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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schluck Messwein aus dem einfachen Becher tranken, den
ihnen Sir Mandrake hinhielt.
Nach einer Weile runzelte er erstaunt die Stirn, trat ein
paar Schritte näher – gerade so weit, wie er es wagte, ohne
dadurch Artus’ oder den Unmut eines der anderen Ritter
auf sich zu ziehen – und kniff die Augen zusammen um
genauer sehen zu können. Er erkannte den einfachen
Trinkbecher, den Sir Mandrake in den Händen hielt. Es
war kein prunkvoller Pokal, wie er es erwartet hätte, sondern der zerbeulte, schäbige Becher, der normalerweise
auf Dagdas Regalbrett stand; kaum eines Bettlers würdig,
geschweige denn eines Königs. Wieso, fragte er sich, hatte
Dagda den Rittern ausgerechnet den einfachsten und schäbigsten seiner Pokale mitgegeben? Er würde ihn fragen,
sobald sie zurück waren – auch wenn er ganz und gar
nicht sicher war, überhaupt eine Antwort zu bekommen.
Und er wäre nicht einmal überrascht zu erfahren, dass es
sich um einen von Dagdas manchmal schon reichlich seltsamen Scherzen handelte, den König und all seine Ritter
mit diesem verbeulten Blechnapf in die Schlacht ziehen zu
lassen, statt mit einem goldenen Pokal …
Artus war der Letzte, der das Abendmahl empfing. Dann
stand er auf, zog jedoch nicht wie alle anderen sein
Schwert aus dem Boden, um die Waffe wieder in seinen
Gürtel zu stecken, sondern drehte sich zu Dulac herum.
»Junge! Bring mir Excalibur!«
Dulac eilte zu Artus’ Pferd, einem prachtvollen weißen
Hengst in einem goldschimmernden Schuppenpanzer, löste die in roten Samt eingeschlagene Waffe vom Sattelgurt
und brachte sie dem König. Artus nahm das Schwert entgegen und begann es auszuwickeln, während er Dulac ein
kurzes, aber sehr warmes Lächeln schenkte – fast als wollte er sich für Sir Mandrakes Benehmen von vorhin entschuldigen.
Dulac verspürte ein Gefühl von Ehrfurcht, als Artus den
Samt zurückschlug und Excalibur in seiner weißen Lederscheide zum Vorschein kam. Artus gab Dulac den Samt
zurück, löste seinen Waffengurt und ließ ihn einfach fallen.
Dulac konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er in den
Schmutz fiel.
Während Artus den Schwertgurt mit Excalibur umschnallte, holte Dulac das Schwert, das Artus mitgebracht
hatte, schob es in die Scheide und wollte zu seinem Pferd
eilen, um die Waffe am Sattelgurt zu befestigen, wo sie
auf die Rückkehr des Königs warten konnte, doch Artus
winkte ihn erneut heran.
»Nimm es an dich«, befahl er.
»Herr?«
»Nimm es an dich«, wiederholte Artus mit einer leicht
ungeduldigen Geste auf den Waffengurt. »Du wirst mich
begleiten.«
»Ich?«, wiederholte Dulac fassungslos. »Aber wieso
ich? Ich meine –«
»Dir wird nichts geschehen, solange du immer in meiner
Nähe bleibst«, unterbrach ihn Artus. »Du begleitest mich.
Wenn du hinterher immer noch Ritter werden willst, werde ich persönlich für deine Ausbildung sorgen.«
Er hatte gesagt, was er zu sagen hatte, und drehte sich
wieder zu seinen Rittern herum. »Lasst uns beginnen«,
sagte er. Dann legte er die Hand auf den Schwertgriff, zog
Excalibur und reckte die Waffe hoch in die Luft.
»Für Camelot!«
»Für Camelot!«, wiederholten die Ritter im Chor.
Und Dulac stockte schier der Atem.
Es war das erste Mal, dass er Excalibur wirklich erblickte.
Dagda hatte ihm einmal erklärt, dass Excalibur nicht nur
eine heilige, sondern vor allem auch eine magische Waffe
sei, die nur zum wirklichen Kampf gezogen werden durfte,
und so hatte er Excalibur bisher nur in seiner weißen Lederscheide gesehen.
Zugleich stimmte das aber auch nicht.
Er hatte Excalibur schon einmal gesehen oder zumindest
ein Schwert wie dieses. Es war sogar erst ein paar Stunden
her, seit er es in der Hand gehalten hatte.
Denn Excalibur und das Schwert, das er im See gefunden hatte, glichen sich wie ein Ei dem anderen …
Artus drehte sich zu ihm herum, schien etwas sagen zu
wollen und runzelte dann die Stirn, als er den Ausdruck
von Fassungslosigkeit sah, mit dem Dulac das Schwert
anstarrte. Natürlich deutete er ihn völlig falsch, denn nach
einem Atemzug lächelte er und sagte: »Eine prachtvolle
Waffe, nicht wahr? Möchtest du sie vielleicht einmal anfassen?«
Er hielt Dulac die Klinge hin und Dulacs Herz begann
noch schneller zu schlagen, als er die seltsamen Runen
sah, die die Blutrinne des Schwertes einrahmten. Obwohl
er sie nur flüchtig gesehen hatte, gab es nicht den geringsten Zweifel: Es waren die gleichen Runen. Excalibur und
das Schwert aus dem See

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