Granger Ann - Varady - 04
irgendwann wiederkriege. Auch den Wagen hat sie behalten. Es ist wirklich ziemlich unbequem. Sie haben gesagt,
sie wären noch nicht fertig mit der Spurensuche. Was glauben sie denn, was sie finden?«
»Hinweise. Indizien«, sagte ich. »Vielleicht hat der Mörder etwas fallen gelassen, oder er hatte speziellen Dreck an
den Schuhen.«
»Ja, sicher«, brummte sie schroff. »Wie in den Büchern.«
Ich hielt am Thema fest und kam zum eigentlichen Punkt
meines Besuchs. »Hat Rennie je eine Mrs Marks erwähnt? Er
hat ihr einen Brief geschrieben.«
»Nein. Hab den Namen nie gehört. Wenn er ihr einen
Brief geschrieben hat, dann ist er höchstwahrscheinlich im
Computer, und den haben die Bullen, wie gesagt.« Sie legte
die Stirn in Falten, als sie versuchte, ihr alkoholumnebeltes
Gehirn in Gang zu bringen. »Die Polizei hat mich ebenfalls
nach diesem Namen gefragt. Mrs Marks. Ich hab ihnen gesagt, dass ich nichts weiß. Sie geben nie auf, wie, die Bullen?
Sie machen weiter und weiter und stellen Fragen über Fragen, und wenn man ihnen hundertmal sagt, dass man nichts
weiß.«
Ich konnte ihr nicht widersprechen. Andererseits machte
ich genau das Gleiche, immer weiter, und ließ sie nicht zur
Ruhe kommen.
»Mrs Duke«, drängte ich. »Könnte Rennie sonst noch irgendwo eine Notiz über Mrs Marks hinterlassen haben?«
»Die Polizisten haben alles mitgenommen«, sagte sie.
Ich glaube nicht, dass sie mich gehört hatte. Sie war plötzlich ganz in ihrer Trauer gefangen. »Jedes Stück Papier, das
sie finden konnten. Sie haben in jeder Schublade gestöbert
und in sämtlichen Schränken. Ich wollte wissen, ob sie einen Durchsuchungsbefehl hätten. Sie fragten, ob ich Einwände hätte. Schließlich würden sie versuchen, Rennies
Mörder zu finden, und ich wollte ihnen doch sicherlich
dabei helfen? Diese frechen Mistkerle. Jede Wette, dass sie
nie rausfinden, wer meinen armen Rennie auf dem Gewissen hat.«
Eine Träne rann über ihre Wange, und sie streckte die
Hand nach der Gin-Flasche aus. Sie war fast leer. Ich nahm
fast an, dass sie einen Vorrat hatte. Geschickt kam ich ihr
zuvor und zog die Flasche weg. Sie blickte mich überrascht
an, doch sie wurde nicht ärgerlich. Eher resigniert.
»Mrs Duke«, begann ich. »Ich weiß, dass Sie eine schwierige Zeit durchmachen. Sie sagen, dass Sie nicht glauben, die
Polizei hätte Erfolg auf ihrer Suche nach dem Mörder Ihres
Mannes. Trotzdem hätten Sie gerne, dass man ihn findet,
oder? Rennies Mörder?«
»Er darf nicht ungestraft davonkommen, nein«, murmelte sie.
»Ganz recht. Und ich möchte ebenfalls herausfinden, wer
es getan hat. Sie haben als Detektiv gearbeitet, und das tue
ich ebenfalls. Vielleicht sind wir zusammen besser als die
Bullen?«
Für einem Moment starrte sie mich an, als hätte der Vorschlag eine gewisse Begeisterung in ihr geweckt. Doch dann
sank sie wieder auf ihrem Sessel zurück. »Ich bin nicht fit
genug dazu. Ich schätze, ich sollte versuchen, das Geschäft
in Gang zu halten, aber im Augenblick kann ich mich einfach nicht damit befassen.«
»Und was halten Sie davon, wenn ich es versuche?«
Sie zuckte die Schultern, was ich als ein Ja verstand.
»Wissen Sie, ob Rennie vielleicht irgendjemanden in der
Vergangenheit gegen sich aufgebracht hat? Jemanden mit
einer kriminellen Vergangenheit oder dunklen Geschäften?
Sie wissen schon, jemand, der sich vielleicht auch mit bezahlten Schlägern auskennt?«
Ich streckte meine Fühler aufs Geratewohl aus. Ich hatte
immer noch den Verdacht, dass Rennies Tod irgendwie mit
mir und der Bitte meiner Mutter in Zusammenhang stand,
doch es ist nie gut, wenn man mit Scheuklappen durch die
Gegend läuft. Die einzige Möglichkeit, absolut sicher zu
sein, dass Rennie Dukes Tod mit dem Geheimnis meiner
Mutter in Zusammenhang stand, bestand darin, jeden anderen mit einem Groll auf den Toten als Täter zu eliminieren.
In Rennies Fall würde es ein langer, mühsamer Job werden
und eine vielleicht nahezu unlösbare Aufgabe, doch ich
konnte es zumindest versuchen.
Sie dachte wirklich angestrengt nach, mit gefurchter Stirn
und blinzelnden Augen vom Zigarettenrauch. »Im Verlauf
der Jahre ist Rennie wohl mehreren Leuten gründlich in die
Quere gekommen. Einige seiner Klienten waren ziemlich
undankbar, anders kann man es nicht nennen. Nach allem,
was Rennie für sie getan hat!«
Das passte zu dem, was Inspector Morgan mir über Rennies Verhältnis zu seinen Klienten erzählt hatte. Ob seine
Witwe wirklich keine
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