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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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verspreche, dass ich nicht wieder zu Ihrem Haus nach Kew fahren werde. Ich verspreche, dass, falls Nicola die Wahrheit herausfindet, es nicht daran liegt, dass ich es ihr gesagt habe.«
»Die Wahrheit!«, brüllte er mich an. Ein Mädchen, das in
der Nähe vorbeiging, drehte neugierig den Kopf nach uns.
Wilde stockte, errötete und fuhr mit leiser, rauer Stimme
fort: »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, und Sie können
oder wollen sie nicht akzeptieren! Meine Tochter ist nicht
Ihre Schwester! Halten Sie sich von meiner Familie fern!
Falls nicht – wenn Sie es nicht tun, werden Sie es bereuen,
das verspreche ich Ihnen! Unterschätzen Sie mich nicht,
Fran!«
Er wandte sich ab und ging davon. Ich sah ihm hinterher,
bis er hinter einer Ecke dieses stilistisch unmöglichen Gebäudes verschwunden war. Meine Gedanken wirbelten
durcheinander. Ich wollte ihm nicht glauben, weil ich ihn
nicht mochte, genauso wenig wie seine niedliche kleine
Frau. Andererseits hatte ich keinen Grund, an der Wahrheit
seiner Worte zu zweifeln. Ich kannte ihn genauso wenig wie
meine Mutter. Was wusste ich schon über sie und ihren
Geisteszustand? Durchaus möglich, dass sie einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte, nachdem sie von zu Hause
weggegangen war und Dad und mich im Stich gelassen hatte. Vielleicht war ihr Kind tatsächlich gestorben. Vielleicht
war die Behauptung, Nicola Wilde wäre ihre Tochter, in
Wirklichkeit tatsächlich die eingebildete Fantasie eines aus
dem Ruder gelaufenen Gehirns. Jetzt, da sie im Sterben lag
und starke Medikamente nahm, war diese Fantasie zurück
gekehrt, um sie heimzusuchen – und durch sie auch mich?
Ich stand dichter davor, über alles mit Ganesh zu reden,
als zu irgendeinem Zeitpunkt davor. Während meiner Fahrt
nach Hause dachte ich an nichts anderes, und als ich bei
Onkel Haris Laden angekommen war, hatte ich bereits
mehr oder weniger beschlossen, Ganesh ins Vertrauen zu
ziehen. Ich musste dringend mit irgendjemandem über diese Geschichte reden. Ich ging in den Laden, um ihn zu fragen, ob wir vielleicht zusammen in das Pub ein Stück die
Straße hinunter gehen könnten, nachdem Onkel Hari zugemacht hätte, um in Ruhe über etwas zu reden. Doch als
ich mich nach Ganesh umblickte, erlebte ich eine Überraschung.
Jemand anders wartete bereits auf mich.
»Ah, Fran«, sagte Janice Morgan. Sie lehnte am Tresen
und hatte die Hände in den Taschen einer weiteren langweiligen Jacke. Ich trug meine üblichen Jeans, Stiefel und die
Steppjacke und schätzte, dass ich nicht das Recht hatte, jemand anderen wegen seiner Kleidung zu kritisieren. Aber
Morgan musste genügend Geld haben. Sie musste nicht in
einem Oxfam-Laden kaufen wie ich. Ich verdrängte den
Gedanken schnell wieder. Es war nicht der richtige Augenblick, um sich den Kopf über Morgans Kleidergeschmack zu
zerbrechen. Sie hatte es ernst gemeint, als sie gedroht hatte,
mich weiter unter Druck zu setzen. Ganz gleich, wie sie sich
anziehen mochte, sie war ein Cop, und ein guter obendrein.
Ganesh war allein im Laden. Ich hatte keine Ahnung, ob
Hari nach Indien geflogen war oder wie lange Ganesh die
Morgan abzuwimmeln versucht hatte. Er sah aus wie ein Ertrinkender, der gerade ein letztes Mal durch die Wasseroberfläche aufgetaucht ist, um nach Luft zu schnappen. Sein
Gesichtsausdruck, als er mich eintreten sah, war der eines
der Schiffbrüchigen auf dem Gemälde von Norman beim Anblick des Rettungsboots, das in seine Richtung unterwegs ist.
Halb rechnete ich damit, dass er die Hand hob und »Ahoi!«
rief.
»Ich habe Mr Patel eben gefragt, ob er weiß, wo ich Sie
finden kann«, sagte die Morgan liebenswürdig.
»Sie haben mich gefunden!«, entgegnete ich und vermied
Ganeshs anklagenden Blick. Ich hatte die Nase gründlich
voll. Ich spürte zwar den Drang, mich jemandem anzuvertrauen, doch es war ganz bestimmt nicht die Polizei, und so
weit würde es auch niemals kommen. »Ich gehe nicht freiwillig mit Ihnen zur Wache – für den Fall, dass Sie das angenommen haben. Sie hatten gestern Ihre Chance. Seitdem
hat sich nichts geändert, soweit es mich betrifft.«
Sie brachte es fertig, mich zugleich tadelnd und unschuldig anzusehen. »Ich bin nicht hergekommen, um Sie mit
zur Wache zu nehmen. Ich dachte, ich komme einfach mal
vorbei und unterhalte mich ganz privat auf ein paar Worte
mit Ihnen. Ich war auf dem Nachhauseweg. Ich habe frei,
Fran, ich bin nicht im Dienst.« Aus ihrem Mund klang es
fast, als würde sie mir einen Gefallen erweisen.
Ich fiel nicht

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