Grant County 03 - Dreh dich nicht um
hat.«
Sara ignorierte den Kommentar. Sie sah nochmal im Verzeichnis unter Zoloft nach, ob sie nichts übersehen hatte.
»Nebenwirkungen: Anorgasmie, Angstzustände, erhöhter Appetit, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit …«
»Daher vielleicht das Xanax.«
Sara sah von der Liste auf. »Kein Arzt, der einigermaßen bei Verstand ist, hätte ihm die ganzen Pillen auf einmal verschrieben.«
Jeffrey verglich die Etiketten. »Er ging zu vier verschiedenen Apotheken.«
»Eine einzige hätte ihm das bestimmt nicht alles verkauft. Das wäre fahrlässig.«
»Wir brauchen etwas Stichhaltiges, wenn wir die Apothekenkartei durchsuchen wollen«, sagte er. »Kennst du den Arzt?«
»Nein«, sagte sie und öffnete die unterste Schreibtischschublade. Sie holte das Telefonbuch von Grant County und Umgebung heraus. Sie überflog die Einträge und stellte fest, dass der genannte Arzt nicht drin stand. »Er arbeitet nicht für eine Klinik oder das College?«
»Nein«, sagte Jeffrey. »Vielleicht sitzt er in Savannah. Dort ist eine der Apotheken.«
»Ich habe aber kein Telefonbuch von Savannah.«
»Da gibt es so eine neue Erfindung«, zog Jeffrey sie auf.
»Nennt sich Internet.«
»Schon gut«, sagte sie. Auf den Vortrag, welche tollen Möglichkeiten die Technik bot, verzichtete sie gerne. Sie verstand, dass jemand wie Jeffrey davon profitierte, aber was Sara anging, sie hatte zu viele bleiche, dicke Kinder in ihrer Praxis, als dass sie die Vorteile des Computers preisen würde.
Jeffrey spekulierte: »Vielleicht ist es gar kein Arzt?«
»Wenn der Apotheker den Arzt nicht kennt, braucht er die DEA-Nummer, wenn er ein Rezept entgegennimmt. Es ist alles in einer Datenbank gespeichert.«
»Vielleicht hat jemand die DEA-Nummer eines pensionierten Arztes geklaut?«
»Zumindest verschreibt er keine Narkotika oder Oxycodon. Wahrscheinlich lassen die Sachen hier bei der Apothekenaufsicht noch nicht gleich die Signalflaggen hochgehen.«
Sara runzelte die Brauen. »Ich verstehe immer noch nicht, worum es hier geht. Es sind keine Stimulantien. High werden kann man davon nicht. Das Xanax kann süchtig machen, aber er hatte Methamphetamin und Marihuana, was beides sehr viel wirksamer ist.«
Carlos würde die Pillen nachher zählen und einordnen, doch aus reiner Neugier öffnete Sara eins der Zoloft-Fläschchen. Ohne eine Tablette herauszunehmen, verglich sie den Inhalt mit der Zeichnung im Katalog. »Passt.«
Jeffrey öffnete das nächste Fläschchen, und Sara nahm sich das dritte vor. »Meine nicht.«
Sara spähte in den Behälter. »Nein«, sagte sie. In der obersten Schublade fand sie eine Pinzette und nahm vorsichtig eine der durchsichtigen Kapseln heraus. Im Innern war ein feines weißes Puder. »Schicken wir es ein und lassen überprüfen, was das ist.«
Jeffrey öffnete ein Fläschchen nach dem anderen. »Reicht das Budget für den Eilzuschlag?«
»Wir haben wohl keine Wahl.« Sara packte die Kapsel in eine kleine Plastiktüte. Sie half Jeffrey, den Inhalt der anderen Fläschchen zu untersuchen, doch die anderen hatten alle irgendeine Art Stempel, die den Arzneimittelhersteller identifizierten.
»Vielleicht benutzte er nur die Kapseln und tat etwas andere? hinein?«
»Lassen wir das unbekannte Zeug zuerst testen«, schlug Sara vor. Sie wusste, wie teuer eine fruchtlose Suche sein würde. In Atlanta hätte es mehr Möglichkeiten gegeben, aber das Budget in Grant County war so knapp, dass sich Sara seit Monaten Gummihandschuhe aus der Kinderklinik leihen musste.
»Wo kommt Dickson her?«
»Von hier«, sagte Jeffrey.
Dann stellte Sara noch einmal die Frage von vorhin: »Wie haben seine Eltern es aufgenommen?«
»Besser, als ich erwartet hätte«, sagte Jeffrey. »Scheint kein einfacher Geselle gewesen zu sein.«
»Wie Andy Rosen«, warf Sara ein. Sie hatte Jeffrey auf der Heimfahrt von Atlanta erzählt, welchen Eindruck Hare von Andy Rosen gewonnen hatte.
»Wenn unsere einzige Verbindung die ist, dass wir es mit zwei verwöhnten Twens zu tun haben, ist die Hälfte aller Studenten in Gefahr.«
»Auch Rosen war manisch-depressiv«, sagte Sara.
»Dicksons Eltern sagten, er sei nicht depressiv gewesen. Er hat nie was von einer Therapie erwähnt. Soweit sie wissen, war ihr Sohn kerngesund.«
»Hätten sie denn was gewusst?«
»Sie scheinen nicht so ganz auf dem Laufenden zu sein, aber immerhin hat der Vater die Rechnungen bezahlt. Irgendwas hätte er doch in die Finger bekommen.«
»Vielleicht ist er am College
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