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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Er schien es zu
wissen, denn er machte einen Schritt rückwärts – und dann
noch einen, als ich ihn anbrüllte.
»Das ist eine verdammte Lüge! Sie hat sie ganz bestimmt
nicht beauftragt! Sie kann Sie nicht beauftragt haben. Sie ist
tot! Aus, Ende!«
Er neigte den Kopf zur Seite wie ein Vogel – es schien eine Marotte zu sein – und musterte mich mit einem weiteren
seiner eigenartigen Blicke. »Wer hat Ihnen gesagt, dass Ihre
Mutter tot ist?«
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Niemand hatte
es gesagt. Ich nehme an, dass ich als Kind irgendwann einfach für mich beschlossen hatte, dass sie tot sein müsse. Sie
war niemals nach Hause zurückgekehrt, um nach mir zu sehen. Der Tod war die einzige akzeptable Erklärung.
Später nahm ich an, dass ich für sie wahrscheinlich genauso tot sein müsste wie sie für mich, selbst wenn wir beide noch lebten. Die Vorstellung, dass meine Mutter als Wesen aus Fleisch und Blut in mein Leben eintreten könnte,
war selbst für meine Träume zu unglaublich geworden. Ich
konnte es nicht fassen. Es musste sich um einen verdammten Trick handeln. Wer steckte dahinter, und was erhoffte
sich dieser Hintermann davon? Ich hatte nicht die geringste
Ahnung. Doch das war die Lösung, es musste die Lösung
sein! Ich klammerte mich an diese Erklärung, indem ich ihn
anherrschte: »Wer hat Ihnen diesen Mist erzählt? Was ist
das für ein Spiel? Wenn Sie glauben, dass ich nicht im Stande wäre, mit einem schleimigen kleinen Mistkerl wie Ihnen
fertig zu werden, dann sind Sie gewaltig auf dem Holzweg,
Mister! Ich mag es nicht, wenn jemand versucht, mich übers
Ohr zu hauen, und ich habe mich bisher immer erfolgreich
gewehrt.«
Noch während die Worte aus meinem Mund drangen,
wusste ich in irgendeiner dunklen Ecke meines Herzens,
dass sich alles genauso herausstellen würde, wie er es gesagt
hatte. Sie hatte ihn beauftragt. Sie hatte ihn geschickt. Jede
andere Erklärung ergab keinen Sinn. Sie war aus meinem
Leben verschwunden, und heute, nach all den Jahren, an
diesem kalten, bedeckten, trüben Februarmorgen am Kanal
war sie wieder in mein Leben getreten in der Gestalt einer
traurigen Witzfigur von Privatdetektiv. Wie konnte sie es
wagen, mir das anzutun? Und warum?
Clarence Duke sah aus wie ein Mann, dem großes Unrecht angetan wird. »Sie haben mich gefragt«, greinte er.
»Also hab ich’s Ihnen gesagt. Sie wollten es schließlich wissen. Es ist immer wieder das Gleiche! Die Leute sagen, sie
wollen die Wahrheit hören, und wenn sie die Wahrheit hören, verlieren sie die Fassung und werden aggressiv und
schreien. Es war Ihre Mutter, die mich beauftragt hat, und
niemand sonst. Es ist mein Job, wissen Sie? Ich erledige diese Art von Jobs für andere Leute, die sie nicht selbst erledigen können. Sie wollte, dass ich nach Ihnen suche, und das
habe ich getan. Für mich ist es nichts weiter als ein Job,
okay? Sie müssen mich deswegen nicht persönlich angreifen. Was kann ich dafür, ob Sie darüber glücklich sind oder
nicht?«
Da war etwas dran. Ich hatte kein Recht, meine Wut an
ihm auszulassen. Er war ein bezahlter Schnüffler, ein Bote,
genau wie er gesagt hatte. Er erledigte Jobs für Leute, die
diese Jobs nicht selbst erledigen konnten. Er machte genau
die gleiche Arbeit, die ich ebenfalls zu tun mich brüstete.
Die Vorstellung, Clarence als Kollegen zu betrachten, gefiel
mir trotzdem ganz und gar nicht, und ich wage zu behaupten, dass er mich wohl auch nicht als Kollegin hätte haben
wollen. Doch ich schuldete ihm zumindest den grundlegenden Respekt von einem Profi zum anderen (Fast-Profi).
Außerdem hatte er keinen Grund, mich anzulügen. Ich sollte froh sein, dass es so war – hätte er einen, würde mir das
gewiss nicht weitergeholfen haben. Trotzdem. Ich wollte
nicht mehr erfahren. Keine weiteren Fragen, und vor allen
Dingen – keine weiteren schmerzlichen Antworten.
Wir standen noch immer am Leinpfad. »Bis hierher und
nicht weiter«, sagte ich schließlich. Ich zitterte am ganzen
Leib. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich musste mich zwingen, ruhig zu reden, doch in mir hatte sich ein Druck aufgebaut, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment explodieren
zu müssen.
»Geben Sie mir noch eine Minute, Fran …« Er hob beschwörend die Hände.
»Nein!«, brüllte ich ihn an. »Sie haben Ihren Job erledigt,
genau wie Sie sagten. Jetzt lassen Sie die Sache auf sich beruhen und verschwinden Sie!«
Bonnie, die gehört hatte, wie ich immer lauter

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