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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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richtig kräftig auf die handgemachten polierten Schuhe getreten.
    Die nächsten Tage vergingen recht ereignislos, wofür ich
dankbar war. Viel zu tun gab es trotzdem. In High Wycombe
brach irgendeine Familienkrise aus, was bedeutete, dass Ganesh dorthin fahren und helfen musste, sie wieder beizulegen. Also ging ich hin und half seinem Onkel Hari im Laden. In Haris Augen war ich immer noch eine Heldin, sodass er richtig aus dem Häuschen war, mich in seinem Laden zu haben. Er stellte mich allen möglichen Kunden vor,
was mir einigermaßen peinlich war. Natürlich war es gut für
das Geschäft. Die Leute blieben und gafften und kauften natürlich das eine oder andere zusätzlich, um ihre Neugier zu
entschuldigen.
    Hari schien recht traurig am letzten Tag, an dem ich bei
ihm aushalf. Als er um acht Uhr abends zuschloss, lud er
mich auf eine Tasse Tee in sein Hinterzimmer ein, wo er mir
bis ins Detail seine erstaunliche Krankengeschichte erzählte.
Hari wurde immer erst dann richtig munter, wenn er über
seine Krankheiten reden konnte. Ich kam zu der Erkenntnis,
dass es eine Art Hobby von ihm war. Wahrscheinlich hatte
er von Ganesh wenig Ermunterung, doch ich war eine neue
Zuhörerin und musste mir die komplette Geschichte anhören, einschließlich der Begebenheit, als er beim Auffüllen
des Regals von einer Leiter gefallen war und sich zwei Rückenwirbel angebrochen hatte. Der arme Hari schien Unfälle anzuziehen.
    Es war fast neun Uhr abends, als ich endlich ging. Um
diese Zeit, etwa kurz bevor die Dämmerung richtig einsetzt,
kann man sich auf seine Augen nicht wirklich verlassen:
Manchmal meint man, noch genug erkennen zu können,
obwohl das Licht längst nicht mehr dazu ausreicht. Als ich
in die Straße einbog, in der ich wohnte, meinte ich in einem
der Hauseingänge ein Stückchen weiter weg von meiner
Wohnung eine hastige Bewegung zu erkennen. Die Straße
war voller Leute, die in ihre Wohnungen gingen oder sie
verließen, deswegen schenkte ich der Sache nicht allzu viel
Beachtung. Trotzdem muss in meinem Unterbewusstsein
ein Alarmsignal losgegangen sein, denn am oberen Absatz
meiner Souterraintreppe blieb ich noch einmal stehen und
sah die Straße hinauf und hinunter.
    Hätte ich wie üblich den Geländerpfosten gepackt und
mich herumgeschwungen, um in den Keller hinunterzuspringen, hätte ich einen schlimmen Unfall gehabt. Vielleicht war es auch Haris Geschichte von seinem Sturz von
der Leiter, die mich nicht losgelassen hatte. Was es auch
war, es hatte zur Folge, dass ich mich vorsichtiger als gewöhnlich die Treppe zu meiner Wohnung hinunterbewegte.
    Trotzdem wäre ich fast gestürzt. Ich blieb mit dem Knöchel an irgendetwas hängen, stolperte, und für einen panischen Augenblick glaubte ich, dass ich kopfüber die Steinstufen hinuntersegeln und auf dem Betonboden unten aufschlagen würde. Ich schaffte es gerade noch, das Geländer
zu packen und mich so lange daran festzuhalten, bis meine
Füße wieder sicheren Halt gefunden hatten. Es war inzwischen bereits ziemlich dunkel, obwohl die Straßenlaternen
brannten. Ich griff nach unten und tastete umher, und meine Fingerspitzen berührten einen Draht. Er war über die
zweite Stufe gespannt. Das war raffiniert. Und es war der
gleiche Trick, mit dem ich Baz auf dem Treidelpfad außer
Gefecht gesetzt hatte; daher musste ich nicht lange raten,
wer den Draht gespannt hatte. Merv war noch immer auf
freiem Fuß. Ganesh hatte also wieder einmal Recht behalten. Selbst jetzt, wo alle nach ihm fahndeten, fühlte sich
Merv in seinem eigenen Revier am sichersten. Ich blickte die
Straße entlang. Lauerte er immer noch in dem Eingang, um
zu sehen, ob ich gestürzt war? Oder hatte er sich unauffällig
zurückgezogen, während ich den Draht gelöst hatte?
    Ich ging nach oben und klingelte bei Daphne an der Tür.
Ich sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen, doch ich
müsse die Polizei rufen. Diesmal kam sie schnell. Parry war
nicht dabei, er hatte wohl frei. Aber die beiden anderen Beamten kannten mich und wussten auch von Merv. Sie suchten
die Straße ab – ohne Erfolg. Einer der Beamten ging zum Wagen und meldete den Vorfall über Funk, während der andere
meine Wohnung überprüfte, bevor ich sie betreten durfte.
    Wie sich herausstellte, war es ein großer Fehler von Merv
gewesen, uns wissen zu lassen, dass er noch immer in der
Gegend und voller Tatendrang war. Damit stand fest, dass
er sich irgendwo in ein Loch verkrochen hatte. Der

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