Grant County 03 - Dreh dich nicht um
gesehen.«
»Der neue Streifenwagen musste beschriftet werden«, erklärte Sara, doch sie spürte die Röte in ihre Wangen steigen.
Tessa sah sie ungläubig an. »Hat er letztes Mal nicht genau das Gleiche behauptet?«
Sara antwortete nicht. Sie erinnerte sich gut an den Tag, als sie früher von der Arbeit nach Hause gekommen war und Jeffrey mit der Inhaberin vom örtlichen Schilder-Dienst im Bett erwischte hatte. Ihre Familie war entsetzt, dass Sara vor einiger Zeit wieder etwas mit Jeffrey angefangen hatte. Sie begriff es selbst nicht, aber sie war einfach nicht in der Lage, einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn es um Jeffrey ging, versagte ihr logisches Denken.
Tessa warnte: »Du musst vorsichtig sein. Er darf sich nicht zu sicher fühlen.«
»Ich bin nicht blöd.«
»Manchmal schon.«
»Du aber auch«, schoss Sara zurück und kam sich albern vor, noch bevor sie es ausgesprochen hatte.
Doch bis auf das Sirren der Klimaanlage war es still im Wagen. Schließlich spottete Tessa: » Gut gekontert.«
Sara versuchte es mit Lachen zu übergehen, aber sie war zu genervt. »Tessie, es geht euch einfach nichts an.«
Jetzt lachte Tessa so laut, dass es Sara in den Ohren wehtat. »Weißt du, Schätzchen, das hat noch niemanden davon abgehalten, seine Nase irgendwo reinzustecken. Maria Simms hing wahrscheinlich schon am Telefon, bevor die Schlampe auch nur den Hintern aus ihrem Truck bewegt hatte.«
»Nenn sie nicht so!«
Tessa fuchtelte wieder mit dem Löffel herum. »Wie soll ich sie denn nennen? Nutte?«
»Weder noch«, sagte Sara ernst. »Nenn sie einfach gar nicht.«
»Ach, ich finde aber, den einen oder anderen Titel hat sie verdient.«
»Jeffrey war es, der mich betrogen hat. Sie hat nur eine günstige Gelegenheit ausgenutzt.«
»Weißt du«, begann Tessa, » zu meiner Zeit habe ich auch eine Menge günstige Gelegenheiten ausgenutzt, aber nie bei einem verheirateten Mann.«
Sara schloss die Augen. Sie wünschte, ihre Schwester würde den Mund halten. Sie hatte keine Lust auf diese Unterhaltung.
Doch Tessa war noch nicht fertig: »Maria hat Penny Brock erzählt, sie wäre fett geworden.«
»Was hast du denn mit Penny Brock zu tun?«
»Verstopfter Abfluss in der Küche«, erklärte Tessa und schob sich schmatzend den Löffel in den Mund. Tessa hatte Vollzeit für die Familienklempnerei Linton und Töchter gearbeitet, bis sie mit ihrem dicken Bauch nicht mehr unters Waschbecken passte, doch die Saugglocke auf den Ausguss drücken konnte sie immer noch. »Penny sagt, sie sieht aus wie ein Walross.«
Sara konnte nichts dagegen tun, sie musste innerlich feixen.
Tessa sagte: »Du lächelst. Ich hab’s gesehen.«
Sara taten die Wangen weh vor Anstrengung, ein ernstes Gesicht zu machen. »Wir sind schrecklich.«
»Wieso?«
»Weil …« Saras Gedanken schweiften ab. »Weil ich mir bescheuert dabei vorkomme.«
»Ach was, du bist, waste bist, wie Popeye sagen würde.«
Tessa kratzte theatralisch mit dem Plastiklöffel den letzten Rest Eis aus dem Becher. Sie seufzte herzzerreißend, als hätte der Tag soeben eine schreckliche Wendung genommen. »Krieg ich den Rest von deinem?«
»Nein.«
»Ich bin schwanger!«, heulte Tessa.
»Nicht meine Schuld.«
Tessa kratzte weiter in ihrem Becher. Als Nächstes begann sie sich die Fußsohle an der Holzverkleidung des Armaturenbretts zu kratzen.
Eine volle Minute verging, bis Saras Große-Schwester-Schuldgefühle wie ein Presslufthammer zu arbeiten begannen. Sie versuchte dagegen anzukämpfen, in dem sie schneller aß, doch das Eis blieb ihr im Hals stecken.
»Hier, du Riesenbaby.« Sara überreichte ihrer kleinen Schwester den Becher.
»Danke«, flötete Tessa. » Vielleicht können wir uns noch eins holen, für später?«, schlug sie dann vor. »Aber kannst du diesmal reingehen? Ich will nicht, dass sie denken, ich wäre total verfressen, und außerdem – «, sie klimperte mit den Wimpern, »kann sein, dass der Typ hinter der Theke nicht so gut auf mich zu sprechen ist.«
»Wie das wohl kommt!«
Tessa blinzelte unschuldig. »Manche Leute sind einfach furchtbar empfindlich.«
Sara öffnete die Tür, erleichtert darüber, aus dem Wagen rauszukommen. Sie war kaum einen Meter gegangen, als Tessa das Fenster herunterkurbelte.
»Ich weiß«, seufzte Sara. »Extra viel Schokolade.«
»Ja, aber noch was – «, Tessa leckte das Eis von Saras Telefon, bevor sie es ihr durchs Fenster reichte. »Jeffrey ist dran.«
Sara hielt zwischen Jeffreys Wagen und einem
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