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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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während Jacqueline den anderen Arm gepackt hielt. Gilbert kniete auf der Brust eines anderen jungen Mannes, der am Boden lag, umringt von den übrigen Gästen, die das Spektakel interessiert verfolgten. Die Fensterscheibe der Bar war zu Bruch gegangen.
    »Ruhe!«, brüllte Bruno und drängte durch die Menge auf René zu. »Was ist passiert?«, fragte er und sah, dass aus Max' Nase Blut tropfte.
    »Dieser Mistkerl hat angefangen«, keuchte Gilbert, der alle Hände voll zu tun hatte, um den Mann am Boden in Schach zu halten. »Kommt reinspaziert und macht Stunk, gibt Max eins auf zwölf und versucht, das Mädchen abzuschleppen.«
    »Er hat mir den Arm verrenkt«, sagte Jacqueline, sichtlich aufgelöst. »Max wollte mir zu Hilfe kommen.«
    »So war's, Bruno«, bestätigte René. »Der Kerl ging sofort auf Max los und schlug so fest mit der Faust zu, dass Max vom Hocker flog. Als er dann das Mädchen nach draußen zerren wollte, ist Max dazwischengegangen. Ich hab versucht, die beiden zu trennen. Dabei ist er dann mit dem Rücken durch die Scheibe geflogen.«
    So hatten es auch, wie zu hören war, die Umstehenden gesehen. »Der Kerl hat sie nicht alle«, schimpfte einer.
    »Ist er verletzt?«, fragte Bruno. Gilbert stand vorsichtig auf und zerrte den Mann an den Aufschlägen seines Mantels auf die Beine. Dass es Bondino war, überraschte Bruno nur mäßig.
    »Alles okay«, knurrte Bondino und klopfte sich die Mantelschöße aus. Er war sichtlich angetrunken. »Sie gehört mir«, nuschelte er und zeigte auf Jacqueline.
    »Sie wollen wohl die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbringen«, sagte Bruno. Er überzeugte sich davon, dass der Amerikaner tatsächlich unverletzt war, und wandte sich an René und Gilbert. »Es liegt an euch, ob ihr Anzeige erstatten wollt oder nicht.«
    »Er hat ein paar Sachen kaputtgeschlagen, einen Stuhl und mehrere Gläser«, sagte René. »Halb so wild, aber die Scheibe, die muss er ersetzen.«
    »Kein Problem«, sagte Bondino und zog ein Bündel selten gesehener Scheine aus der Brieftasche. 500-Euro-Noten. Er zählte drei davon ab und steckte sie René zu. »Tut mir leid. Wenn's mehr kostet, sagen Sie mir Bescheid.«
    »Was ist mit dir, Max?«, fragte Bruno. »Willst du Anzeige erstatten?«
    Max hielt ein Taschentuch an die blutende Nase und schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn er verspricht, Jacqueline in Ruhe zu lassen, und keinen Ärger mehr macht. Und wenn er sich nicht daran hält, schlag ich ihn windelweich.«
    »Bon«,
sagte Bruno. »Dann können wir jetzt alle nach Hause gehen. Sie zuerst, Bondino, und zwar zügig.«
    »Sie haben mich noch gar nicht befragt«, schnaubte Jacqueline sichtlich ungehalten, als der Amerikaner in Richtung Hotel davonwankte. »Er hat mich hinter sich herzuschleifen versucht. Das ist Nötigung.«
    »Aha!« Bruno hatte noch vor Augen, wie eng die beiden miteinander getanzt hatten und dann gemeinsam abgezogen waren. Falls das Mädchen die beiden Jungbullen absichtlich aufeinandergehetzt hatte, würde sie bei ihm auch den letzten Rest an Sympathie verlieren.
    »Der Amerikaner hat sich anscheinend eingebildet, dass Sie seine Freundin sind«, entgegnete Bruno. »Wenn Sie ihn anzeigen, werde ich nicht nur seine und Ihre Aussage zu Protokoll nehmen, sondern auch Zeugen vernehmen müssen, um festzustellen, ob Sie ihm womöglich irgendetwas vorgemacht haben. Darüber sollten Sie nachdenken, Mademoiselle, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Lassen Sie sich vielleicht auch von einem französischen Anwalt beraten, denn solche Geschichten können ziemlich kompliziert werden.«
    »Wenn's zu einem Strafverfahren kommt, bin ich gerne bereit, bei der Zeugenbefragung zu helfen«, sagte Jean-Jacques und stellte sich als Chefinspektor der
police nationale
vor. »Dürfte ich bitte einmal Ihren Pass sehen, Mademoiselle?«
    Jacqueline warf einen irritierten Blick auf Bruno und zuckte dann mit den Achseln. »Ich habe nicht vor, irgendjemanden reinzureißen. Wenn die Barbesitzer keine Anzeige erstatten, will ich's auch nicht.« Und mit Blick auf Max: »Ich bring ihn jetzt lieber heim und sorge dafür, dass sein Nasenbluten aufhört. Ihnen allen vielen Dank, dass Sie geholfen haben. Tut mir leid, dass es zu diesem dummen Zwischenfall gekommen ist.«
    Kein schlechter Abgang, dachte Bruno, als sie sich bei Max unterhakte und ihn fortführte.

23
    In Fauquets Bar hockte Bruno allein am Tresen über seinem Morgenkaffee und warf zum wiederholten Mal einen Blick auf sein Handy. Seit drei

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