Gralszauber
Bewegung zwang den Hengst, weiter auf den Hinterläufen zu
tänzeln und sich dabei auf der Stelle zu bewegen. Statt
ihm den Rücken zuzuwenden, schlug der Hengst plötzlich
mit den Vorderhufen nach dem völlig überraschten Pikten.
Der Mann hatte mittlerweile sein Gleichgewicht wieder
gefunden und versuchte sich im Sattel aufzurichten. Mit
einer verzweifelten Bewegung warf er den Kopf zurück
und entging den tödlichen Hufen auf diese Weise nur um
Haaresbreite. Statt seinen Schädel zu treffen prallten sie
klirrend auf die Schwertklinge und prellten dem Mann die
Waffe aus der Hand.
Der Pikte schrie wütend auf und musste einige Sekunden
lang mit aller Macht darum kämpfen, nicht rücklings aus
dem Sattel zu stürzen.
Endlich ließ Artus die Zügel des Hengstes los und das
Tier sank mit einem protestierenden Schnauben wieder auf
alle viere herab und tänzelte ein paar Schritte zurück. Auf
der Hügelkuppe vor dem Wald wurde ein erschrockenes
Brüllen aus zweihundert Kehlen laut und auch der Pikte
brüllte vor Wut und riss seine Axt vom Gürtel. In derselben Sekunde schien Excalibur fast wie von selbst aus seiner Scheide und in Artus Hand zu springen.
Das Gebrüll auf der Hügelkuppe wurde lauter, und obwohl Dulac den Blick keine Sekunde von Artus und dem
Pikten nehmen konnte, sah er trotzdem aus den Augenwinkeln, wie sich mehr und mehr Barbarenkrieger in Bewegung setzten und auf sie zurannten oder zuritten.
Der Pikte schwang seine gewaltige Axt mit beiden Armen und schien jede Furcht vor Artus’ magischem
Schwert vergessen zu haben, denn er griff ohne das geringste Zögern und brüllend vor Zorn an. Sein Pferd prallte gegen Artus’ gepanzertes Schlachtross und wäre um ein
Haar von den Beinen gerissen worden, aber die gewaltige
Axt sauste trotzdem auf Artus herab.
Artus wehrte den Hieb ohne besondere Probleme ab.
Sein hochgerissenes Schwert zielte auf die Handgelenke
des Pikten und hätte sie zweifellos mitsamt der Waffe abgehackt, denn es gab nichts, was Excaliburs Biss widerstehen konnte. Im letzten Moment aber drehte Artus die
Klinge, sodass sie mit der Breitseite auftraf. Ihre Wucht
war immer noch so groß, dass sie die Hände des piktischen Kriegers auf der Stelle lähmte, sodass er die Axt mit
einem Schmerzensschrei fallen ließ und halb benommen
im Sattel zusammenbrach, aber Artus verzichtete ganz
offensichtlich darauf, den Mann zu töten oder schwer zu
verletzen. Stattdessen ließ er sein Pferd einige Schritte
zurücktänzeln und begann seinen Gegner zu umkreisen,
wobei er immer wieder mit dem Schwert nach ihm stieß,
ohne ihm jedoch mehr als einige harmlose Kratzer und
Schnittwunden beizubringen. Dulac verstand nicht, was er
da eigentlich tat.
Es war, als ob er mit seinem Gegner spielte wie eine
Katze mit der Maus, die sie gefangen hatte.
Plötzlich schrie Artus: »Verschwinde! Sie kommen!«
Dulac sah hoch – und verstand mit jähem Schrecken,
was Artus meinte: Die Pikten stürmten in breiter Front
heran.
Die meisten waren noch hundert oder mehr Schritte entfernt, aber die zwanzig oder dreißig Reiter, die vorab ritten, hatten sie schon fast erreicht.
Voll Panik riss er sein Pferd herum – und schrie vor
Schrecken und Enttäuschung auf, als er sah, dass es auch
in dieser Richtung kein Entkommen gab, denn von hinten
galoppierten Artus’ Tafelritter heran!
Es ging alles viel zu schnell, als dass er auch nur Zeit
fand, einen weiteren klaren Gedanken zu fassen. Artus ließ
endlich von seinem ohnehin wehrlosen Gegner ab und im
nächsten Augenblick prallten rings um ihn herum die beiden unterschiedlichen Reiterheere zusammen. Ihre Zahl
war in etwa gleich, aber das war auch schon alles, was
gleich war.
In wenigen Augenblicken war es vorüber und es kam
Dulac beinahe so vor, als hätte es gar keinen wirklichen
Kampf gegeben. Die golden und silberfarben schimmernde Front der Tafelritter prallte gegen die heranpreschende
Front der Pikten und zermalmte sie regelrecht.
Der Großteil der Reiter wurde schon im ersten Anprall
von den Pferden gerissen oder brach mitsamt seinen Tieren zusammen und die wenigen, die den ersten Ansturm
überlebt hatten, fielen unter den erbarmungslosen Hieben
der Tafelritter. Nur einen Augenblick nachdem der Kampf
begonnen hatte, war er auch schon wieder vorbei. Keiner
der Pikten hatte ihn überstanden, während es unter Artus’
Rittern nicht einmal einen Verwundeten zu geben schien.
Artus lenkte sein Pferd neben das Dulacs. »Jetzt verschwinde
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