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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Widerstandskämpferin wäre, die
gegen eine Besatzungsmacht kämpfte. Sie betrachteten mich
als subversive Revolutionärin, die nicht wusste, was akzeptables Benehmen war und es wohl niemals lernen würde
und dafür mit unfehlbarer Sicherheit von einem Fettnäpfchen ins andere trat. Ich war der faule Apfel in ihrem hochnäsigen kleinen Fass. Von jenem Zeitpunkt an bis zu meinem unausweichlichen Rauswurf war das Leben eine einzige, nicht enden wollende Schlacht. Sie ließen die schweren
Geschütze auffahren. Ich betätigte mich als heimtückische
Heckenschützin und sabotierte ihre Kommunikationskanäle.
Ich erarbeitete mir einen Ruf, und das wiederum schaffte
mir meine gleichaltrigen Peiniger vom Hals. Nicht, dass Sie
glauben, meine Mitschülerinnen hätten meine feinsinnige
Missachtung jeglicher Autorität und meinen stürmischen
Wagemut bewundert, weit gefehlt. Es war wohl eher so, dass
meine Schulkameradinnen spürten, dass es für sie selber gefährlich werden könnte, und fürchteten, man könnte ihnen
irgendeine Art von Verbrüderung mit mir zum Vorwurf
machen. Also ließen sie mich in Ruhe und nach Belieben
gegen die Schulregeln anrennen. Sie waren schlauer als ich.
Ich war zu dumm, um zu erkennen, dass ich niemandem
außer mir selbst schadete. Die Schule gewann am Ende die
Schlacht, wie es von Anfang an festgestanden hatte. Ich
würde die Vorteile, so schrieb die Schulleiterin meinem Vater,
ich würde die Vorteile, die die Schule zu bieten hätte, nicht
ausnutzen. Sie alle empfänden es als sehr schade. Ich wäre intelligent, doch aufsässig. Ich würde selten, wenn überhaupt jemals, meine Hausarbeiten rechtzeitig einreichen.
Und wenn, dann erweckten sie den Eindruck, als hätte ich
sie hastig am Morgen im Bus auf dem Weg zur Schule hingekritzelt (womit sie Recht hatte). Es schien kaum angebracht, mich als subversives Element weiter mitzutragen angesichts der Tatsache, dass sämtliche Erziehungsversuche an
mir scheiterten. Und damit war ich draußen. Armer Dad.
Arme Großmutter. Arme Fran, hätte ich gerne hinzugefügt
– doch angesichts der Tatsache, dass ich mir all das selbst
eingebrockt hatte, war ich nie im Stande, darüber in Selbstmitleid aufzugehen. Es war eben passiert und basta.
Und so fragte ich Clarence Duke nun mit echter Neugier:
»Wie?«
Der selbstgefällige Ausdruck auf seinem wieselartigen Gesicht verschwand, und er musterte mich merkwürdig von
der Seite, als wollte er abschätzen, wie ich seine nächsten
Worte aufnehmen würde. »Jeder hat seine Geheimnisse.
Selbst Schüler, auch die, die andere schikanieren. Ganz besonders diese, glauben Sie mir. Man findet heraus, welches
Geheimnis das ist, und dann lässt man sie wissen, dass man
dahintergekommen ist. Von da an lassen sie einen in Ruhe.«
Ich konnte mir denken, wieso er später Privatdetektiv
geworden war. Er hatte schon früh damit angefangen, war
herumgeschlichen und hatte den unerfreulichen kleinen
Sünden und Peinlichkeiten nachgespürt, die Schulkinder
hinter verlegenem Erröten und Aggression zu verbergen
trachten. Er hatte den einen beim Ladendiebstahl beobachtet, und die Mutter des anderen ging vielleicht auf den
Strich und war von der Polizei verhaftet worden. Ein Dritter
lebte in unaussprechlichem Dreck bei Eltern, die ununterbrochen betrunken waren. Der britische Tierschutzverein
war gekommen, um den Hund zu retten, doch das Kind
hatte man dem Jugendamt überlassen, und es hatte sich einen Dreck um die Situation geschert. Clarence hatte sich eine Position verschafft, die ihn in die Lage versetzte, Tuschelkampagnen zu starten, und dagegen ist selbst der gewalttätigste kindliche Rabauke machtlos. Ich konnte es gut
nachvollziehen. Auch wenn es mir keineswegs gefiel.
»Irgendetwas sagt mir, dass Sie glauben, ein Geheimnis
über mich zu kennen«, sagte ich zu ihm. »Und ich würde
gerne erfahren, was das ist. Für den Anfang würde ich beispielsweise gerne wissen, wer Sie beauftragt hat. Ich habe ein
Recht darauf, denke ich.«
»Eva«, lautete seine einfache Antwort. »Eva Varady hat
mich beauftragt. Ihre Mutter.«
Ich blieb wie angewurzelt stehen und wirbelte zu ihm
herum. Er starrte mich erschrocken an, wie nicht anders zu
erwarten. Ich schätze, mein Gesichtsausdruck muss ihm
verraten haben, dass diese Neuigkeit nicht gerade willkommen war. Wir waren ungefähr von gleicher Größe, und ich
bilde mir ein, ziemlich fit zu sein. Nicht nur Männer können die aggressive Tour fahren, wissen Sie?

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