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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als er befürchtet
hatte. Vielleicht sogar höher, als ihm in diesem Moment
schon klar war. Er hatte Menschen getötet. Nicht nur einen, sondern zahlreiche Männer, mehr als ein Dutzend, so
mühelos und ohne zu zögern, als hätte er ein Feuer ausgetreten. Zwar versuchte er sich damit zu trösten, dass er es
hatte tun müssen um Gwinneth zu retten, aber obgleich
das durchaus der Wahrheit entsprach, vermochte es sein
nagendes schlechtes Gewissen nicht zu besänftigen. Er
hatte Menschen getötet. Es spielte keine Rolle, wie viele
und aus welchem Grund. An seinen Händen klebte Blut,
das allein zählte. Er würde diese verfluchte Rüstung nie
wieder anlegen, ganz egal, was geschehen mochte.
    Statt Camelot anzusteuern ging er zu Tanders Gasthaus.
Er erreichte es buchstäblich mit letzter Kraft. Nachdem
er die Rüstung abgelegt hatte, hatte sein Körper begonnen
nachhaltig sein Recht zu fordern. Die wenigen Dutzend
Schritte zum Tor hatten ihn mehr Kraft gekostet als die
zahllosen Meilen, die er davor zurückgelegt hatte, und
dazu kam, dass seine Schulter immer heftiger schmerzte.
    Die Wunde war wieder aufgebrochen und blutete und
jeder Schritt schien ihn mehr Kraft zu kosten als der vorhergehende. Er hätte Camelot vermutlich nicht einmal
mehr erreicht, wenn er es gewollt hätte.
    Mit letzter Kraft langte er beim Gasthaus an und taumelte zur Scheune. Das Haus war dunkel. Nicht der geringste
Laut drang heraus. Tander und seine Söhne mussten längst
schlafen. Dulac schleppte sich zur Scheune, stemmte sich
mit der unverletzten Schulter gegen das Tor und bekam es
mit einiger Mühe auf.
    Ein schwarzes Fellbündel schoss ihm entgegen, kläffte
schrill und begann schwanzwedelnd an ihm hochzuspringen.
    »Nicht so laut, Wolf«, murmelte Dulac. »Du weckst ja
noch alle auf.«
Wolf kläffte nur noch lauter und gebärdete sich wie toll.
Er würde keine Ruhe geben, bis er seinen Willen hatte,
und vorher vermutlich die halbe Stadt aufwecken. Dulac
ließ sich mit einem resignierenden Seufzer in die Hocke
sinken und streckte die Hände aus. Der kleine Hund kam
schwanzwedelnd näher und setzte dazu an, ihm die Finger
abzulecken, wie er es fast immer tat um ihn zu begrüßen,
stockte dann aber mitten in der Bewegung und hörte auf
mit dem Schwanz zu wedeln. Er knurrte. Als Dulac die
Hand nach ihm ausstreckte, wich er einen Schritt zurück
und fletschte drohend die Zähne.
»Was ist denn in dich gefahren?«, fragte Dulac. »Wolf,
was ist los?«
Er streckte den Arm noch weiter aus. Wolf knurrte, wich
noch ein winziges Stück zurück – und schnappte nach
seiner Hand.
»Wolf!«, keuchte Dulac erschrocken. »Bist du verrückt
geworden?«
Der Hund knurrte drohend und wirbelte dann herum, um
wie von Furien gehetzt davonzurasen. Dulac blickte fassungslos in die Richtung, in der der Hund verschwunden
war, und dann auf seine rechte Hand. Wolfs Zähne hatten
zwei winzige, nadelstichgroße Wunden in seinem Handrücken hinterlassen. Zwar hatte er sich beim Herumbalgen
mit dem Hund schon öfter die eine oder andere Schramme
zugezogen, aber Wolf hatte ihn noch niemals absichtlich
gebissen.
Er war zu müde, um sich weiter den Kopf über das sonderbare Verhalten des Hundes zu zerbrechen. Ohne sich
auch nur noch einmal aufgerichtet zu haben, kroch er auf
den nächsten Strohhaufen, rollte sich zusammen und
schloss die Augen.
Er hatte es kaum getan, da wurde die Tür aufgestoßen
und Tander und sein älterer Sohn kamen herein. Tander
trug eine flackernde Kerze in der rechten Hand und Wander hatte sich mit einem gewaltigen Knüppel bewaffnet.
Dulac hob den Kopf aus dem Stroh und blinzelte ihnen
entgegen. »Was ist los?«, murmelte er.
Wander atmete erleichtert auf, als er ihn erkannte, aber
Tanders Gesicht verdüsterte sich noch weiter. »Ach nein«,
sagte er hämisch. »Geruht der Herr auch einmal wieder
nach Hause zu kommen? Ich hoffe, du hast dich gut erholt,
während wir uns hier halb zu Tode geschuftet haben.«
Dulac ließ den Kopf wieder auf das Stroh sinken und
schloss die Augen. Er war viel zu müde, um mit Tander zu
streiten oder ihm auch nur zu antworten. Seit er die magische Rüstung ausgezogen hatte, nahmen seine Kräfte immer mehr ab. Er wollte nur noch schlafen.
Tander war jedoch nicht gewillt, es dabei bewenden zu
lassen. Er kam mit zwei, drei raschen Schritten näher und
riss Dulac an der verletzten Schulter herum. »Ich werde
dich lehren, hier –«
Dulac schrie vor Schmerz auf und

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