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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ehemann
kg, und er sah Tränen in ihren Augen schimmern. Auch
wenn sie nicht »wie Mann und Frau« zusammengelebt
hatten, wie sie ihm in Camelot erzählt hatte, so musste sie
ihn doch geliebt haben.
Auch Lancelot schmerzte Uthers Tod. Er hatte ihn kaum
gekannt, aber selbst die wenigen Sätze, die sie miteinander
gewechselt hatten, hatten ihn erkennen lassen, dass Uther
ein aufrechter Mann gewesen war; etwas, was für sehr
wenige Männer galt, die er kennen gelernt hatte. Sein Tod
erschien ihm so sinnlos. Mordred hatte keinen Grund gehabt, ihn umzubringen.
»Es tut mir so Leid, Mylady«, sagte er leise. »Ich kannte
Uther nicht, aber nach allem, was ich über ihn gehört habe, war er ein guter Mann.«
»Das war er«, bestätigte Gwinneth. »Und ich habe ihm
den Tod gebracht.«
Lancelot sah überrascht auf. »Ihr? Wie meint Ihr das?«
»Wie ich es sagte«, antwortete Gwinneth. Tränen liefen
über ihre Wangen, aber ihr Gesicht blieb starr und in ihrer
Stimme war eine furchtbare Leere. »Auf mir lastet ein
Fluch. Ich bringe allen den Tod, denen ich begegne. Ihr
solltet Euch also besser von mir fern halten, Ritter Lancelot.«
»Was für ein Unsinn«, widersprach Lancelot heftig.
»Es ist kein Unsinn.« Gwinneths Tränen begannen heftiger zu fließen, aber ihr Gesicht war nach wie vor wie aus
Stein gemeißelt. »Zuerst war es mein Vater. Er hat sein
Reich verloren, seine Burg und am Schluss sein Leben.
Und nun Uther. Zuerst hat ihm Mordred sein Land genommen, dann seine Burg und jetzt das Leben.«
»Ich habe kein Land, das ich verlieren könnte«, sagte
Lancelot. »Nicht einmal eine Burg.«
»Aber ein Leben.« Gwinneth lachte bitter. »Vielleicht
sollte ich Uther folgen, um nicht noch mehr unschuldigen
Menschen den Tod zu bringen.«
»Redet nicht so!«, sagte Lancelot scharf. »Das gestatte
ich nicht! So etwas ist Gotteslästerung!«
Zu seiner Überraschung wandte sich Gwinneth im Sattel
um und lächelte, das allerdings auf eine Weise, die ihm
das Herz zusammenzog. »Gotteslästerung …« Sie nickte
nachdenklich. »Seid Ihr ein Christ, Sir Lancelot?«
»Warum fragt Ihr das?«, fragte Lancelot ausweichend.
»Wir reiten nach Camelot«, antwortete Gwinneth. »Artus hat schon vor langer Zeit das Kreuz der Christenheit
auf sein Banner geschrieben, aber ich sehe die Symbole
der alten Götter auf Eurem Schild.«
Lancelot wurde hellhörig. »Und?«, fragte er.
»Artus hat kein Problem damit«, sagte Gwinneth.
»Uther hat mir erzählt, dass er zwar zur heiligen Kommunion gegangen ist, den Glauben an die alten Götter aber
trotzdem noch nicht ganz abgelegt hat. Viele seiner Ritter
sind jedoch nicht so tolerant wie er.« Sie maß seine Rüstung mit einem abschätzenden Blick. »Ihr könnt Eure
Rüstung nicht verbergen, aber es wäre vielleicht besser,
wenn Ihr Euch bei Gesprächen über den Glauben … ein
wenig zurückhieltet.«
Lancelot verstand, was sie meinte. Nicht so tolerant war
noch sehr zurückhaltend ausgedrückt. Etliche von Artus’
Rittern – allen voran Sir Lioness, so freundlich er sonst
auch sein mochte – waren regelrechte religiöse Fanatiker.
»Auch ich glaube noch an die alten Götter«, sagte
Gwinneth plötzlich.
»Ihr?«, wunderte sich Lancelot. »Aber Uther –«
»Uther«, fiel ihm Gwinneth sanft ins Wort, »war ein
sehr kluger Mann, der die Zeichen der Zeit stets richtig zu
deuten gewusst hat. Die Christenheit wird dieses Land zur
Gänze erobern. Er hat sich einer Kraft gebeugt, der er auf
Dauer nicht widerstehen konnte, statt an ihr zu zerbrechen.
Mag das Christentum ruhig seine Symbole auf den Dächern unserer Häuser errichten. Unsere Herzen wird es
nicht erobern … und wie ist es mit Euch?«
Lancelot hatte niemals wirklich über diese Fragen nachgedacht. Er konnte sie nicht beantworten. Aber Gwinneths
Worte berührten ihn seltsam, so als wäre da doch etwas
tief in ihm, das sich sehr wohl seine Meinung gebildet
hatte, wenn auch, ohne dass er sich dessen bewusst gewesen wäre. Er schwieg verwirrt.
»Ihr wollt nicht darüber sprechen«, sagte Gwinneth ein
wenig enttäuscht. »Ich verstehe. Vielleicht ist es auch das
Klügste.«
»Wenn es sich mit Artus und seinen Rittern wirklich so
verhält, wie Ihr sagt, Mylady«, sagte Lancelot, »dann wäre
es vielleicht besser, wenn auch Ihr Eure wahre Überzeugung für Euch behieltet.«
»Niemand wird mir etwas tun«, antwortete Gwinneth
überzeugt. »Ich bin bei Artus so sicher, wie ich nur sein
kann.« Sie

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