Granger Ann - Varady - 05
ich noch mal bei
einem Stück mitspiele, oder?«, fragte Ganesh unvermittelt.
»Weil ich nämlich nicht interessiert bin. Ich werde nie wieder den Fuß auf eine Bühne setzen.«
Und so bin ich wieder da, wo ich angefangen habe, auf der Suche nach etwas, womit ich mir ein wenig Geld verdienen kann.
Silvio war ein organisierter Mann und fair obendrein. Das
Buchhaltungssystem funktionierte weiter, obwohl die Pizzeria
San Gennaro fürs Erste geschlossen blieb. Po-Ching, Pietro,
der Akkordeonspieler, und ich fanden jeder einen Scheck mit
einem Wochenlohn in der Post, zusammen mit unseren Entlassungspapieren. Der rundliche Buchhalter hatte sie uns geschickt. Wir waren offiziell wieder auf dem Arbeitsmarkt und
standen zur Verfügung – nur dass der Arbeitsmarkt, soweit es
mich betrifft, nicht sonderlich interessiert zu sein scheint.
Doch als ich die Hunde-Ausführerinnen im Park gesehen
hatte, war mir eine Idee gekommen. Ich muss sowieso jeden
Tag mit Bonnie raus. Ich könnte die Hunde anderer Leute
ausführen. Ich werde Hari fragen, ob ich ein kleines Schild
in seinem Laden aufhängen darf. Ich muss nur einen günstigen Augenblick abpassen, weil ich nicht weiß, wie Ganesh
darauf reagieren wird. Das heißt, eigentlich weiß ich es. Das
ist ja das Dumme.
Nachdem die Gerichtsverhandlung wegen Ions Tod vorbei
war, kehrte auch Marty wieder in unsere Gegend zurück. Ich
begegnete ihm zufällig auf der Straße. Diesmal war er wieder
ganz der Alte mit seinem grinsenden runden Gesicht.
»Ich bin froh, dass wir uns getroffen haben, Fran«, sagte
er. »Ich weiß, dass die Dinge ein wenig außer Kontrolle geraten sind, als wir das letzte Mal zusammen auf der Bühne
waren. Aber du warst ziemlich gut. Wenn ich die Chance
bekomme, noch einmal Regie bei einem Theaterstück zu
führen – hättest du dann vielleicht Lust, noch einmal für
mich zu spielen?«
Ich dachte an die Querelen bei den Proben. Ich dachte
daran, wie kalt es im Veranstaltungsraum des Rose Pub gewesen war und wie schmuddelig die Kostüme in dem alten
Flechtkorb ausgesehen hatten. Ich erinnerte mich sehr genau an die beengte Umkleide und den Gestank darin. Ich
dachte an das Desaster des Hundekampfs und sinnierte darüber nach, wie unsicher wir gewesen waren, ob wir überhaupt Geld erhalten würden. Ich dachte an Ganeshs Entsetzen bei der Vorstellung, noch einmal auf eine Bühne zu
müssen, und ich wusste, dass das eine Seite an mir war, die
Ganesh wohl niemals verstehen würde.
»Aber sicher! Selbstverständlich würde ich das!«, sagte ich
zu Marty. »Gib nur Bescheid, sobald du eine neue Rolle für
mich hast.«
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