Grant County 03 - Dreh dich nicht um
kostenlos zur Therapie gegangen.«
»An diese Information zu kommen, könnte schwierig werden.«
Sara schlug vor: »Du könntest Jill Rosen nochmal fragen.«
»Die sagt nichts mehr, fürchte ich.« Jeffreys Miene verfinsterte sich. »Wir haben das ganze Wohnheim verhört, und niemand wusste irgendwas über den Kerl.«
»Dem Geruch in seinem Zimmer nach zu urteilen, hat er die meiste Zeit dort verbracht.«
»Wenn Dickson gedealt hat, gibt sowieso keiner zu, ihn gekannt zu haben. Jede einzelne Toilette im Wohnheim hat gerauscht, als bekannt wurde, dass wir herumschnüffeln.«
Sara überlegte laut: »Sowohl er und Rosen waren Einzelgänger. Beide nahmen Drogen.«
»Rosens Drogenscreening war sauber.«
»Glückssache«, erinnerte ihn Sara. »Im Labor testen sie nur die Substanzen, die ich angebe. Es gibt Tausende von anderen Drogen, die er genommen haben könnte.«
»Ich glaube, jemand hat in Dicksons Zimmer Spuren verwischt.«
Sara sah ihn fragend an.
»Im Kühlschrank stand eine Flasche Wodka, halb voll, aber keine Fingerabdrücke. Auf ein paar Bierdosen waren Dicksons Fingerabdrücke und ein paar ältere, vielleicht von dem Verkäufer, bei dem er sie gekauft hat.« Er hielt inne.
»Wir versuchen, an der Spritze was zu finden. Die, die am Boden lag, war zu stark zerstört. Sie haben die Dielen abgeschabt, aber ich glaube nicht, dass sie da was finden.« Wieder zögerte er. »Lena hat die andere Spritze gefunden.«
»Wie das?«
»Sie hat sie unterm Bett liegen sehen.«
»Hat sie sie angefasst?«
»Ja, überall.«
»Hat sie ein Alibi?«
»Ich war den ganzen Morgen mit Lena zusammen«, sagte Jeffrey. »Die Nacht ist sie mit Ethan White zusammen gewesen. Sie geben sich gegenseitig ein Alibi.«
»Das scheint dich nicht sehr zu überzeugen.«
»Im Moment vertraue ich keinem von beiden, vor allem seit ich Ethan Whites Akte kenne. Man wacht nicht morgens auf und ist plötzlich kein Rassist mehr. Das Einzige, das alle miteinander verbindet, auch der Überfall auf Tess, wäre ein rassistischer Hintergrund.«
Sara wusste, worauf er hinauswollte. »Wir haben darüber doch schon gesprochen. Woher hätte jemand wissen sollen, dass Tessa am Tatort auftaucht? Das ist viel zu unwahrscheinlich.«
»Lena erscheint einfach überall auf der Bildfläche. Das kann doch kein Zufall sein.«
Sara verstand, was er meinte. Das gleiche Problem hatten sie mit Andy Rosens mutmaßlichem Selbstmord. Zufälle waren selten.
»Dieser White«, begann Jeffrey, »er ist ein echter Kotzbrocken, Sara. Was zum Teufel hat sie mit so einem zu schaffen?«
Sara lehnte sich zurück und wartete, bis er sie ansah.
»Wenn man bedenkt, was Lena durchgemacht hat, ist es kein Wunder, dass sie plötzlich etwas an jemandem wie White findet. Er ist ein gefährlicher Mann. Ich weiß, du hältst ihn für ein Kind, aber nach dem, was du mir erzählst, benimmt er sich nicht wie ein Kind. Lena könnte sich zur Gefahr hingezogen fühlen. Gefahr ist für sie eine bekannte Größe, mit der sie umgehen kann.«
Jeffrey schüttelte den Kopf, als könnte er das einfach nicht akzeptieren. Manchmal hatte Sara das Gefühl, er kannte Lena überhaupt nicht. Jeffrey neigte dazu, in Menschen das zu sehen, was er sehen wollte, und nicht das, was sie wirklich waren. Tatsächlich war das auch in ihrer Ehe ein Problem gewesen, und daran wollte Sara jetzt nicht erinnert werden.
Sie sagte: »Bis auf Ellen Schaffer könnte es sich um eine Reihe von Zufällen handeln, die du und Lena zu eurer Privatfehde umgemünzt habt.« Als er etwas erwidern wollte, legte sie ihm den Finger auf den Mund. »Ich weiß, was du sagen willst, aber du kannst nicht abstreiten, dass da eine gewisse Feindseligkeit zwischen dir und Lena ist. Es könnte sogar sein, dass sie Ethan White deckt, nur um dir eins auszuwischen.«
»Möglich.« Zu Saras Überraschung gab er ihr Recht.
Sara lehnte sich wieder zurück. »Glaubst du wirklich, dass sie trinkt?«, fragte sie. »Ich meine, dass sie ein Alkoholproblem hat?«
Er zuckte die Schultern, und Sara dachte daran, wie sehr Jeffrey Alkoholiker hasste. Sein Vater war ein Säufer gewesen, und selbst wenn Jeffrey behauptete, seine schlimme Kindheit weit hinter sich gelassen zu haben, wusste Sara, dass ein Alkoholiker ihn weniger kalt ließ als ein Mörder.
»Dass sie verkatert war, heißt noch nicht, dass sie ein Problem hat – es heißt nur, dass sie an einem Abend zu viel getrunken hat.« Sara wartete, bevor sie fortfuhr. »Und was ist damit?« Sie
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