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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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denn, schon so spät?« Ganesh blickte auf seine
Armbanduhr und sprang mit gehetztem Gesichtsausdruck
auf. »Ich muss los! Onkel Hari hat bestimmt schon abgeschlossen, und ich muss ihn aus dem Bett klingeln, damit er
mir aufschließt. Er wird mir den Kopf abreißen!«
»Du kannst ausnahmsweise bei mir unten übernachten«,
murmelte ich. »Bis morgen früh, wenn er den Laden aufmacht.«
»Ich hätte auch noch ein Gästebett«, bot Daphne ihm an.
»Danke, das ist sehr freundlich, aber nein. Wenn ich
nicht nach Hause komme, ruft Onkel Hari bei meinen Eltern in High Wycombe an, und Dad kommt mit dem ersten
Zug in der Frühe nach London!«
Das war seine Angelegenheit. Nicht zum ersten Mal war
ich froh über die Tatsache, dass ich keine Angehörigen mehr
hatte. Ich stützte den Kopf in die Hände. Ich wusste, dass
ich eigentlich ins Bett musste, doch ich war zu müde um
aufzustehen.
»Lassen Sie nicht den Kopf hängen, meine Liebe«, meinte
Daphne, nachdem sie Ganesh zur Tür gebracht hatte. »In
meinen Augen sind Sie eine richtige Heldin!«
Ich dankte ihr und gestand, dass ich mich im Grunde genommen fühlte, als hätte ich versagt. »Ich wollte doch
nichts weiter als Gerechtigkeit für Albie. Ich wollte natürlich
auch die entführte Frau finden, und das hab ich ja auch getan. Aber Gerechtigkeit für Albie – Fehlanzeige; nichts hab
ich da erreicht. Und als wäre das nicht genug, hat die Polizei
auch noch Merv entwischen lassen!«
Daphne seufzte und setzte sich zu mir an den Tisch. »Die
Dinge werden ihren gerechten Gang gehen, Fran. Geben Sie
der Polizei eine Chance! Gerade erst haben sie das Mädchen
zurück. Die Polizei wird die ganze Angelegenheit sehr
gründlich untersuchen, da bin ich sicher.« Weniger überzeugt fügte sie hinzu: »Sie wird auch die Wahrheit über Ihren Freund Albie herausfinden.«
»Die Wahrheit ohne Beweise nutzt überhaupt nichts«, sagte ich zu ihr. Ich kämpfte mich auf die Beine, weil ich das Gefühl hatte, auf der Stelle einschlafen zu müssen, wenn ich
mich nicht bewegte. Ich entschuldigte mich dafür, dass ich ihr
so viel Zeit gestohlen hatte, und bedankte mich für die Suppe.
»Unsinn«, antwortete sie. »Ich bin nur froh, dass Sie heil
und wohlbehalten zurück sind. Und Sie möchten heute
Nacht wirklich nicht hier oben schlafen? Ich habe das Gästebett in null Komma nichts hergerichtet.«
»Danke sehr, aber ich muss ja nur nach unten in das Souterrain«, erklärte ich.
Sie führte mich nach draußen in den Flur und öffnete
mir die Haustür. Ein Schwall kalter Luft wehte herein und
vertrieb vorübergehend alle Müdigkeit aus mir. Die Straße
war in trübes Laternenlicht getaucht und menschenleer …
nein!
Sie war nicht leer. Was sich uns da näherte, war unglaublich anzusehen.
Zwei Gestalten, zwei Männer, die sich taumelnd und
gänzlich desorientiert über den Bürgersteig schleppten, als
stritten sie miteinander. Der größere der beiden drängte den
anderen vorwärts. Der Größere, ich erkannte ihn auf den
ersten Blick, war Ganesh. Der Kleinere, der immer wieder
protestierte und sich nur widerwillig antreiben ließ, war fast
nicht zu erkennen unter einem dichten Gewirr verschiedenster alter Kleidungsstücke, die er sich mit Kordel umgebunden hatte. Er hatte eine von jenen altmodischen Balaklavamützen auf dem Kopf, und in den Armen hielt er ein
undefinierbares Bündel. Das eigenartige Paar erreichte den
Fuß der Treppe, die zu Daphnes Haustür führte.
»Fran!«, rief Ganesh aufgeregt zu uns herauf. »Ich hab
ihn gefunden! Ich meine, er hat mich gefunden. Er hat vor
dem Laden auf mich gewartet!«
Der bewegliche Lumpenhaufen trat hinter Ganesh hervor
und in das Licht, das aus Daphnes Hausflur auf die Straße fiel.
»Gütiger Gott!«, murmelte Daphne, als eine überwältigende Geruchswolke uns erreichte.
Ich kannte nur eine Person, die so einen Gestank verströmte.
»Jonty!«, rief ich. »Ich … wir … wir dachten, Sie wären
tot!«
»Tot?« Er schnaubte, hustete und schnaufte, dann spuckte er zur Seite hin aus.
Ganesh sprang in Deckung. »Hey!«
»Wenn ich nich tot bin«, krächzte Jonty, »dann nur, weil
ich verdammtes Glück gehabt hab! Ich bin weggelauf’n, jawoll, das bin ich! Ich bin gerannt wie noch nie! Sie sin damit
beschäftigt gewes’n, den armen Albie fertig zu machen und
ham keine Zeit gehabt, mir hinterherzurennen! Ich konnt
mich in Sicherheit bringen und hab bis eben den Kopf eingezogen.«
Er kam uns eine Stufe weit entgegen, und Daphne

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