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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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betrachtet, mir Lebewohl zu sagen, wie Leute, die sich zurufen: »Wir müssen
unbedingt einmal zusammen essen!«, und in Wirklichkeit
meinen, dass sie sich gegenseitig meiden sollten wie die Pest.
Alastair jedoch hatte sich als feiner Kerl erwiesen, ein
Gentleman der alten Schule, ein Mann, der sein Wort hält
und so weiter und so fort. Außerdem – ich war schließlich
fast ermordet worden bei dem Versuch, ihm zu helfen, und
er schuldete mir einen Gefallen. Er hatte mir von seiner
Freundin in Camden erzählt. Sie war eine im Ruhestand lebende Bibliothekarin namens Daphne Knowles, und ihr
Haus hatte eine Souterrainwohnung, die sie zu einem vernünftigen Preis an die richtige Person zu vermieten willens
war.
Worin ich ein Problem vorherzusehen meinte. Wie Sie
sich inzwischen wohl denken können, betrachteten mich
Leute nur selten als die richtige Person für irgendetwas, geschweige denn, dass sie mich als Mieter unter das eigene
Dach holen wollten. Eine Bibliothekarin im fortgeschrittenen Alter, erst recht eine, die mit Alastair bekannt war,
würde, so stellte ich mir vor, recht wählerisch sein, was ihre
Gesellschaft anging, und noch wählerischer, was einen Mieter im eigenen Haus betraf. Ich wusste zwar, dass Alastair
ein gutes Wort für mich einlegen wollte, doch ich rechnete
bei weitem nicht damit, dass das allein reichen könnte.
Außerdem war es vorschnell von mir, dass ich mir deswegen Sorgen machte. Ohne Geld geht nun einmal gar
nichts, und ich musste zuerst meine finanzielle Situation in
den Griff bekommen, bevor ich mich bei der Bibliothekarin
meldete. Ohne viel Optimismus wandte ich mich an das
Wohlfahrtsamt der Stadt. Falls es mir gelang, die Frau zu
überzeugen, dass ich in der Lage wäre, die Miete zu zahlen,
wäre ich einen Schritt weiter. Was der gute alte Alastair und
seine Bibliothekarin allerdings als vernünftigen Preis betrachteten, bewegte sich vermutlich weit außerhalb meines
Budgets. Ich befand mich gerade wieder einmal in einer
meiner arbeitslosen Phasen.
Der Morgen, an dem ich im Wohlfahrtsbüro vorsprach,
war ruhig. Nur ein Student, den Kopf tief über einem Buch,
eine arbeitslose Tänzerin und ein Mann mit einem Pappkarton auf den Knien. Der Karton war mit einer Kordel zugebunden und mit Luftlöchern versehen. Von Zeit zu Zeit war
aus dem Innern ein Scharren zu hören.
Zuerst wurde die Nummer des Studenten aufgerufen,
und als er weg war, fand ich mich in einer Unterhaltung mit
der Tänzerin wieder, die aus gesundheitlichen Gründen
nicht arbeiten konnte. Logischerweise war sie mit der Miete
in Rückstand geraten und hatte die Kündigung erhalten. Sie
berichtete mir von ihren Überlastungsbrüchen und fragte
mich, ob sie eine Arbeit im Ausland annehmen sollte, die
man ihr angeboten hatte.
»Einige von diesen Jobs im Ausland sind eine ziemlich
windige Sache«, erklärte sie. »Man erfährt erst vor Ort, dass
die Art von Tanz, die sie von einem erwarten, nicht die ist,
für die man ausgebildet ist.«
Ich sprach ihr mein Mitgefühl aus, wohl wissend, wie
schwer es ist, mit darstellender Kunst seine Brötchen zu verdienen, und schlug vor, dass sie das Arbeitsangebot genau
prüfen sollte.
Der Student war eingeschnappt abgezogen. Als Nächstes
war die Tänzerin an der Reihe, und damit blieben der Mann
mit der Pappschachtel und ich allein zurück. Inzwischen redete er verstohlen flüsternd mit der Schachtel. Ich musste
einfach wissen, was er darin hatte. Menschliche Neugier.
Er war nur zu gern bereit, die Schnur zu lösen und den
Deckel zu lüften. Darunter saß ein großes, weißes Angorakaninchen mit roten Augen; mich, muss ich zugeben, hätte
es nicht weiter überrascht, wenn die Schachtel völlig leer
gewesen wäre oder lediglich einen alten Stiefel enthalten
hätte – draußen, auf den Straßen, trifft man eine Menge
Leute, die von der Rolle sind.
»Ich muss aus unserer jetzigen Wohnung ausziehen«, erklärte er. »Es gibt eine Hausordnung, und darin steht, keine
Tiere. Total blöde, sage ich dazu. Ich meine, ein Kaninchen
ist schließlich kein Hund, nicht wahr? Winston hat seinen
eigenen kleinen Käfig und alles. Ich halte ihn sauber. Er
stinkt nicht. Katzen sind viel schlimmer als Kaninchen. Katzen streunen überall herum. Winston streunt nicht. Aber
der Vermieter lässt einfach nicht mit sich reden. Er sagt,
wenn er mir erlaubt, Winston zu behalten, dann muss er als
Nächstes Schlangen und anderes Viehzeug genehmigen, das
eigentlich in einen Zoo

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