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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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und ich heftete
mich an ihn und nutzte den Raum aus, den er freimachte.
Vielleicht hat er gespürt, dass ihm jemand gefolgt ist, weil er
sich plötzlich umgedreht hat. Ich … Ich habe sein Gesicht gesehen. Es war Trevor, der Barmann aus dem Rose.«
Trevor, wer sonst? Ich hätte es wissen müssen. Trevor mit
seinen nach Pub stinkenden Klamotten. Trevor, Freddys
loyaler Angestellter. Trevor war sicher auch der Mann, dem
ich im dunklen Eingang von Susies Wohnhaus begegnet
war.
»Ich habe dich nicht gesehen«, sagte ich dumpf. Doch ich
hatte nur Augen für Ion gehabt. Als Resultat waren mir andere Dinge entgangen, die ich hätte bemerken müssen.
»Die Sache ist«, fuhr Marty fort, »er hat mich gesehen
und offensichtlich erkannt. Er hat mich böse angestarrt. Ich
war ein wenig erschrocken. Ich meine, ich hätte nicht erwartet, dass er vor Freude einen Luftsprung macht, aber er
kannte mich und wusste, dass ich bei dem Stück im Pub
mitmachte, und ich hätte erwartet, dass er wenigstens ›Hi‹
sagen würde oder so was in der Art. Aber stattdessen hat er
nur gefragt: ›Willst du was?‹, und das in einem sehr gemeinen Ton, das kann ich dir sagen. Ich wollte keinen Ärger,
bestimmt nicht. Trevor ist gebaut wie ein Schrank, und irgendwas an ihm erinnert mich ständig an Digger, diesen
Hund von Freddy. Er sieht irgendwie gefährlich aus, verstehst du, was ich meine?«
Ich nickte. Nur allzu gut.
»Also ließ ich mich zurückfallen«, fuhr Marty fort. »Aber
ich hielt die Augen nach ihm offen, weil ich ihm nicht noch
mal über den Weg laufen wollte. Ich habe gesehen, wie er
bis zum Ende des Bahnsteigs ging. Er war groß, größer als
die meisten Leute unten in der Station. Er suchte irgendwas.
Er hat sich immer wieder umgesehen. Zuerst dachte ich, er
hält nach mir Ausschau, und das hat mir Angst gemacht.
Aber dann bemerkte ich, dass er nach jemand anderem
suchte, und ich wurde neugierig. Ich stahl mich unauffällig
ein wenig näher heran.«
Marty schob die Brille auf die Stupsnase zurück. »Dann
habe ich diesen Jungen gesehen.«
Ich konnte nicht sprechen. Marty hatte innegehalten, als
erwartete er, dass ich etwas sagte, doch ich konnte nichts
tun, außer wortlos zu nicken.
Vielleicht dachte er, ich hätte nicht kapiert, weil er anfing,
den Jungen zu beschreiben, den er gesehen hatte. »Dunkle
Haare, sehr dünn, klein und schmächtig. Seine Klamotten
waren ein paar Nummern zu groß und hingen an ihm runter. Dann bemerkte der Junge Trevor. Ich habe noch nie
jemanden gesehen, der plötzlich so viel Angst hatte. Der
Junge wäre weggerannt, wenn er gekonnt hätte, aber wegen
der vielen Leute auf dem Bahnsteig konnte er nicht. Trevor
hatte ihn entdeckt. Er bahnte sich einen Weg zu ihm. Der
Zug lief ein. Alles strömte nach vorn zur Bahnsteigkante.
Niemand achtete auf Trevor und den Jungen, außer mir.«
Marty brach ab.
»Sprich weiter«, flüsterte ich.
»Der Junge versuchte, sich einen Weg durch die Menge zu
bahnen, und sah immer wieder über die Schulter nach hinten
zu Trevor, der ständig weiter aufholte. Er kam zum Ende des
Bahnsteigs, und es ging nicht mehr weiter. Er drehte sich zu
Trevor um. Er sagte irgendetwas zu ihm, oder wenigstens bewegte sich sein Mund. Trevor streckte den Arm aus und legte
dem Jungen eine Hand auf die Schulter, wie man es macht,
wenn man versucht, jemanden zu beruhigen. Dann bewegte
sich die Menge, der Zug kam, und der Junge fiel auf die Gleise.« Marty schniefte leise. »Ich kann nicht beschwören, dass
Trevor ihn gestoßen hat. Vielleicht hat er nur versucht, sich
aus Trevors Griff zu befreien und ist dabei gestolpert.«
»Ob Trevor ihn gestoßen hat oder nicht«, sagte ich langsam, »er trägt die Verantwortung. Ion ist gefallen, weil er
versucht hat, vor Trevor zu flüchten.«
Marty schluckte, und sein Adamsapfel tanzte in der Kehle
auf und ab. »Was wollte Trevor von dem Jungen, Fran?«,
fragte er.
»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete ich.
Marty leckte sich die Lippen. »Wie dem auch sei, ich
wusste damals nicht, dass der Junge ein Freund von dir war.
Ich wusste nur, dass ich keine Scherereien mit dem Pub haben wollte, wegen des Stücks. Also hab ich niemandem etwas davon erzählt. Dann, am nächsten Abend, als ich zur
Probe wollte, bekam ich am Ausgang der U-Bahn-Station
ein Flugblatt in die Hand gedrückt. Die Polizei suchte nach
Zeugen. Es war das Blatt, das mir aus der Tasche gefallen ist
und das du aufgehoben hast. Du hast gesagt, du hättest

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