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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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was soll ich ihr sagen?«, fragte ich entsetzt. Das war
nicht das, worum sie mich ursprünglich gebeten hatte. »Du
hast gesagt, du wolltest lediglich wissen, wie sie aussieht!«
Sie bedachte mich mit einem eigenartigen Blick wie ein
Kind, das versucht, einen Erwachsenen dazu zu bewegen,
etwas zu tun oder zu erlauben, von dem es wusste, dass eine
direkte Bitte nicht zum Erfolg führen würde. Oder war es
der Blick eines Kindes, das ein Verbot gebrochen hatte und
versuchte, die Schuld von sich zu weisen? Ich wünschte, ich
hätte es gewusst.
»Es wäre schön zu wissen, wie ihre Stimme klingt.« Sie lä
chelte mich schmeichlerisch an. »Ein paar Worte zu hören,
die sie tatsächlich gesprochen hat. Ich kann sie nicht sehen,
Fran, und ich kann nicht mit ihr reden. Du kannst beides.«
Sie seufzte und schloss die Augen. »Ich bin jetzt müde. Ich
glaube, ich muss ein wenig schlafen. Komm wieder, ja?«
Ich wusste, dass sie mit mir spielte wie mit einem Fisch
an der Leine, doch es gab nichts, was ich dagegen hätte tun
können. Ich sagte ihr, dass ich wiederkommen würde, und
ging.
    Schwester Helen war nicht in der Nähe, als ich am Büro
vorbeikam. Ich war einigermaßen froh darüber. Ich wanderte mit den Händen in den Hosentaschen die Zufahrt
hinunter zur Straße und plante meinen nächsten Zug. Ich
sollte, so schätzte ich, zumindest einen weiteren Versuch in
Kew unternehmen. Ich konnte mich herumtreiben, bis ich
Nicola zufällig entdeckte. Flora musste mich gar nicht sehen. Ich würde vorsichtig sein. Ich würde sogar sehr vorsichtig sein. Beim nächsten Mal würde sie vielleicht mit einem Messer auf mich losgehen. Ich konnte noch immer
nicht glauben, was in Kew passiert war. Flora hatte so zart
und zerbrechlich ausgesehen, fast wie ein Stück aus Meißner
Porzellan. Eines zumindest hatte mich der Zwischenfall gelehrt: keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Wieder einmal.
    »Ja, ja«, murmelte ich. »Selbst wenn Flora mich nicht
sieht, irgendjemand wird mich entdecken. Sie haben eine
Nachbarschaftswache eingerichtet. Ein Fremder, der sich in
ihrer Straße herumtreibt, wird auffallen, keine Frage. Und
irgendjemand wird die Bullen rufen.«
    Ich hatte das Ende der Zufahrt erreicht. Jemand stand
dort, ein Mann. Er stand mit dem Rücken zu mir und starrte auf die Straße, doch als ich ihn erreichte, drehte er sich zu
mir um. Er trat einen Schritt vor und blockierte mir den
Weg. Das blasse Gesicht und das glatte dunkle Haar, zurückgekämmt von einer hohen Stirn, erschienen mir irgendwie bekannt.
    »Miss Varady?«, erkundigte er sich höflich. »Ich hatte gehofft, dass Sie heute kommen würden. Um ehrlich zu sein,
ich habe sogar fest damit gerechnet.«
    »Sie!«, sagte ich, als mir bewusst wurde, wer er war. »Sie
hätten mich beim letzten Mal mit Ihrem Wagen fast über
den Haufen gefahren! Warum lassen Sie mich nicht einfach
in Frieden?«
    »Beim letzten Mal wusste ich nicht, dass Sie es sind«, sagte er. »Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen einen Schrecken eingejagt habe. Nicht, dass Sie meinen, ich würde es darauf anlegen, irgendwelche Leute zu überfahren«, fügte er hastig
hinzu. »Ich hatte ein paar schlechte Neuigkeiten zu verdauen und habe nicht genügend auf die Straße geachtet, wie ich
gestehe. Hätte ich gewusst, dass Sie es sind, hätte ich angehalten. Wir müssen uns nämlich wirklich dringend unterhalten.«
»Tatsächlich?«, sagte ich feindselig. »Ich wüsste keinen
    Grund.«
»Mein Name ist Jackson«, stellte der andere sich vor.
»Und ich möchte eine halbe Stunde Ihrer Zeit, mehr nicht.
Ich schätze, Sie können sich denken, worum es geht?« KAPITEL 10 »Ich will aber nicht mit Ihnen
reden«, sagte ich und versuchte, um ihn herumzugehen.
Er versperrte mir erneut den Weg. »Ich denke wirklich, es
liegt im besten Interesse von jedermann«, sagte er. Seine
Stimme klang freundlich, doch entschlossen.
»Ich weiß ja nicht einmal, wer Sie sind, und ein Familienname allein reicht mir nicht«, entgegnete ich säuerlich.
»Wie also kann ich wissen, ob es in irgendjemandes Interesse liegt, oder auch nur, wovon zur Hölle Sie überhaupt reden?«
»Ich bin ein alter Freund der Wildes«, sagte er. »Ich
handle in ihrem Auftrag.«
»Sie sind ein Anwalt?«
Er lächelte gepresst. »Wohl kaum, was meinen Sie?«
Nein, wohl kaum. Die Wildes würden das Gesetz nicht in
ihr spezielles Problem einschalten, ganz gleich, in welcher
Form. Doch es gab einen anderen Beruf, der nicht direkt
mit dem Gesetz in

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