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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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darauf herein. Jeder wollte mit mir reden,
selbst Bullen außer Dienst, und jeder wollte irgendetwas von
mir.
»Möchten Sie vielleicht nach oben in die Wohnung?«,
fragte Ganesh nervös. »Mein Onkel ist zwar oben und erledigt Bestellungen, und er …«
Zu Ganeshs unübersehbarer Erleichterung lehnte Morgan
das Angebot ab. »Nein, nein. Fran und ich werden irgendwo
eine Tasse Tee trinken gehen. Richtig, Fran?«
Ich sagte ihr, dass ich meine Mutter besucht hatte und
müde wäre, doch es nutzte nichts. Ich verschwendete meinen Atem. Sie wandte sich ab und ging aus dem Laden, und
ich trottete ihr resigniert hinterher.
    Sie brachte mich zu einem kleinen Laden, den sie kannte
und der sich als schickes Café mit eigener Konditorei herausstellte. Sie spielte Großmutter Varadys alten Trick und
versuchte, mich mit einer Schokoladentorte weich zu machen. Ich spielte mit, weil ich im Moment nichts anderes
vorhatte und erst einmal abwarten wollte, bis ich sah, welchen weiteren Verlauf die Geschichte nehmen würde.
    »Ich komme nicht besonders oft hierher«, gestand Janice
Morgan. »Die Versuchung ist einfach zu groß.« Sie steckte
ihre Gabel in ein Stück Kuchen, das halb so groß wie ein
Brikett war.
    »Ja«, murmelte ich. Meine Schokoladentorte war in Ordnung, allerdings nicht so gut wie die von Großmutter.
Trotzdem würde ich sie bestimmt nicht ablehnen. Ich tat
für ein paar Momente cool, schon aus Prinzip, und zog mit
der Gabel Linien in den Überzug meines Kuchens, bis das
leere Gefühl in meinem Magen fragte, wie lange zur Hölle
ich noch Zeit verschwenden wollte. Ich fing an zu essen.
»Es hat eine Reihe neuer Entwicklungen im Mordfall Clarence Duke gegeben«, eröffnete Janice Morgan mir im
Plauderton, als hätten wir uns die ganze Zeit über Belanglosigkeiten unterhalten.
    »Und welche?«, fragte ich misstrauisch mit vollem Mund.
»Wir haben die Geschäftsunterlagen von Duke überprüft.« Sie blickte von ihrem Teller auf und winkte mit der
Gabel. »Er war ein sehr methodischer Mann, führte anständige Akten, bewahrte Quittungen und Steuererklärungen
auf. So etwas erleichtert uns die Arbeit. Wir gingen alles
durch, doch wir fanden nichts, das sofort unser Interesse
geweckt hätte. Dann übergaben wir seinen Computer unseren Experten, um zu sehen, was sie herausfinden konnten.
Sie fanden den Entwurf eines Briefes, adressiert an eine Mrs
Elvira Marks. Diese Mrs Elvira Marks taucht nirgendwo
sonst in Dukes Unterlagen auf, und Dukes Witwe bestreitet,
je von ihr gehört zu haben. Das erschien uns merkwürdig,
angesichts der Tatsache, dass Rennie Duke sonst so ein ordentlicher Mensch war.«
Ich legte meine Kuchengabel auf den Marmortisch, lehn
    te mich auf meinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme
vor der Brust und seufzte. Es war eine Schau, sicher, doch
ich konnte einfach nicht sehen, wohin das alles führen würde, und ich war müde. Ich hätte wissen müssen, dass ich für
den Kuchen auf irgendeine Weise würde bezahlen müssen,
noch bevor ich ihn halb aufgegessen hatte.
    Janice Morgan bedachte mich mit einem Blick, der mir
verriet, dass sie als Nächstes ein Kaninchen aus dem Hut
zaubern würde. Der Kuchen lag mir bereits wie Blei im Magen. Ich wusste, dass ich ihn nicht ganz schaffen würde.
    »Insbesondere angesichts der Tatsache, dass er in seinem
Brief vorschlug, sich mit dieser Mrs Marks zu treffen und eine
kleine Unterhaltung bezüglich Mrs Eva Varady zu führen.«
    Der Kuchen in meinem Bauch wurde plötzlich noch einige Pfund schwerer und schien sich von der Menge her zu
verdoppeln. Ich hoffte, dass ich mich nicht gleich übergeben
musste. Das war genau das, was ich gebraucht hatte, eine
weitere Komplikation. Ich blieb still, während ich auf den
endgültigen Niederschlag wartete.
    »Also sind wir zu Mrs Marks gefahren«, fuhr die Morgan
munter fort. Sie hatte unterdessen ihren Strudel aufgegessen
und schob den Teller zur Seite. »Der Name sagt Ihnen nichts,
nehme ich an?«
    Ich bejahte ihre Frage. Keine Ahnung, wer diese Mrs
Marks war. Mehr noch, ich war nicht Madame Rosa, die
Kristallkugel-Wahrsagerin. »Sie brauchen ein gutes Medium, das ist es«, sagte ich. »Dann können Sie und Sergeant
Cole sich hinsetzen und an den Händen fassen und mit
Rennie persönlich in Verbindung treten. Stellen Sie ihm
doch all diese Fragen! Bringen Sie ihn dazu, gegen den Tisch
zu klopfen oder was weiß ich? Woher soll ich wissen, was er
im Schilde geführt hat? Er war Privatdetektiv. Er

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