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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mit der Krone
hatte er auch die Verantwortung für dieses Land und das
Leben jedes einzelnen seiner Bewohner übernommen.
Wander kam zurück, balancierte eine Schale Wasser, ein
kleines Tongefäß und ein nicht allzu sauberes Tuch auf
den Armen und setzte alles vor ihm auf dem Tisch ab. Er
geduldete sich, bis Dulac seine Suppe ausgelöffelt hatte,
dann forderte er ihn auf das Hemd auszuziehen und begann mit geschickten Bewegungen seine Wunde zu säubern und anschließend zu verbinden. Es tat ziemlich weh,
aber Dulac ertrug die Prozedur mit zusammengebissenen
Zähnen. Er war froh, dass sich jemand um ihn kümmerte,
allerdings auch ziemlich erstaunt, dass es ausgerechnet
Wander war. Tanders Sohn und er waren alles andere als
gute Freunde.
»Was hast du mit dem König zu schaffen?«, fragte Tander nach einer Zeit.
»Wie?« Dulac begriff nicht einmal, was Tander meinte.
Diese Frage war doch vollkommen sinnlos!
»Nachdem du gestern fort warst«, erklärte der Schankwirt, »war Artus hier, zusammen mit all seinen Rittern. Er
hat nach dir gefragt.« Tander schnaubte. »Er war ziemlich
aufgebracht. Du ziehst uns doch da nicht in irgendetwas
hinein, Bursche?«
»Bestimmt nicht!«, versicherte Dulac hastig. »Er war
wütend, sagt Ihr? Weshalb? Was hat er gesagt?«
»Er wollte wissen, wo du bist und wo du hinwillst«,
antwortete Tander schulterzuckend.
»Und Ihr habt es ihm erzählt?« Seine Stimme verriet
mehr von seinem Schrecken, als Dulac lieb war.
»Selbstverständlich habe ich es ihm erzählt«, antwortete
Tander. »Was hast du denn geglaubt? Dass ich den König
deinetwegen belüge?«
»Alles?«, vergewisserte sich Dulac. »Ich meine: auch …
auch von Malagon und …«
»Hast du denn sonst noch von etwas gesprochen?«, unterbrach ihn Tander hämisch. Er wollte noch mehr sagen,
aber Dulac fiel auf, dass Wander ihm einen raschen, warnenden Blick zuwarf, und er verbiss sich den Rest.
»Du sollst dich auf der Burg melden, sobald du zurück
bist«, fuhr Tander stattdessen fort. »Falls du dazu in der
Lage bist, heißt das. Deine Schulter sieht nicht gut aus.
Das hast du prima hingekriegt, wirklich. Du wirst mindestens eine Woche lang nicht richtig arbeiten können, wenn
nicht länger. Und das ausgerechnet jetzt, wo wir jede
Hand dringender denn je brauchen!«
Für einen Moment hatte Dulac zu nichts größere Lust als
Tander den Rest der Suppe ins Gesicht zu kippen, der vor
ihm auf dem Tisch stand. Doch er beherrschte sich und
sagte stattdessen in ruhigem Ton: »Ich werde es wieder
gutmachen.«
Tander zog eine Grimasse, aber in seinen Augen erschien ein verschlagener Ausdruck. »Ich wüsste schon
einen Weg, wie du das könntest«, sagte er.
»So?«, fragte Dulac.
»Sie haben Dagda getötet, nicht wahr?«, fragte Tander.
»Artus’ Koch und Küchenmeister.«
»Das stimmt«, antwortete Dulac traurig. Für einen Moment erschien das Gesicht des gutmütigen alten Mannes
noch einmal vor seinem inneren Auge und Dulac hatte
plötzlich alle Mühe, die Tränen zu unterdrücken.
»Dafür werden ihre Seelen in der Hölle schmoren«, sagte Tander grimmig. »Dennoch dürfen wir die Augen nicht
vor der Realität verschließen. Es ist jetzt niemand mehr
da, der sich um das leibliche Wohl des Königs und seiner
Ritter sorgt. Du allein wirst es nicht schaffen, vor allem
nicht mit deiner verletzten Schulter.«
»Worauf wollt Ihr hinaus?«, fragte Dulac. Dabei glaubte
er die Antwort auf diese Frage bereits zu kennen. Nur
weigerte er sich für den Augenblick einfach es zu glauben.
Tander konnte doch nicht in einem Moment wie diesem

Aber er konnte. »Artus wird einen neuen Koch brauchen«, antwortete Tander. »Die Arbeit ist viel zu schwer
für dich allein, verletzt oder nicht. Du könntest dich dafür
einsetzen, dass er uns bei der Auswahl berücksichtigt. Wir
können die Arbeit gut gebrauchen. Die Zeiten sind
schlecht. Niemand geht ins Gasthaus, wenn ihm gerade
das Dach über dem Kopf abgebrannt ist. Und natürlich
behältst du deinen Posten bei Hofe, auch wenn ich in Zukunft die Küche leite«, beeilte er sich hastig hinzuzufügen.
Dulac war empört. Das also war der einzige Grund für
Tanders ungewohnte Großzügigkeit! Camelot lag in
Trümmern. Viele Menschen waren tot, Artus und alle seine Ritter verschwunden und Tander konnte nicht einmal
wissen, ob sie lebend zurückkamen, und alles, woran er
dachte, war sein Geschäft!
»Ich werde ihn fragen«, antwortete Dulac.
»Aber nicht heute

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