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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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rufen Sie auch den Hausmeister der
mairie
zu Hilfe. Wenn wir uns beeilen, könnte das Gewächshaus schon heute Abend wieder sauber sein. Ich hoffe, das ist schnell genug.«
    »Der Rest des Tages wäre also verplant«, sagte Isabelle, als er den Hörer auflegte.
    »Tut mir leid«, erwiderte Bruno. »Aber als Polizistin weißt du ja selbst, wie das ist.« Er versuchte, sie in den Arm zu nehmen, doch sie wehrte ihn ab.
    »Du bist nicht nur Polizist, sondern gleichzeitig Mädchen für alles«, sagte sie barsch. »Du bist mit Saint-Denis verheiratet, und gegen diese blöde Stadt komme ich nicht an. Ich habe mitbekommen, was der Bürgermeister gesagt hat.
    Er fürchtet, der Deal könnte platzen. Es ist also gar nicht die Rede davon, dass du ihm die Stirn bietest und in Kauf nimmst, gefeuert zu werden. Das heißt, du wirst bleiben und ich gehe.«
    »Isabelle -«, hob Bruno an, ohne zu wissen, was er sagen sollte.
    »Nein, Bruno. Fang gar nicht erst an. Bring mich zurück zum Institut.«

22
    Wenn Bruno Kummer hatte, ging er meist ins
Café de la Renaissance,
wo er sich wie zu Hause fühlte, denn es war noch eines der wenigen Lokale, in denen vornehmlich Einheimische verkehrten.
Confit de canard, tarte aux noix
oder all die anderen regionalen Spezialitäten, womit die meisten Restaurants Touristen anlockten, suchte man hier auf der Speisekarte vergebens. Die Bewohner von Saint-Denis waren damit ohnehin bestens versorgt. Im Barbereich fanden fünf Tische und ein kleiner, mit Zinkblech verkleideter Tresen Platz, auf dem eine uralte Kaffeemaschine stand. Daran grenzten ein Speisesaal mit sechs Tischen und das, was Ivan, der Wirt, voller Stolz die kleinste Küche Frankreichs nannte. Als Jean-Jacques hörte, dass es in Ivans Bistro heute Kaninchenragout in Senfsauce gab, lud er Bruno spontan zum Abendessen ein. Dem aber stand eigentlich nicht der Sinn nach Gesellschaft, zumal er nach stundenlangem Leiterkraxeln am Gewächshaus viel zu müde war. Und außerdem war Isabelle nach Bordeaux zurückgekehrt.
    Bei Tisch war Bruno so einsilbig, dass Jean-Jacques bald ein Einsehen hatte und die Rechnung kommen ließ. Verblüfft über den für ihn unerwartet kleinen Betrag, gab er Ivan ein großzügiges Trinkgeld und ließ sich dann von Bruno zu seinem Auto bringen, das vor der Gendarmerie parkte, wo im Licht der Straßenlaterne eine Gruppe alter Männer noch
boules
spielte. Als er in seiner Jackentasche nach dem Zündschlüssel kramte, fragte Jean-Jacques Bruno, ob er irgendeinen Verdacht habe.
    »Ja, aber der ist so vage, dass ich ihn lieber für mich behalte«, antwortete der und gähnte ausgiebig.
    »Hat der
brigadier
Sie mit irgendwelchen Aufgaben betraut?«
    »Ich sollte mich bei meinen Kollegen in den Nachbargemeinden erkundigen, ob ihnen Fremde aufgefallen sind, die sich verdächtig verhalten haben. Die meisten dachten wohl, ich wäre nicht ganz bei Trost, der Rest wollte mit mir über Sinn und Unsinn der Gentechnologie diskutieren. Von denen ist keine Zusammenarbeit zu erwarten. Die meisten Bauern der Umgebung feiern den Brandstifter wie einen Helden.«
    »Und Sie?«
    »Mir ist auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass an der Natur rumgepfuscht wird. Aber davon abgesehen frage ich mich, ob wir's überhaupt mit einem strafrechtlich relevanten Vergehen zu tun haben.«
    »Wie meinen Sie das? Es war Brandstiftung.«
    »Der Versuchsanbau hätte genehmigt werden müssen, sowohl von der Kommune als auch vom
Conseil-Général.
Und das war nicht der Fall. Ist es also strafbar, eine illegale Pflanzung niederzubrennen?«
    »Und was ist mit dem Schuppen, der abgefackelt wurde?«
    »Für den gab es nicht einmal eine Baugenehmigung. Außerdem sind keine Grundsteuern gezahlt worden, geschweige denn Gebühren für das Wasser, das man fleißig abgezapft hat.«
    »Sie hätten Anwalt werden sollen«, sagte Jean-Jacques und klemmte sich lachend hinters Steuer. Er wollte gerade die Tür zuziehen, als es drüben in der
Bar des Amateurs
plötzlich laut wurde. Eine Frau fing zu schreien an, Glas ging zu Bruch, und dann stürmten mehrere Gestalten nach draußen. Die Tische und Stühle vor dem Café flogen durcheinander. Unglaublich. In der Bar, die von zwei bärenstarken Mitgliedern der Rugbymannschaff geführt wurde, hatte es bislang nie Ärger gegeben.
    Bruno rannte hin und bekam noch flüchtig mit, dass Jean-Jacques wieder aus dem Wagen ausgestiegen war. Als er vor der Bar ankam, sah er Max, dem René, der Barmann, den Arm auf den Rücken gedreht hatte,

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