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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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arbeitete, und er hatte
nicht gesagt, dass er noch vorbeikommen würde. Ich spähte
nach draußen in der Hoffnung, dass Susie nicht letztendlich
doch nach London zurückgekehrt war. Wer auch immer das
war, er drückte sich unter das Vordach des Eingangs, und
ich konnte nicht viel von ihm sehen. Nur, dass der Besucher
wohl männlich war und nicht groß genug, um Freddy oder
Trevor zu sein; also war das schon mal kein Problem. Damit
blieb nur Wayne Parry übrig. Ich ging, um die Tür zu öffnen, während ich die Finger kreuzte, dass er es nicht war.
    Es war Marty. Er stand auf der Schwelle, scharrte verlegen
mit den Füßen und sah aus wie das personifizierte Elend.
Der Wind trieb Nieselregen unter das Vordach und wirbelte
den Abfall auf der Straße hinter ihm in die Luft, sodass er
sich in dem kahlen Geäst der Hecke verfing. Es war bitterkalt. Marty trug einen dicken Pullover, der ihm irgendwie
noch mehr Ähnlichkeit mit einem großen Stoffspielzeug
verlieh. Seine kleinen blauen Augen blinzelten mich nervös
hinter der regennassen Brille hervor an.
    »Ich war weg«, sagte er. »Gestern Abend, als ich nach London zurückgekommen bin, hat mir jemand aus einer der anderen Wohnungen eine Nachricht gegeben. Sie hat gesagt, du
wärst mit irgendeinem Typen an der Tür gewesen und wolltest mich unbedingt sprechen.«
    »Das ist richtig, Marty. Ich habe dein Geld«, sagte ich zu
ihm.
Er sah mich misstrauisch an. »Wer war der Typ, den du
dabeigehabt hast?«
»Das war nur Nigel, warum? Willst du hier draußen stehen bleiben, bis wir beide eine Lungenentzündung haben,
oder kommst du mit rein?«
Er trottete hinter mir her und blickte sich genauso misstrauisch um wie Ion bei seinem ersten Besuch. Das veranlasste mich zu der Frage: »Was ist los mit dir? Du warst
doch schon einmal hier.«
Er zog nur die wollenen Schultern ein und setzte sich in
einem erbärmlichen Häufchen zopfgemusterter Verzagtheit
auf mein Sofa. Ich machte uns Kaffee, den er mit einem gemurmelten »Danke« entgegennahm; doch er hielt den Becher nur in den Händen, ohne etwas zu trinken.
»Hast du was dagegen, wenn ich eben zu Abend esse?«,
fragte ich in wachsender Ungeduld. »Es wird nämlich sonst
kalt. Möchtest du vielleicht etwas Schinken?«
»Danke, gerne. Mit einer Scheibe Brot bitte«, sagte er.
»Falls du genug übrig hast, heißt das.«
»Du musst ihn dir selbst anbraten.«
Marty nahm seinen Becher mit in meine kleine Küche,
wo bald das Geräusch von brutzelnden Schinkenscheiben zu
hören war. Ich aß zu Ende und trug den Teller in die Küche.
Marty schnitt soeben eine Scheibe Brot in zwei exakt gleiche
Hälften.
»Wo hast du gesteckt?«, fragte ich neugierig. »In London
warst du ja wohl nicht. Du hast nicht gesagt, dass du wegfahren würdest.«
»Ich bin nach Wiltshire zu meinen Eltern gefahren«, berichtete er und betrachtete das Sandwich. »Sie haben einen
Bauernhof. Schweine.«
»Oh, richtig. Dann hast du ja sicher in letzter Zeit eine
Menge Schinken zu essen bekommen. Schweinebauern, sagst
du? Interessant.«
»Nein, absolut nicht«, entgegnete Marty.
Wir waren wieder im Wohnzimmer, und er saß neben
dem Gasofen und kaute auf seinem Sandwich. Das Schlimme war, nachdem ich nun erfahren hatte, dass seine Eltern
Schweine hielten, erinnerte mich Marty mit seinem runden
roten Gesicht und den kleinen Augen unwillkürlich an ein
großes Mastschwein in einem dicken Pullover.
»Kopf hoch«, sagte ich zu ihm und unterdrückte ein Kichern. »Ist es das Stück, weswegen du so niedergeschlagen
bist? War das der Grund, warum du nach Wiltshire gefahren bist? Die meisten Zuschauer waren begeistert.«
»Philister!«, knurrte Marty undeutlich mit einem Mund
voll Schinken und Brot.
»Sieh mal, was für ein Publikum hast du denn im Rose
Pub erwartet? Es ist doch wirklich alles super gelaufen,
bis Digger sich eingemischt hat. Freddy hat sein Wort
wahr gemacht und uns einen Anteil vom Gewinn gegeben.« (Ich verschwieg die Umstände, unter denen ich unsere Anteile eingesammelt hatte. Sie gingen Marty nichts
an.) »Ich habe deinen Umschlag hier. Warte, ich hole
ihn eben. Deiner ist der einzige, den ich noch nicht abgeliefert habe.«
Ich erhob mich in der Absicht, den braunen Umschlag
holen zu gehen.
Marty blickte auf, und hinter seinen Brillengläsern blitzte
unerwartet Zorn auf.
»Dieser verdammte Trevor!«, schimpfte er aufgebracht.
»Er hat diesen Köter absichtlich reingelassen! Ich schwöre,
dass er es war!«
»Er soll Digger

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