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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Selbst
wenn meine Mutter ihr irgendetwas erzählt hatte, so würde
sie es unter dem Siegel der Verschwiegenheit oder der
Beichte oder was weiß ich auch immer für sich behalten und
nicht darüber reden, weder mit der Polizei noch mit mir
noch mit sonst irgendwem.
Ich sagte ihr, dass ich die Regeln begriffen hätte.
Sie hatten Mutters Bett umgestellt. Es stand jetzt beim
Fenster, sodass sie nach draußen in den Garten sehen konnte, der auf der Rückseite des Gebäudes lag. Es war heute
milder als am Tag zuvor, und die Sonne schien schwach
vom Himmel. Ich hatte keine Ahnung, warum das Bett
nicht schon von Anfang an am Fenster gestanden hatte.
»Sieh nur, Fran«, sagte sie, als ich eintrat. »Ich kann das
Vogelbad von hier aus beobachten. Die Stare schubsen sich
gegenseitig und zanken darum, wer es als Erster benutzen
darf. Es ist lustig, wirklich.«
Ich setzte mich auf die Bettkante und blickte über sie
hinweg aus dem Fenster hinaus und zum Vogelbad. Im Augenblick wurde es von einer Amsel benutzt, die immer wieder den Kopf ins Wasser tauchte und mit den Flügeln schlug
und sich zu amüsieren schien. Wasser spritzte in alle Richtungen.
»Ich war draußen in Kew, Mutter«, begann ich. »Wo die
Wildes heute wohnen. Ich habe mit Flora Wilde gesprochen.«
Meine Mutter schien den Atem anzuhalten, und Farbe
stieg in ihre blassen Wangen. Sie streckte die Hand aus und
packte meine. »Ich wusste, dass du es tun würdest, Fran!«
»Warte«, sagte ich verlegen. »Mrs Wilde war nicht besonders erfreut, mich zu sehen, im Gegenteil. Ich habe versucht,
es ihr zu erklären. Ich habe ihr von dir erzählt, und dass du
hier liegst. Sie hatte Angst. Ich denke, man muss ihren Stand
punkt verstehen, oder?«
Genau das war es, was meine Mutter nicht wollte oder
nicht konnte.
»Oh, aber sie hat doch überhaupt nichts zu befürchten!«,
sagte sie auf ihre typische Art und Weise, die mich zur Raserei brachte. »Ich wollte doch nur wissen, wie Nicola, so
heißt sie ja wohl heute, inzwischen aussieht. Für mich ist sie
immer noch Miranda, weißt du?«
Ich stöhnte innerlich. Sie wollte einfach nichts von irgendeinem Hindernis für ihre wunderbare Idee wissen,
mich auf die Jagd nach ihrer Halbschwester zu schicken. Ich
spürte erneut diesen Missmut. Sie dachte überhaupt nicht
an Flora Wilde oder an mich oder daran, wie viel Scherereien sie verursachen könnte. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, Nicola zu sehen, und damit basta. Ihre letzten Worte,
»für mich ist sie immer noch Miranda«, weckten tiefe Beunruhigung in mir. Bildete sie sich das vielleicht tatsächlich alles nur ein, wie Flora angedeutet hatte? Hatte sie Mirandas
Namen und Identität auf ein anderes Baby übertragen, das
gar nicht ihr gehörte? War die Dreizehnjährige draußen im
hübschen Kew am Ende vielleicht überhaupt nicht meine
Halbschwester?
Ich atmete tief durch und beschrieb meiner Mutter das
Haus in Kew. Sie war erfreut, dass es so hübsch zu sein
schien. Dann erzählte ich ihr, dass ich ein Schulfoto von Nicola gesehen hatte, und beschrieb auch das Mädchen darauf.
Das munterte sie tatsächlich auf. Doch es stellte sie längst
nicht zufrieden.
»Du warst so nah dran, Fran. Du hättest sie um ein Haar
gesehen. Du darfst jetzt nicht aufgeben«, beschwor sie mich,
als ich den Vorschlag unterbreiten wollte, dass mein Auftrag
damit erledigt wäre.
»Es ist gefährlich, Mutter«, sträubte ich mich. »Je mehr
ich herumfrage, desto gefährlicher wird das alles.«
»Aber wieso denn?«, fragte sie schmollend und wandte
den Blick von mir ab, um trotzig hinaus in den Garten zu
starren und auf das inzwischen unbenutzte Vogelbad.
»Du möchtest doch nicht, dass Nicola die Wahrheit herausfindet, oder?«
Sie antwortete nicht. Mein Mut sank. »Mutter?«, fragte
ich. »Was ist die Wahrheit?«
Mir war unbehaglich zumute, weil ich genau wusste, dass
ich im Begriff stand, sie aufzuregen, doch wenn ich mit
meinen Nachforschungen weitermachen sollte, musste ich
ganz sicher sein.
»Wegen Nicola«, unternahm ich einen neuen Versuch.
»Ist sie wirklich meine Halbschwester?«
Meine Mutter schwieg immer noch. Ich fühlte mich, als
würde ich durch Sirup waten. Ich stotterte weiter. »Ist sie
wirklich nicht Floras Kind? Du bist … du bist dir absolut
sicher?«
»Ist es das, was Flora gesagt hat?«, entgegnete sie plötzlich. »Ich kenne mein eigenes Baby, Fran.« Sie streckte eine
gebrechliche Hand aus und streichelte mir die Wange. »Finde sie für mich, Fran. Sprich mit ihr.«
»Und

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