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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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wurde er aufgehalten«, sagte sie. »Wir fangen einfach an, und wenn er kommt, machen wir Pause.«
    Sara klopfte auf das Diktaphon und begann mit William Dicksons Obduktion. Sie deklarierte, was sie bis jetzt gefunden hatte, untersuchte jedes Organ und jedes Stück Haut unter der Lupe, bis sie sicher war, dass sie nichts übersehen hatte. Bis auf eine Fettleber und das Frühstadium einer Gehirnerweichung, die zu langjährigem Drogenkonsum passte, war nichts Außergewöhnliches an dem Jungen festzustellen – abgesehen von der Art, wie er ums Leben gekommen war.
    Sie endete den Bericht mit dem Schluss, den sie Jeffrey mitgeteilt hatte. »Der Tod geht auf die Okklusion der Hauptschlagadern mit anschließender zerebraler Hypoxie zurück.« Sie klopfte wieder auf das Diktaphon, dann zog sie die Handschuhe aus.
    »Nichts«, fasste Jeffrey zusammen.
    »Nichts«, bestätigte Sara und zog sich ein frisches Paar Handschuhe über. Sie vernähte gerade den Y-Schnitt mit der üblichen Matratzennaht, als der Dienstfahrstuhl klingelte.
    Carlos war verschwunden, noch bevor sich die Türen öffneten.
    »Hey, Lady«, rief Brock fröhlich und rollte eine Stahlbahre in die Leichenhalle. »Tut mir leid, dass ich so spät komme. Unerwartet ist Kundschaft aufgekreuzt, und ich musste sie trösten. Ich hätte Mama anrufen können, aber ihr wisst ja, wie es ist.« Er lächelte Jeffrey an, dann wieder Sara, ohne auszusprechen, dass er seiner eigenen Mutter nicht traute. »Egal, ich habe mir gedacht, euch fällt bestimmt was ein, wie ihr die Zeit rumkriegen könnt.«
    »Schon in Ordnung«, versicherte Sara und ging zum Kühlschrank.
    »Den hier krieg ich nicht«, sagte Brock mit einem Blick auf Dickson. » Die Parkers aus Madison übernehmen ihn.«
    Die Bahre blieb an einer kaputten Fliese hängen, und Brock stolperte.
    »Kann ich helfen?«, fragte Jeffrey.
    Brock lachte, als er sich aufrichtete. »Führerschein und Wagenpapiere habe ich dabei, Chief.«
    Sara rollte Andy Rosen herein und half dann Brock dabei, die Leiche umzubetten.
    Brock fragte: »Brauchst du den Sack gleich?«
    »Bring ihn mir einfach morgen irgendwann zurück«, sagte sie, doch dann dachte sie an Carlos. »Das heißt – könntest du ihn vielleicht doch in einem Sack von dir mitnehmen?«
    »Ich bin allzeit gerüstet«, sagte er und griff unter die Bahre. Auf dem dunkelgrünen Leichensack, den er hervorholte, prangte das goldene Wappen von Brock und Söhne.
    Sara zog den Reißverschluss auf, während Brock seinen Sack auf die Bahre legte.
    »Schöner Schnitt«, sagte Brock. »Kann ich einfach zusammenkleben und mit ein bisschen Watte ausstopfen.«
    »Danke«, sagte Sara.
    »Hab ihn mir gestern angesehen, als ich hier war, um schon mal einzuschätzen, was für Kosmetik ich an ihm ausprobiere.« Er seufzte resigniert. »Den Kopf muss ich eben kitten. Sonst läuft mir der Kleine todsicher aus.«
    Sara hielt inne. »Wo läuft da was aus?«
    Er zeigte auf die Stirn. »Aus dem Loch. Ich dachte, du hättest es gesehen, Sara. Tut mir leid.«
    »Nein«, sagte Sara und griff nach der Lupe. Sie schob Andy Rosens Haar zurück und fand eine kleine Einstichwunde in der Kopfhaut. Die Leiche hatte eine Weile gelegen, und mit der Zeit hatte sich die Haut um das Loch gespreizt. Sara konnte das Loch sogar ohne Lupe erkennen. »Ich kann nicht fassen, dass ich das übersehen habe«, sagte sie.
    »Ich weiß, dass du den Kopf untersucht hast«, sagte Jeffrey. »Ich habe es gesehen.«

    »Ich war so müde gestern Nacht«, sagte sie. »Gottverdammt.«
    Brock sah sie schockiert an. Sara hatte das Gefühl, sie müsste sich entschuldigen, doch sie war zu aufgebracht. Das Einstichloch an Andy Rosens Stirn stammte offensichtlich von einer Nadel. Jemand hatte ihm etwas in die Kopfhaut injiziert und gehofft, die kleine Wunde würde von den Haarwurzeln verdeckt. Hätte sie Brock nicht darauf hingewiesen, dann hätte sie es übersehen.
    Zu Jeffrey sagte sie: »Ich brauche Carlos. Wir müssen nochmal Blut- und Gewebeproben nehmen.«
    Jeffrey fragte: »Ist denn noch Blut übrig?«
    Brock sagte: »Wir haben kein – «
    »Natürlich ist noch welches da«, unterbrach Sara. Dann sagte sie, mehr zu sich selbst: »Ich werde die Haut um die Wunde entfernen. Wer weiß, was ich noch übersehen habe.«
    Sie nahm die Brille ab. Sie war so wütend, dass ihr alles vor Augen verschwamm. »Gottverdammt«, sagte sie noch einmal. »Wie konnte ich das nur übersehen?«
    »Ich habe es schließlich auch übersehen«, sagte

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