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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Kinder. Ich ertrage das
nicht. Rennie und ich konnten keine Kinder bekommen,
nicht nach meiner Operation. Es war nicht weiter schlimm
für mich, auch wenn ich glaube, dass Rennie gerne Kinder
gehabt hätte. Rennie liebte Kinder. Nicht die Sorte, die
heimlich diesen Schmutz an die Wand neben unserer Wohnungstür malt und die Fenster voll sprüht. Aber kleine Kinder, wissen Sie, in Kinderwagen. Er mochte auch kleine Katzen und junge Hunde. Er war irgendwie sentimental. Er hat
das da gekauft.« Sie deutete auf die Katze im Kamin. »Erst
vor kurzem, unten auf dem Markt. Ganz hübsch, finden Sie
nicht?«
Ich nickte. Ich hatte schon hässlichere Katzen aus Keramik gesehen. Irgendetwas von dem, was sie gesagt hatte,
lenkte meinen Verstand in eine neue Richtung. Rennie Duke hatte Kinder gemocht. Die Dukes waren kinderlos gewesen. Rennie hatte mich für meine Mutter aufgespürt, ohne
dafür Geld von ihr zu nehmen. Um der alten Zeiten willen,
wie meine Mutter gesagt hatte? Oder weil er ein verlorenes
Kind finden und es mit seiner Mutter zusammenbringen
wollte? Hatte vielleicht irgendetwas von dem, was Mutter zu
ihm gesagt hatte, in ihm den Verdacht aufsteigen lassen,
dass es mehr als nur ein verlorenes Kind gab? Hatte irgendein selbstloser Impuls ihn auf eine Spur geschickt, die ihn
bis zu Mrs Marks geführt hatte? Oder hatte er seinen Auftrag lediglich hundertprozentig erfüllen wollen, die i-Punkte
setzen und die Querstriche durch die T’s, wie Mrs Duke es
nannte? Ich hatte Rennie Duke nicht mehr richtig kennen
gelernt und würde es wohl auch nie. Ich musste mich damit
abfinden, ob es mir passte oder nicht. Ich stellte die Ginflasche in den Schrank zurück. »Versprechen Sie mir, dass Sie
heute nichts mehr von diesem harten Zeug trinken«, sagte
ich zu ihr. »Gehen Sie schlafen, Mrs Duke. Sie sehen aus, als
könnten Sie es vertragen.«
»Ja«, stimmte sie mir zu. »Ich weiß, ich sehe schrecklich
aus. Aber keine Sorge, es geht schon wieder.«
Ich trug den Teller und die Gläser in die Küche zurück
und spülte alles unter dem Wasserhahn ab. Ich öffnete ein
paar Schranktüren und fand den Platz, an dem das Geschirr
verstaut wurde. Ordentlich trug ich die abgetrockneten Sachen durch die Küche, und dabei fiel mein Blick auf das Telefon an der Wand. Mehr noch, als ich die Schranktür wieder schloss, bemerkte ich neben dem Telefon eine jener laminierten Tafeln, auf die man mit einem speziellen Stift Notizen schreiben konnte, die sich hinterher mit einem feuchten
Tuch wieder abwischen ließen. Mein alter Optimismus erwachte, als ich mich der Tafel näherte. Sie war voll gekritzelt
mit den verschiedensten Dingen, doch eine sorgfältige Suche
ergab, ganz unten in der Ecke, die Buchstaben EM gefolgt
von einer Telefonnummer. Heureka!, wie der Typ damals gesagt hat, als das Badewasser zu heiß war oder was weiß ich.
Ich ging zur Durchreiche und rief: »Susie, kennen Sie jemanden, dessen Name mit den Initialen EM anfängt?«
Sie überlegte kurz und zuckte dann die Schultern. »Ich
glaube nicht, nein.«
Aha. Freudig erregt notierte ich mir die Nummer. Inspector Morgan hatte sämtliche Unterlagen von Clarence Duke
mitgenommen, doch sie und ihre Lakaien hatten die Tafel
hier übersehen.
Draußen vor dem Wohnblock jagten Teenager auf Rollerblades hin und her. Sie hätten mich fast über den Haufen
gefahren. Ich brüllte sie wütend an. Sie beachteten meinen
Protest überhaupt nicht. In einer dunklen Ecke brach jemand gerade in einen Wagen ein, der dummerweise von
seinem Besitzer dort abgestellt worden war. Ich schob die
Hände in die Taschen und marschierte hastig davon. Sartre
hat mal ein Stück geschrieben über eine Gruppe von Leuten,
die mit anderen zusammen festgesessen hatten, mit denen
sie nicht klarkamen. Es gab keine Möglichkeit zu verschwinden. Es war die Hölle. Es muss ungefähr so gewesen
sein wie hier, dachte ich. Trotzdem, ich hatte ein paar Spuren gefunden, und man konnte nicht behaupten, dass mein
Besuch bei Susie Duke Zeitverschwendung gewesen wäre.
    Ich wollte nicht, dass Ganesh herausfand, was ich vorhatte.
Also beschloss ich am nächsten Morgen, nicht zu fragen, ob
ich das Telefon im Laden benutzen durfte, um die Nummer
anzurufen, die ich von Susie Dukes Küchenbrett abgeschrieben hatte. Ich würde die Straße hinunterspazieren in
der Hoffnung, eine Telefonzelle zu finden, die nicht von
Vandalen unbrauchbar gemacht worden war.
    Doch bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzen konnte,

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