfach auslöschen.
Plötzlich hatte Dulac das intensive Gefühl, nicht mehr
allein zu sein. Nervös sah er sich um. Er war allein. Rings
um ihn herum herrschte nur die schattenerfüllte Stille des
Waldes, durchdrungen von demselben leisen Modergeruch, den er vorhin schon einmal wahrgenommen hatte.
Und trotzdem wurde das Gefühl, dass jemand oder etwas da war, mit jeder Sekunde stärker. Dulac sah sich mit
wachsender Nervosität um und wich vorsichtshalber einige Schritte weiter in den Schutz des Dickichts zurück.
Unter ihm tobte die Schlacht mit unverminderter Wucht
weiter, aber das Schreien der Kämpfenden und Verwundeten schien bereits an Lautstärke abgenommen zu haben.
Links von ihm knackte ein Ast. Dulac duckte sich hastig
hinter einen Busch und Mordred und zwei Männer im verblichenen Schwarz der Pikten traten kaum zwei Schritte
neben ihm aus dem Wald. Wäre er nur

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