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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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herankäme, doch sie konnte nicht wegsehen, sah ihm noch immer wie gebannt in die Augen.
    Er lächelte, wahrscheinlich merkte er, dass seine Worte Wirkung zeigten. »Du weißt, dass ich dich noch nicht einmal geküsst habe«, sagte er und berührte ihre Lippen. Ein Teil von ihr, den sie für tot gehalten hatte, reagierte auf die Berührung, und sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen traten. Sie musste das hier abbrechen, bevor die Sache außer Kontrolle geriet. Sie musste etwas tun, um ihn endgültig aus ihrem Leben zu verbannen.
    »Bitte«, er lächelte zurückhaltend. »Lass uns nochmal von vorne anfangen.«
    Ihr fiel nur eins ein, das ihn stoppen würde. »Ich möchte wieder zurück zur Polizei.«
    Er zuckte zurück, als hätte sie ihn angespuckt.
    Sie erklärte: »Ich bin eben ein Cop.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach er. »Ich weiß, wer du bist, Lena, du bist kein Cop.«
    Plötzlich kam Chuck herein, die Schlüssel an seinem Gürtel rasselten. Sie war so erleichtert über sein Auftauchen, dass sie sogar lächelte.
    »Was ist?«, fragte Chuck misstrauisch.
    Ethan sagte zu Lena: »Wir sprechen uns später.«
    »Ja, ja«, sagte sie kühl.
    Doch er ließ sich nicht abwimmeln. »Wir sprechen uns später, okay?«
    »Also gut«, willigte sie. Sie hätte alles gesagt, um ihn loszuwerden. »Okay, wir sprechen uns später. Und jetzt hau ab.«
    Endlich ging er, und Lena sah zu Boden. Sie versuchte, ihre Kräfte zu sammeln. Auf dem Boden war Blut. Ihr Finger tropfte wie ein Wasserhahn.
    Chuck verschränkte seine dicken Arme. »Worum ging es denn da?«
    »Geht Sie nichts an«, sagte sie und verschmierte das Blut mit ihrem Schuh.
    »Sie haben Dienst, Adams. Verbummeln Sie nicht meine Zeit.«
    »Ach, werde ich neuerdings für Überstunden bezahlt?«
    Das war natürlich Unsinn. Am College herrschte Gleitzeit, und keiner bekam seine Überstunden ausgezahlt. Chuck vergaß praktischerweise immer, wie viel Zeit Lena noch zustand.
    Sie hielt den Finger hoch. »Ich muss ins Büro, die Wunde versorgen.«
    »Zeigen Sie mal her«, sagte Chuck, als würde sie simulieren.
    »Es geht fast bis auf den Knochen«, erwiderte sie und wickelte den Hemdzipfel ab. Ihre Hand pochte heiß und kalt.
    »Vielleicht muss es genäht werden.«
    »Da muss nichts genäht werden«, stellte Chuck kurzerhand fest. »Gehen Sie schon mal ins Büro. Ich bin auch gleich da.«
    Lena verließ das Labor, bevor er es sich anders überlegte oder die große weiße Box mit dem roten Kreuz an der Wand entdeckte, die womöglich auch ein Pflaster enthalten hätte.
    Das Gewitter, das sich die ganze Woche angekündigt hatte, brach genau in dem Moment los, als Lena den Hof überquerte. Der Wind war so stark, dass der Regen ihr fast waagerecht entgegenpeitschte, es fühlte sich im Gesicht an wie winzige Glassplitter. Sie kniff die Augen zusammen und beschirmte sie mit der Hand, um etwas sehen zu können.
    Nachdem sie ewig nach dem Schlüssel gekramt und endlich aufgesperrt hatte, riss der Wind die Tür auf und ließ sie gegen die Wand krachen. Lena packte die Tür und stemmte sich von innen dagegen, um sie wieder zu schließen.
    Sie drückte mehrmals den Lichtschalter, doch ganz offensichtlich war der Strom ausgefallen.
    Fluchend holte Lena ihre Taschenlampe heraus und machte sich damit auf die Suche nach dem Erste-Hilfe-Kasten. Als sie ihn endlich gefunden hatte, bekam sie das verdammte Ding nicht auf. Sie stemmte die Klinge ihres Messers unter den Plastikdeckel. Ihre Hand war so glitschig, dass ihr das Messer aus der Hand rutschte, der Kasten ging zu Boden, und der komplette Inhalt verteilte sich gleichmäßig auf dem Boden. Mit der Taschenlampe fand Lena, was sie brauchte, den Rest ließ sie auf dem Boden liegen. Sollte Chuck doch selbst aufräumen, wenn es ihn störte.
    »Mist«, zischte Lena, als sie Alkohol auf die offene Wunde tupfte. Blut und Alkohol tropften auf den Tisch. Sie versuchte, die Lache mit dem Ärmel wegzuwischen, doch das machte es nur noch schlimmer.
    »Scheiß drauf«, murmelte sie.
    In ihrem Spind war ein Regencape, doch Lena hatte es noch nie benutzt. Es hatte nur auf einer Seite Druckknöpfe, eine Fehlkonstruktion. Chuck hatte natürlich ein anständiges Cape, das man richtig verschließen konnte. Lena beschloss, sich für den Heimweg seins auszuleihen.
    Nach ein paar leichten Schlägen auf den Riegel sprang Chucks Spind auf. Der Regenmantel lag originalverpackt im obersten Fach. Lena beschloss, die Gelegenheit zu nutzen und sich in seinem

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